Unsere Traumreise in die zweite Heimat im Juli 2021

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Kurz vor Reiseantritt passierte es: der Blitz schlug keine 20 m von uns in die Riesenfichte ein: Sicherung raus, Internetrouter kaputt, Steuerelektronik der Heizung ausgefallen und  Batterie vom Karoq hinüber. Aber dann gab es nur die guten Nachrichten:

Alle Ausfälle konnten wir innerhalb eines Tages klären.

  • Pünktlich zum Tag unserer Flugreise wurde Russland zurückgestuft auf Hochrisikoland. Das heißt unsere Vorsorgeeinkäufe für 2 Wochen Quarantäne waren gar nicht erforderlich. Mit Impfausweis können wir unbeschwert zurück.
  • Die Aeroflot aber teilt uns mit, dass sie unsere Economy-Komfort-Buchung auf Business Class upgradet. Normalerweise nehmen wir Business nur für Flüge ab 6 Stunden. Aber schön ist es doch, zumal ohne Zusatzkosten.
  • Die Wetterprognose ist phantastisch: Während Pyrbaum weiter im Dauerregen liegt, ist der Tag vor dem Flug in Frankfurt sommerlich. Moskau aber erwartet uns 10 volle Tage mit Sonnenschein!!!

  • Na und dann kamen noch die netten Fotos von der gerade stattfindenden Wolgafahrt von Kommilitonin Ljuba und ihrem Treffen mit der Kazaner Kommilitonin Tanja.

Da muss die Reise doch stattfinden! Auf geht es nach Rossija!

5.7.21 Vorbereitung: wir müssen uns PCR-Covid-Testbescheinigung in Russisch oder Englisch besorgen. Die gibt es angeblich nur am Flughafen Nürnberg für je 70 €. Na so eine Fehlinvestition. Wir haben zur Sicherheit noch einen unentgeltlichen zweiten Test im Testzentrum Neumarkt gemacht – und diesen Nachweis konnte man auch in Englisch herunterladen.

7.7.21 wir übernachten vor dem Flug im Best Western Frankfurt-Airport und parken gleich das Auto für die gesamte Reisezeit. Die Fahrt nach Frankfurt war wieder voller Baustellen auf der Strecke Nürnberg -Würzburg. Durchschnittliche Geschwindigkeit 70 km/h. Aber ab Würzburg ist inzwischen alles sechsspurig fertig!! Da läuft es endlich!

Am Abend ist Zeit, ein wenig durch Groß-Gerau zu spazieren. Dieser hübsche Ort nur 8 km Luftlinie vom Flughafen entfernt bietet nicht nur Fachwerkhäuser sondern echt südländisches Flair. Die Menschen sitzen gern in den Außenbereichen der vielen Gasthäuser,  und es ist erst mal gar nicht so leicht Platz zu finden.

Ein wunderschöner Abend vor dem Abflug!!!

 8.7. Frankfurt- Moskau mit Aeroflot, Hotel Puschkin bis 11.7.

Nach dem Frühstück im Airport-Hotel konnten wir es in Ruhe angehen, bis der Fahrer uns zum Terminal brachte. Der Check- In verlief wie gewohnt bei Aeroflot ohne Anstehen und ruckizucki.

Wir wurden bis zum Gate begleitet,  und dann waren wir schon drin bei zwei netten Stewardessen, beide namens Katarina. Ja wir wurden tatsächlich upgraded von Comfort – in Business. Erstaunlicherweise war der Flieger recht voll, nur in der Business class zur Hälfte. Wir hatten also genügend Abstand und konnten die hervorragenden Annehmlichkeiten in Ruhe genießen. Exquisites Speisen- und Getränkeangebot inklusive.

Sehr lecker war es! Da verging die Zeit wirklich wie im Fluge.

Pünktlich auf die Sekunde landeten wir um 18:00 (Moskauzeit) und unser Abholer Andrej wartete schon, uns ohne Anstehen durch alle Kontrollen mit den Koffern nach draußen zu bringen. 18:30 standen wir schon in der Eingangshalle, wo Schwägerin Valentina die Führung übernahm. Rekordzeit!

Der Fahrer brachte tatsächlich alle 4 Koffer unter, und los ging es über die achtspurige Autobahn ins Zentrum.

Kurz nach 19:20 waren wir im altehrwürdigen Hotel Puschkin gelandet, wo man uns freudig erwartete und alles Gepäck schnell nach oben brachte.

Mascha und Valentina hatten uns leckeren Imbiss gebracht, aber wir waren so satt! Im Restaurant stapeln sie übrigens historische Ausgaben von Puschkins Werken an der Wand!

Auf geht es, die Umgebung erkunden. Der Puschkinplatzbefindet sich ja gleich um die Ecke!

Hier steht ein Restaurant neben dem anderen und alle sind gut besucht. Gleich gegenüber dem Puschkindenkmal fanden wir Platz – und Wunder es war das Restaurant mit 50 verschiedenen Biersorten, 12 sogar vom Fass!

Was für ein wunderschöner Ausklang dieses ereignisreichen Tages. Ja und ringsum pulsierte das Moskauer Nachtleben bei immer noch 32o C, als gäbe es keine Pandemie!

Rote Wasserwagen fahren endlos sprühend durch die Straßen, um Kühlung zu bringen.

Gut, dass unsere Klimaanlage im Puschkin leise und effizient funktioniert. Gute Nacht!

9.7. Ausflug nach Neu Jerusalem

Moskauer Sehenswürdigkeiten kennen wir ja recht ausgiebig, aber was sich so rund um Moskau befindet – da haben wir noch Bedarf. Da war es eine gute Idee von Natalies Kommilitonin Ljuda, einen gemeinsamen Ausflug nach Jerusalem zu unternehmen. Um 10:30 Uhr standen Ljuda und Walera vor der Hoteltür, und ab ging es nach Nordwesten.

Die Straßen sind toll ausgebaut, und oft tauchen links sowie rechts wunderschön restaurierte Kirchen auf. Nach einer Stunde aber lag das Kloster vor uns.

Das Kloster und heute auch Museum „Neu-Jerusalem“ – wurde 1656 vom Patriarchen als Residenz außerhalb Moskaus gegründet. Das architektonische Ensemble des Klosters beinhaltet die Auferstehungskathedrale (1656–1685), Patriarch Nikons Wohnstätte, Steinmauer mit Türmen und Mönchszellen (1690–1694), die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit (1686–1698) und andere Gebäude, die alle mit Stuck bearbeitet sind. Ab 2015 wurden früher zerstörte Teile des Klosters, auch der Glockenturm, wieder aufgebaut und die Innenausstattung restauriert sowie eingeweiht.

Staunend standen wir vor dem exotisch faszinierendem Ensemble, als auch schon die Glocken 12 Uhr schlugen. Im Innern des Klosters befinden sich mehrere Altäre, im Keller die „heilige Quelle“ und unter einer mächtigen Kuppel die nachgebaute Jerusalemer Grabstätte der Wiederauferstehung Christi. Ein Rundgang symbolisiert die Stationen des Kreuzweges.

Großartig zu sehen, dass sich Russland auf seine Wurzeln besinnt und auch die Kirchengeschichte in Ehren hält.

Beim Rundgang gab es in der Kirchenmensa das berühmte Plombireis. Es schmeckt jedes Jahr besser! Natalie aber bringt uns heiliges Wasser direkt von der Quelle.

Ein Abstecher führt uns noch ins Neu-Jerusalem-Museum. Ein moderner Bau, der arenaartig einen Riesenhof umschließt. Hier werden gerade Vorbereitungen für die Wochenendkonzerte getroffen.

Vor der Revolution hatten viele hohe Beamte, Generäle, Staatsdiener ihre Anwesen rund um Moskau. Während der Revolution wurden diese Villen und Schlösser geplündert. Die aktuelle Ausstellung zeigt uns, was von dem Raubgut wiedergefunden wurde und wem es mal gehörte.

Nun können wir mit vielen neuen Erfahrungen die Rückreise antreten, und da liefern uns Ljuda und Walera bei der Schwiegergeschwisterfamilie ab, wo schon ein reich gedeckter Tisch auf uns wartet.

Da wird es schnell spät, das Taxi kommt sofort, wir fahren für nur 6 € durch die halbe Stadt, und wir bedanken uns bei allen Beteiligten für den wunderbaren Tag!

10.7.21 Wanderung zum Roten Platz, Historische Museum und später  Bolschoi   

Nach dem Frühstück inmitten der altehrwürdigen Bände von Puschkins Werken brechen wir gleich auf zur Wanderung vom Puschkinplatz zum Roten Platz.

Jetzt fällt uns erst auf, welches tolles Gebäude neben dem Hotel steht! Es ist die Münzwerkstatt aus der Zarenzeit vor der Revolution!

Nachdem wir Puschkin unsere Ehrerbietung gezeigt haben geht es weiter vorbei am alten Juri Dolgoruki, der inzwischen in einen Park mit Cafehäusern eingebettet steht.

Uns fällt auf, dass laufend die Bänke und Wege auf der hochfrequentierten Allee desinfiziert werden.

Schon in Sichtweite des Kreml erschrecken uns die Treppen der Unterführung unter den breiten Manegeplatz. Über den Platz rollt ein permanenter Autoverkehr. Aber da kommt schon der nette Polizist und hält für mich Rollatorgänger den ganzen Verkehr auf! Toll!

Nun besuchen wir das historische Museum, das ja in den letzten Jahren neu gestaltet wurde und inzwischen auch Fahrstuhl sowie Klimaanlagen nutzt! Am Eingang der Security- Check erstaunt uns, weil er für jeden Besucher gleich digital die Temperatur misst und im Display anzeigt!

Zuerst geht es  durch Goldkammer, und wieder staunen wir, wie reich die Reichen in Russland doch waren! Diese und andere den Jahrhunderten gewidmeten Säle kannten wir so modern gestaltet noch nicht. Das Historische Museum ist ein echter Hingucker geworden!

Weiter geht es durch die Jahrhunderte und die Zaren des Russischen Reiches.

Da habe ich mich doch gleich vor die Heilige Dreifaltigkeit und zwischen meine Lieblingszar*innen gesetzt: Peter und Katharina – beide nach Iwan III. die einzigen Großen des Russischen Reiches!

Wieder draußen freuen wir uns über das Wiedersehen mit dem Roten Platz. Vor dem Kaufhaus GUM sind inzwischen Blumenbeete angelegt.

Rund um das GUM sind inzwischen auch Fußgängerzonen, und so gehen wir wieder herunter zum Hotel Moskau, um hier ein Taxi zu rufen. Aber das ging fast schief. Da kam ein Kleinbus und musste etwa 20 Riesen- Koffer von drei muslimischen Damen laden. Als das fertig war, waren die doofen Tanten selbst noch nicht da zum Einsteigen. Über 20 Minuten haben die Kopftuch-Tusneldas den Verkehr aufgehalten – es gibt ja nur eine Zufahrt zum „Four-Seasons-Hotel“. Eine lange Schlange von gerufenen Taxis bildete sich. Da kann man bei so viel Unverschämtheit wohl doch noch zum Anti-Multikulti werden!

Aber was soll es – heute kam ja noch der Höhepunkt Oper im Bolschoi – neue Bühne.

Wir haben Tickets für den Barbier von Sevilla – einzige Aufführung in unserer Zeit– die Oper hat ja eigentlich Ferien.

Mascha und Petja sind auch dabei, und nach Stärkungen im Vestibül und Wintergarten erleben wir ein Opernfeuerwerk der Sonderklasse. Da war ich zunächst skeptisch, denn das Geträllere der Rosini-Opern hat mich nie so richtig begeistert, aber heute die Vorführung Spitze – und Rosini ist rehabilitiert!

Nach mehr als einem Jahr seit 3.2.2020 (München) wieder Oper – wie herrlich! Und dann noch so eine Spitzenqualität. Langer Beifall und viele Bravorufe dankten den Sängern!

Mann waren das erlebnisreiche Tage – und morgen geht es gleich weiter:

Flusskreuzfahrt von Moskau nach Kazan 11.7.-16.7.21       Start am 11.7.21 um 12:30 vom Moskauer Flusshafen mit „Fürstin Viktoria“

Unsere Auswahl des Schiffes war ein reiner Glücksgriff. Sogar das Wetter spielte mit. An allen Orten gab es vor und nach unserem Besuch heftige Gewitter, nur nicht am Tag unseres Besuchs – siehe Tscheboksary  am Donnerstag! Nur eben Hitze um 30 oC.

Alles supermodern, toller Service, nur freundliche und hilfsbereite Menschen. Unsere Kabine ein Traum mit viel Schrank, Steckdosen, breiten Betten, Kühlschrank, Bad und WC und Riesenbalkon. Bei täglich über 30 Grad ist die leise aber hocheffektive Klimaanlage hochwillkommen. Internet ist gratis und funktioniert bestens. Uns wird täglich abends das Programm für den nächsten Tag ins Zimmer gebracht mit Schokolade. Die geführten Exkursionen sind alle im Preis inbegriffen. Jeden Abend gibt es ein Kulturprogramm – gut geeignet für unsere Alter und Ansprüche.

Im Restaurant Abstände – unser Sechsertisch wird nur mit vier Personen besetzt. Die Servierer*innen tragen die Masken über die Nase – was in Moskau nicht der Fall war. Aber besonders anspruchsvoll die Küche. Morgens wurde wegen Corona das übliche Buffett aufgehoben. Es steht ein Teller mit Wurst, Käse, Marmelade, Gemüse an jedem Platz. Eier jeder Art, Omeletts, Joghurt, Saure Sahne Quarkeulchen, Kascha ….werden auf Wunsch schnell gebracht. Mittags und abends gibt es Vier-Gänge Menüs mit je 4 Auswahlmöglichkeiten – Fleisch, Fisch, vegetarisch. Es ist sehr abwechslungsreich und gaumenfreundlich. Großartig!!!

Pünktlich um 9:30 holen uns Valja und Sascha ab – 2 Koffer nehmen wir mit, der Rest bleibt bei den Beiden. Und schon geht es los über die breiten Alleen mit supermodernen Bauten sowie altehrwürdigen Kirchen. Auch das Dynamostadion wurde modernisiert!Da stehen wir auch schon vor dem imposanten Gebäude des Flusshafens. Hier darf das Taxi nicht weiter, aber schon holen die dienstbaren Geister uns einen Elektrotransporter zum Pier.

Der Eintritt ins Schiff mit Security, medizinischem Check und Registrierung dauert nur Minuten und schon kann Valja unsere Kabine inspizieren. Klasse gestaltet.Im Zimmer ist es nach 32 oC draußen angenehm kühl. Und ein riesiger Balkon erwartet uns mit Blick auf den Check-In. Es geht ganz ruhig zu ohne dass es Schlangen oder Stress gibt. Unsere Zimmerbetreuerin Ludmila begrüßt uns. Sie ist für das Aufräumen, Handtuchwechsel und tägliche Wasserflaschenlieferung zuständig. Sie stellt uns auch die Klimaanlage so ein, dass es keinen Durchzug gibt.

Es ist Zeit, das Schiff ein wenig kennen zu lernen. Sonnendeck, Restaurants, Bars, Kaffeestationen – alles sehr schön und durchdacht. Man kann jederzeit (24 h) gratis sich einen Espresso oder Cappuccino holen.Nach dem Sektempfang in der Bar „Chagall“ gibt es schon das Vier-Gänge-Menü zum Mittagessen. Lecker, lecker! Dazu Bier aus Chodowa, wo wir  auf dem Weg nach Marienbad immer gern ins Felsenrestaurant einkehren.

Wir bekommen einen schönen Fensterplatz im Restaurant und sehr nette Tischnachbarn etwa in unserem Alter: Irina und Walera. Auch sie lieben es zu reisen, und wir haben gleich ausgiebig Gesprächsstoff! Die Tische im Restaurant werden so besetzt, dass immer Abstand zwischen den Gästen bleibt.Am Nachmittag genießen wir die Ruhe der Landschaft am Kanal, erleben die Schleusendurchfahrten, wo wir jeweils 8-12 m abgesenkt werden. Um auf das Niveau der Wolga zu kommen. Am Ufer tummeln sich hunderte Menschen um Abkühlung im Wasser zu bekommen.

Nach dem Abendessen erleben wir bei der Durchfahrt durch Jarocha hunderte Ballons in der Luft schweben. Wir erleben im Cafe „Chagall“ den Saxophonisten des Schiffes, der ausgezeichnet spielt und dabei an den Klarinettisten Mr Acker Bilk erinnert.

Schon geht die Sonne unter, und wir schauen noch ein wenig das EM-Finale.

12.7. – auf dem Weg nach Myschkin

Der nächste Morgen beginnt mit einem Espresso in der Kaffeestation. Erst dann kommt auch das Frühstück dran. Wieder eine ausgezeichnete Auswahl und alles in hoher Qualität.

 Es steht stets frisches Wasser auf dem Tisch, und abends ist auch je ein alkoholisches Getränk gratis zur Auswahl dabei. Übrigens sind die Getränkepreise sehr moderat, nicht vergleichbar mit unseren bisherigen Kreuzfahrtschiffen. Das Servicepersonal trägt stets Masken und im Unterschied zu Moskau sind auch die Nasen bedeckt. Normalerweise gibt es im Schiff so viel Auslauf, dass sich keiner zu nah kommt. Die Gäste verzichten auf das Maskentragen. Ganz anders aber beim Probealarm und obligatorischen Schwimmwestentest. Alle kommen ohne Masken eng zusammen. Wir sind da lieber vorsichtiger. Inzwischen sind wir ja auf dem Uglitscher Stausee. Er ist ein Teil der so genannten Wolga-Kama-Kaskade und wurde im Jahre 1940 angelegt. Der bis 143 km lange und 5 km breite Stausee, dessen maximales Stauvolumen 1,20 Mrd. m³ Wasser umfasst und 249 km² Fläche. Ganze Dörfer mussten umgesiedelt werden. Beispielsweise  Kaljasin an der Mündung der Shabnja wurde teilweise überflutet und geteilt. 530 der damals 1300 Häuser standen im Überschwemmungsgebiet. Die Holzhäuser wurden demontiert und an anderer Stelle wieder errichtet, 120 steinerne Gebäude wurden zerstört. Der links der Wolga liegende Stadtteil mit zwei Kirchen verschwand komplett, auch die Nikolaikirche rechts der Wolga wurde ein Opfer des Wassers. Nur noch deren ehemaliger Glockenturm (erbaut 1801) ragt heute aus dem Wasser.

Wir begeben uns ans Bug, um die Aussicht auf den See zu erleben. Bald nähern wir uns der Staumauer mit dem Wasserkraftwerk und der berühmten Schleuse, die uns 12 m absenken wird, um weiter dem Lauf der Wolga zu folgen. Rechts im Hintergrund der Staumauer sehen wir auch die Spitzen der Türme von Uglitsch – dem berühmten Ort, wo im 16. Jh. der Zarewitsch Dimitri, Sohn Iwan des Schrecklichen ermordet wurde.

Vor dem Schleusentor müssen wir etwas warten bis ein Gegenschiff nach oben geschleust wurde. Dann können wir gemeinsam mit dem vor uns liegenden Schiff einfahren und den Schleusenvorgang beobachten.

Vor uns öffnet sich die nun recht breite Wolga und rechts hinter uns sind der Kreml und die Gedächtniskirche für Dimitri zu sehen.Während des Mittagessen nähern wir uns der Stadt Myschkin, was man als „Mäuserich“ übersetzten kann. Der Name kommt aus dem 13. Jh. zu Ehren der Rettung des regierenden Fürsten. Der schlief nämlich nach der Jagd im Wald ein und da eine Maus über sein Gesicht lief konnte er geweckt werden, eh eine Schlange ihn beißen konnte.

Am Pier liegt noch das Schiff „Präsident“ an, und wir können an Land, indem wir das  andere Schiff durchqueren. Nun begrüßen uns ein lebhaftes Markttreiben und ein lustiger Mäusetanz. Die kleine Maus mit Pferdeschwanz tanzt auch mit.

Die heutigen Bewohner pflegen und vermarkten die Stadt als klassische russische Provinz mit einer authentischen Architektur und einer besonderen Atmosphäre, die typische mittelrussische Landschaften mit dem Fluss verbindet. Das Ziel ist es eine Stadt als Freilichtmuseum und gleichzeitig eine Museumsstadt aufzubauen. Es gibt in Myschkin vier Theater und einen literarischen Salon. Insgesamt weist Myschkin eine für die Größe der Stadt ungewöhnliche Dichte an Museen (10), Ausstellungsräumen und anderen Kultureinrichtungen auf. Außerdem gibt es eine Gemäldegalerie und eine Bibliothek mit fast 60.000 Bänden. Es existiert darüber hinaus eine funktionierende alte Schmiede. Zu architektonischen Glanzlichtern der Stadt wurden zwei Kathedralen: Die Nikolaus-Kathedrale (Никольский собор), die noch vor der Verleihung des Stadtstatus durch Katharina II. existierte, und die Maria-Entschlafens-Kathedrale (Успенский собор).Am Markt gibt es vor Allem Filzstiefel, Mäuse aller Typen sogar in Bienenwachs, geräucherte Fische jeder Art – vom Stör bis Aal und örtliches  Bier vom Fass. 1 Liter für etwa 2 €. Krieg ich aber nicht, weil keiner meine kleinsten Scheine von 5000 Rubel wechseln kann (56 €). Also geht es mit der Exkursionsführerin die steilen Treppen hoch zum Uspenskij-Domplatz.

Nun alle 10 Museen (Mäuse, Handwerk, Schmiede, Puppen, Sowjettechnik….) wollen wir nicht besuchen, aber wir beginnen in der kleinen Kapelle des kulturellen Touristenzentrums. Hier werden wir mit orthodoxen Chorälen musikalisch gegrüßt.Gleich daneben ist das Filzstiefelmuseum mit liebevoll gestalteten Räumen, Filzstiefel (Валенки) mit Schlittschuhkufen, als Rollschuhe …Und wir erfahren ganz Wichtiges: Russland verdankt auch den Filzstiefeln die Siege im 2. Weltkrieg, denn in den Schlachten von Moskau und Stalingrad haben sie die Füße der Rotarmisten vor Frost geschützt, während die Wehrmachtsoldaten erfrorene Füße bekamen! Dem Erfinder der Filzstiefel ist ein eigenes Denkmal gewidmet!Besonders liebevoll ist hier das Denkmal für die Kriegsgefallenen gestaltet. Auf Granittafeln sind Briefe an die Lieben von der Front eingraviert. Die Tafeln sind so glatt, dass sich der Park in ihnen spiegelt.In der alten Windmühle sieht man zunächst Mäusepuppen bei der Arbeit. Die Führerin sagt noch, „Bitte nicht berühren!“ – da fangen doch die Mäuse gleich qicklebendig mit der Arbeit an!

Mäusedenkmäler und historische Bauten trifft man weiter auf Schritt und Tritt. Ein hübscher Ort.Zeit wieder zum Schiff zu gehen, und nun kann ich auch einen Liter Fassbier für 200 Rubel (2,20 €) kaufen, denn der Kiosk hat inzwischen mein Wechselgeld eingenommen.Ein Liter? Ja weniger geht nicht, denn das Bier ist in Literflaschen aus Kunststoff gefüllt.

Das Abendessen ist wieder was für Feinschmecker, und der Abend läuft mit dem spektakulären Sonnenuntergang am Sonnendeck aus.

13.7. Jaroslawl wartet

Jaroslawl gehört zu den acht Städten der Touristenroute des Goldenen Rings,  liegt 285 km nordöstlich von Moskau und ist  mit 600 000 Einwohnern gleichzeitig die größte unter den Städten des Rings. Schwerpunktmäßig ist die Stadt durch ihre 56 altehrwürdigen Kirchen sowie die Architektur bekannt, weist jedoch auch ein nicht zu vernachlässigendes Angebot an kulturellen Attraktionen auf.  Große Teile der historischen Bausubstanz aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert sind erhalten geblieben, die die Altstadt zu einem Denkmal des Städtebaus im Russischen Zarenreich machen. Insgesamt zählt das Stadtzentrum Jaroslawls rund 140 einzeln stehende Baudenkmäler. Seit 2005 gehört das Ensemble einschließlich des Erlöser-Verklärungsklosters (Спасо-Преображенский монастырь) zum UNESCO-Welterbe. Bei der Fahrt zum Pier erleben wir das Panorama der Stadt:

Wir nehmen uns ein Taxi, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt aufzusuchen. Das Taxi steht schon da, und Alexander hat wohl nur auf uns gewartet. Erste Station  ist der Sowjetplatz mit den Gebäuden der Duma des Jaroslawler Gebiets (Landtag) und der Stadtverwaltung.Gegenüber  steht die Prophet-Elija-Kirche – so hieß auch die älteste Kirche Jaroslawls, die Jaroslaw der Weise vor 1010 Jahren zur Stadtgründung am Namenstag des Propheten Elia errichten ließ. Die heutige Kirche stammt von 1640 und sie ist berühmt für ihre wunderbaren Fresken, die seit 1650 nicht restauriert werden mussten.Weiter geht es zum „Pfeil“ – einen Park an der Mündung der Kotorosl in die Wolga. Er wurde zu Ehren der 1000 Jahrfeier 2010 errichtet, und der Pfeil zeigt in Richtung des Kirchenensembles des Heiligen Johannes im Ort Korowniki (14 Jh.) an der anderen Seite der Kotorosl.Im Park oberhalb des Pfeils gibt es gleich mehrere Sehenswürdigkeiten. – Die Maria-Entschlafens-Kathedrale (Успенский собор)- obwohl in Sowjetzeit zerstört nun wieder mit beeindruckender Ausstattung,

Auf die  nette Bank muss ich mich unbedingt setzen, ein 1000-Jahr-Gedenkstein daneben.Das Denkmal der Dreifaltigkeit sowie die „ewige Flamme“ für die Opfer des Krieges sind auch im Park zu besuchen.Das Erlöser-Verklärungskloster ist ein ehemaliges Männerkloster, das vom 12. bis ins 18. Jahrhundert bestand. Die Klosteranlage befindet sich am linken Ufer des Flusses Kotorosl nahe dessen Mündung in die Wolga. Es gilt als einer der bedeutendsten Museumskomplexe der Stadt. Ein zweites Kloster ist das Kasaner Kloster. Die Kathedrale des Kasaner Klosters (1835-1845), ist ein majestätisches fünfkuppeliges Bauwerk des späten Klassizismus im Stadtzentrum.Die Johannes-der-Täufer-Kirche in Jaroslawl gilt als Höhepunkt der Jaroslawl-Architekturschule. Es wurde 1671-1687 am Ufer des Flusses Kotorosl in der Tolchkovo-Sloboda erbaut, die zu dieser Zeit der größte und reichste Teil der Stadt war. Hierher werden Touristen in der Regel nicht geführt, denn der ehemalige reiche Stadtteil ist  nun eine hässliche Gegend mit einem noch hässlicheren Farbenwerk.Wirklich eine schöne Kirche, leider geschlossen und die Umgebung ungepflegt. Das Bedeutendste haben wir schon gesehen, aber Aleksander als Patriot seiner Stadt will noch mehr zeigen. Kirchen aller Epochen, wieder restauriert:

Der Kreml sowie Türme der früheren StadtbefestigungDenkmal für Fürst Poscharski und Glockengeläut an der Stelle, wo er mit Kaufmann Minin das Volksheer  zum Krieg gegen die polnischen Okkupanten versammelte.Natürlich wird auch Jaroslaw der Weise als Stadtgründer geehrt, und noch ein Gründer – hat sein Denkmal gleich neben dem Theater der Stadt. Es ist nach dem Laienschauspieler Fjodor Wolkow benannt, der 1750 auf Eigeninitiative in Jaroslawl die erste öffentliche Schauspielstätte Russlands gründete und aus diesem Grund heute als Pionier des russischen Theaters gilt.Na und drei Lenine gibt es immer noch.

Die schönsten Restaurants sollten wir kennen lernen und vor der Brauereigaststätte steht doch ein Bronzebär, der jede volle Stunde bärenmäßig brummt.Historische Bienenhäuser, das Denkmal für die Prägung der ersten Kopeke, Bahnhof, ehemalige Kaserne, Zirkus, Stadion gehörten auch noch zum Repertoire.Der heutige Stadtplan Jaroslawls wurde übrigens höchstpersönlich von Katharina der Großen genehmigt, wovon entsprechende Bronzetafeln berichten!Und auch das wussten wir nicht: der gängige 1000-Rubel-Schein ist Jaroslawl gewidmet mit den Denkmal Jaroslaw des Weisen  und der Johannes-der-Täufer-Kirche.

Mit so viel neuem Wissen kehrten wir verschwitzt und müde zurück zum Schiff. Wie gut hatten es doch die Leute am Strand auf der anderen Seite der Wolga!!!

Aber auch unser Schiff hat angenehme Temperaturen.

Nach dem Abendessen können wir auf dem Sonnendeck die Vorbeifahrt an Kostroma erleben.

Danach kommen wieder ein wunderschöner Sonnenuntergang, Saxophon, Gitarre, Gesang und Tanz im Chagall.

14.7.2021 Jetzt geht es nach Nischni Nowgorod

Nach dem Frühstück durchqueren wir die zweistufige Schleusenkaskade bei Gorodez aus dem Jahr 1955. Bauzeit 2 ½ Jahre!!!!!

Schon sind wir 24 m tiefer von 2 Stauseen wieder in der Wolga bei Gorodez gelandet.

Erst nach dem Mittagessen landen wir in Nischni Nowgorod an, gegründet 1221, mit 1,26 Millionen Einwohnern und mehr als zwei Millionen in der Region die fünftgrößte Stadt Russlands. Sie liegt rund 400 km östlich von Moskau an der Einmündung der Oka in die Wolga und ist die Hauptstadt des Föderationskreises Wolga. Die für die russische Geschichte bedeutsame Stadt entwickelte sich um 1850 zur Drehscheibe des russischen Handels und während der Sowjetzeit zu einer bedeutsamen Industrie-Metropole. Die Altstadt beherbergt eine Vielzahl von Bauwerken aller Stilepochen, vom 17. Jahrhundert bis in die Neuzeit. Der Kreml ist das wichtigste Bauwerk im Zentrum der Altstadt. Unterhalb des Kremls befindet sich ein Aussichtspunkt am Zusammenfluss der Oka und der Wolga. In der Stadt gibt es neben 7 bedeutenden Kathedralen drei Klöster. Bei der Einfahrt in den Hafen sehen wir zunächst die Alexander-Newski-Kathedrale, rechts daneben das Fußballstadion und links nach  langer Brücke das Mariä-Verkündigungs-Kloster.Dann aber taucht schon die ganze Pracht des Uferpanorama auf mit dem Kreml und der Tschkalowtreppe – benannt nach dem berühmten Flieger, der als erster Mensch den Nordpol überflog.

Wir entscheiden wieder für ein Taxi, und das Mädchen an der Rezeption bemüht sich eins zu bestellen, nachdem wir das umsonst versucht hatten. Nachdem wir die Treppen zur Uferstraße überwunden hatten, war das Taxi nicht da – der  Fahrer wusste nicht wo die Anlegestelle ist. Na den brauchen wir wirklich nicht. Zum Glück kam gerade ein privates Taxi an, und der Fahrer Alexej war ein echter Glücksgriff.

Erste Station war die Maria-Geburt-Kathedrale nicht weit vom Hafen.

Orthodoxe Pracht von außen und innen!

Sicher ist auch die Kirche der lieben Frau von Kasan ähnlich schön im Innern. Wir konnten sie versteckt vom Hafen aus sehen – durch eine kleine Gasse und fuhren dann an ihr vorbei.

An der Kremlmauer entlang geht es steil hinauf zum Mininplatz. Während der Fürst Poscharski seine Wurzeln in Jaroslawl hatte, stammt der zweite Held des Volksheeres gegen die polnischen Eroberer aus Nischni Nowgorod – gegenüber dem Kremltor ist ihm ein Denkmal gewidmet!

Weiter geht es durch die Mininstraße zum Höhlenkloster (Petscherski monastyr). Das Kloster liegt an einem niedrigen Ufer der Wolga. Es wurde im 14. Jahrhundert von Mönchen aus dem Kiewer Petschora-Kloster gegründet. Sie ließen sich mehrere Meilen vom Nischni Nowgoroder Kreml entfernt nieder. Es ist das Hauptkloster der Eparchie von Nischni Nowgorod und der Sitz des Bischofs von Nischni Nowgorod und Arzamas. Von der bergigen Straße haben wir gleich einen guten Überblick!Gleich hinter dem Eingang sehen wir die “Zarenstraße der Romanowdynastie”.

Die Straße beginnt mit meinem Namensvetter Michail I. – dem ersten nach der Zeit der Wirren gewählten Zaren der Romanows. Sogar Peters Schwester Sofia steht da, obwohl sie nur Regentin war du natürlich freue ich mich, Katarina die Große wieder zu sehen. Die einzige Frau unter den gekrönten Häuptern die als „Große“ in die Geschichte einging. Als deutsche Prinzessin wurde sie mit Herzen Russin und agierte zum Wohle des Reichs.

Die Galerie der vorhergehenden Rurikidendynastie soll noch aufgebaut werden, und da haben wir doch gern 500 Rubel dafür gespendet, dass auch Wladimir der Heilige bis Iwan der Schreckliche  bald  dort stehen.

Im Kloster selbst stehen nicht nur die Zellen der Mönche, auch mehrere Kirchen und die landwirtschaftliche Selbstversorgung.

Natürlich ist auch das Innenleben der Kirchen einen sehenswert beeindruckende Pracht!

Ob man aber den unfähigsten aller Romanowzaren als Heiligen verehren muss?

Alexej empfiehlt uns einen Spaziergang am Fjodorowufer – die zweite Prachtstraße nach der Bolschaja Pokrowskaja benannt nach dem berühmten Mineralforscher und Geologen Nikolai Fjodorow, Sohn der Stadt.

Als nächste Sehenswürdigkeit haben wir die historische Messe ausersehen. Leider wird das imposanten Bauwerk gerade restauriert, und wir können nur Zaungast sein.

Auf dieser Seite der Stadt treffen wir auf ältere Stadtviertel mit historischen Holzhäusern, und die Niederspannung kommt über Freileitung in die Häuser.

Zurück über die Brücke sehen wir die Alexander Newski- Kathedrale mal von der anderen Seite, fahren an weiteren Kirchenbauten vorbei bis zur  Kirche des Sergius von Radonesch.

Nun ist Zeit das Maria-Verkündigungskloster (благовещенский монастырь) zu besuchen. Die Ursprünge des Klosters gehen auf das Jahr 1229 zurück. Nach der Revolution wurde das  Kloster geschlossen und bis 2005 als Planetarium genutzt. Die Wiederherstellung des Klosters begann 1993 mit der Eröffnung einer kirchlichen Bildungsstätte. Hier an Vorplatz gelingen auch gemeinsame Fotos mit Alexej.

Heute ist das Kloster voll in der Hand der Mönche und beim Betreten wird streng auf angemessene Kleidung geachtet. Männer in kurzen Hosen müssen sich einen Rock umbinden, ebenso Frauen, die halblange Hosen tragen.

Jetzt bleibt uns nur noch die Hauptgeschäftsstraße Pokrowskaja mit der  der architektonisch imposanten Staatsbank. Die sieht aus wie ein Märchenschloss, wurde zwischen 1911 und 1913 gebaut.Auf der Fahrt zur Anlegestelle erhaschen wir noch einen Blick auf den Minin-und Poscharski-Platz mit der dem schon bekannten Denkmal und der Johannis-Täufer-Kirche.

Nun kommt ein Gewitter auf und wir sind glücklich, diese tolle Stadt im Trockenen erlebt zu haben.

Wir verlassen das Ufer im wiederkommenden Abendsonnenschein

Am Abend unterhält uns das Künstlerteam mit  Musik zum Mütterchen Wolga. Irina und Walera sind mit uns dabei. Dann wird nur noch schön getanzt – die Frauen ganz allein!

Tscheboksary –Чебоксары, 15.7.21 von 12:30 – 22:00

Tscheboksary ist die Hauptstadt der russischen Föderationsrepublik Tschuwaschien (1,2 Millionen Einwohner) und ein bedeutender Industriestandort. Tschuwaschien gehörte zum Khanat Kasan, ehe es Mitte des 16. Jahrhunderts an Russland fiel. Im Gegensatz zu anderen Turkvölkern wurden die Tschuwaschen im 18. Jh. christianisiert.

Hier war ich schon einmal vor 30 Jahren, als die drei elektrotechnischen Werke der  Stadt einen westlichen Investor und Teilhaber suchten. Damals fuhren wir mit dem Nachtzug Richtung Kasan und stiegen gegen 4 Uhr morgens an einem sehr heruntergekommenen Ort aus. Ein Kleinbus brachte uns in das 60 km entfernte Tscheboksary. Hier wurden wir zur Begrüßung an einem Tisch vollgeladen mit allen Delikatessen des Landes, Wodka und Kognak geführt. Ach waren die Gastgeber enttäuscht, dass wir gegen 5 Uhr morgens noch keine Lust auf tolles Essen und Alkohol hatten. Damals war die Stadt in einem erbärmlichen Zustand.

Heute sieht das anders aus. Unser Blick vom Balkon zeigt uns neu erblühte Schönheit.

Und uns begrüßen mit weit ausgebreiteten Armen die Mutter Tschuwaschia sowie eine süße Entenschaar.

Die Werke, die uns vor 30 Jahren gezeigt wurden, waren nicht gerade auf dem neuesten Stand. Wir entschieden uns damals gegen diesen Standort und überließen die Initiative unserem Konkurrenten ABB. Für sie bedeutete das mindestens 10 Jahre hohe Verluste, denn in der Jelzinzeit wurde auf Anraten der amerikanischen Berater nichts investiert, nichts erneuert, alles verfiel. Der Aufschwung kam erst mit Putin. Heute empfängt uns die ABB gleich am Flusshafen. Die lange Durststrecke hat sich inzwischen ausgezahlt.

Welch ein Unterschied zu den Eindrücken vor 30 Jahren. Wie supermodern und trotzdem der Geschichte verpflichtet hat sich diese Stadt entwickeln können!

Wir entschieden uns dieses Mal, an einer Bustour teilzunehmen.

Moderne klimatisierte Busse, Mädchen in Nationaltracht und ein Souvenirmarkt erwarten uns gleich am Pier.

Wie schön ist heute diese Stadt geworden mit ihren historischen und modernen Elementen. Noch im Hafengelände kommen wir an der Jesus-Geburtskirche vorbei, es folgt die Uspenski-Kathedrale mit den blauen Dächern.Dann sehen wir schon die grünen Dächer des Klosters der heiligen Dreifaltigkeit mit dem davorstehendem Denkmal der heiligen Petrus und Febronia.

Wir beginnen den Rundgang gleich hinter dem Hafen mit einem Park wo das Denkmal des tschuwaschischen Nationaldichters steht und am anderen Ende das Denkmal des Gründers des Klosters der heiligen Dreifaltigkeit zu sehen ist.

Dieses schöne Kloster wurde 1555 auf Veranlassung Iwans des Schrecklichen gegründet. Zur Sowjetzeit war es Haus der Pioniere und des Komsomol. Erst 1993 konnte es seiner ursprünglichen Nutzung zurückgegeben werden. Der heutige Abt stammt übrigens aus Frankreich. Ist das etwa die Gestalt, die am Zaun die Touristen beobachtet?

Auf der Weiterfahrt kommen wir auf der Höhe an der Kathedrale der heiligen

Gottesmutter vorbei, heute Sitz des Metropoliten der tschuwaschischen orthodoxen Kirche war das Gebäude in der Sowjetzeit Kunstgalerie. Auch hier hatte bei der Gründung Iwan der Schreckliche seine Finger im Spiel. Er heißt übrigens nur im Westen so. In Russland versteht man ihn als Iwan der Gestrenge!

Die Fahrt durch die Stadt zeigt uns den Fortschritt – saubere Straßen, attraktive Gebäude vier Theater, zwei Universitäten, eine Vielzahl von Museen, Parks, die Nationalbibliothek

und sogar ein Bahnhof mit direkter Zugverbindung nach Moskau. Den gab es vor 30 Jahren noch nicht!

Neben vielen Denkmälern (auch eins für Lenin, erhalten aus historischer Sicht) fällt der silberne Gagarin besonders ins Auge.

Schließlich gelangen wir in den Park des Sieges. Die Tschuwaschen haben tapfer im Krieg gekämpft, davon zeugen die Ehrentafeln mit vielen Namen der Helden der Sowjetunion aus diesem Volk.

Auch die Waffen der Roten Armee stehen hier zur Besichtigung, Panzer, Katjuscha….

Letzte Station der Exkursion ist das Nationalmuseum. Das Tschuwaschische Nationalmuseum ist das größte Museum der Stadt und zeigt neben der Geschichte der Region von der Eiszeit bis in die Zeit der Sowjetunion auch die einheimische Tierwelt und gibt einen Einblick in die tschuwaschische Kultur.

Der Merchant Boulevard gleich neben dem Museum lädt zum Bummel ein und zum Besuch verschiedene Denkmäler, auch ein Denkmal für die Romanfigur Ostap Bender.

Auf dem riesigen „Schönen Platz“ kann man nicht nur in komfortablen Cafes verweilen. Jede Menge Sitzbänke laden ein, und es ist eine Freude, wie die Kinder jauchzen, wenn die Fontänen wieder angeschaltet werden. Es ist Ihr Badespaß, obwohl ja der Strand gleich daneben ist, ebenso wie der Bootsverleih!

Zeit für die Rückkehr zum Schiff – nicht ohne zwei Figuren in tschuwaschischer Nationaltracht als Souvenir für unseren Kaminsims! Bald schon zeigt sich das Abendrot über der Bucht.

Heute ist im Restaurant russischer Abend angesagt und natürlich gibt es am Eingang gleich einen Wodka. Unsere kleine Kaukasierin kommt auch im russischen Folklorekleid, was ihr übrigens sehr gut steht!

Im „Chagall“ verabschieden sich der Kapitän und die Chefinnen vom Service.

Sie stoßen mit jedem Gast an und freuen sich, dass alle begeistert sind. Es war wirklich eine tolle Leistung der gesamten Schiffsmannschaft und der Applaus ist wohlverdient.

Wir verlassen Tscheboksary im Mondsichelschein.

Das nachfolgende Klassik-Konzert mit Piano und Balalaika bewies die Vielseitigkeit der Balalaika auch bei Mozart, Beethoven, Brahms, Schubert …

Nun wird wieder getanzt mit Gesang einer tollen Sängerin– nur die russischen Männer sind tanzfaul. Das habe ich dann ein wenig ausgebügelt.

Was für ein fröhlicher letzter Abend an Bord. Morgen besuchen wir noch die Insel Swijaschsk, und nach dem Mittagessen heißt es auschecken.

Swijaschsk –Свияжск, 16.7.21 von 8:00 – 12:00

Der Ort liegt auf einer Insel unweit des rechten Ufers der dort zum Stausee aufgestauten Wolga, knapp 30 Kilometer Luftlinie westlich des Zentrums der Hauptstad Tatarstans  Kasan.

Schon bei der Anfahrt zur Insel überrascht uns auf der gegenüberliegenden Seite ein sehr malerisches Kloster – mit danach auftauchenden grünen Hügeln.

Swijaschsk wurde am 24. Mai 1551 auf Anordnung Iwans IV. während des letzten Krieges gegen das Khanat Kasan als Basis für den entscheidenden Angriff auf dessen Hauptstadt Kasan gegründet.

Nach der Gründung mehrerer Klöster wurde die Insel bedeutendes religiöses Zentrum beim Versuch der Christianisierung der Tataren. Ihre Blütezeit hatten die Klöster in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Ein Gebiet von 3,25 Hektar mit den Klöstern „Prophet Johannes-Kloster“ und „Uspenski-(Mariä-Himmelfahrts)-Kloster“ sowie den zugehörigen Kathedralen und Kirchen wurde 2017 in das Welterbe aufgenommen.

Swijaschsk empfängt uns am Flusshafen mit einer Übersichtstafel.

Es sind geführte Wanderungen in Gruppen angeboten, aber es ist gar nicht so leicht mitzuhalten bei den steilen Anstiegen und steinigen Wegen!

Aber oben angekommen hat man herrliche Ausblicke auf die örtlichen Häuser, auf die Wolga und die Kirchenbauten.

Die Führerin erzählt von der Schreckensherrschaft der Bolschewiken. Trotzki selbst war auf der Insel und ließ alle Geistlichen erschießen. Massenmord im Sinne der kommunistischen Idee, die doch eigentlich Befreiung und Menschlichkeit bringen sollte. Proletarier aller Länder entschuldigt uns (statt vereinigt Euch) müssten Marx und Engels angesichts solcher Verbrechen postulieren.

Unsere erste Besichtigung gilt dem Prophet-Johannes-Kloster mit der Muttergotteskathedrale, der Nikolskakirche und der alten hölzernen Dreifaltigkeitskirche.Auch in dieser Kathedrale goldene Pracht.

Nach dem Aufstieg aber bin ich absolut durchgeschwitzt und verabschiede mich lieber in Richtung Schiff.

Natalie besucht das weiter entfernt liegende Uspenski Kloster mit seiner namensgleichen Kathedrale und der Sergiewkirche.

In dieser Kathedrale begeistern wunderbare Fresken.

Nun erwartet uns die Hauptstadt Tatarstans Kasan. Nach nur einer Stunde Fahrt landen wir am Flusshafen und der junge Seekadett Ilja hilft uns die Koffer die Treppen hoch zum Taxi zu tragen. Ein neues Abenteuer beginnt.

Kasan, Казан, 16.7.21  Ankunft Flusshafen 13:30 – 19.7. Abfahrt 20:00 Uhr Bahnhof

Die Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan (3,8 Millionen Einwohner, 54 % Tataren) ist bekannt für den jahrhundertealten Kreml von Kasan, eine befestigte Zitadelle mit Museen und heiligen Stätten. Zu den Wahrzeichen des Kremls gehören der aus mehreren Stockwerken bestehende Sujumbike-Turm, die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale mit blau-goldener Kuppel und die riesige, farbenfrohe Kul-Scharif-Moschee. Die Stadt gilt als Perle der Architektur, die Orient und Okzident architektonisch vereint.

Hier wohnen wir im „DoubleTree by Hilton“, und das ist von der Lage wieder ein Glücksgriff. Ruhig gelegen, und doch nur 20 m von der belebten zentralen Flaniermeile „Baumana“ entfernt.

Die 30-Minuten-Fahrt vom Flusshafen zum Hotel kostet hier umgerechnet 2,50 € und das zeigt schon, dass der Rubel eigentlich deutlich mehr Wert hat als die offiziellen 1,1 Cent. Für uns ist alles sehr preiswert hier.

Das Hotel ist wieder gut gekühlt, denn nach wie vor haben wir über 30 oC.

Unser Zimmer ist riesig,  wir haben einen schönen Blick auf die Peter-Paul-Kathedrale.

Um 18 Uhr will uns meine Ex-Kommilitonin Tanja besuchen, also nutzen wir die Zeit bis dahin zur Bekanntschaft mit der Baumana. Ein reges Treiben herrscht hier – als gäbe es keine Pandemie. Da sind wir lieber vorsichtiger als die vielen Menschen auf der Straße, halten Abstand und setzen ggf. Maske auf! Die ganze Straße musiziert- an jeder Ecke ein anderer Künstler. Wahnsinn.

Jeder zweite Laden bietet hier die berühmte tatarische Honigleckerei Tschak-Tschak an.

Das gibt es in allen Formen und Verpackungen. Wir kaufen gleich ein, denn dies ist ja ein schönes Mitbringsel. Dann kommt auch schon Tanja – und was bringt sie mit? Tschak-Tschak natürlich! Zu erzählen gibt es nach 48 Jahren jede Menge, und dann gehen wir zum Abendessen auf die Baumana. Es ist als wäre das letzte Treffen erst kürzlich gewesen! Leider war das Essen  dann ein Reinfall mit warmem Bier und zähem Fleisch.

Mit der Abenddämmerung wird die Straße immer belebter, es wird Zeit zum Rückzug.

Am nächsten Morgen möchten wir den Kreml besuchen. Am Ende der Baumana steht da noch der Nikolski-Kirchenkomplex mit drei Kirchen, und alle wieder reich im Innern.

Vor der Kirche treffen wir zufällig unsere Kabinennachbarin Ljuba vom Schiff. Nett.

Der Aufstieg zum Kreml ist bei der Hitze recht beschwerlich, aber welch schöner Blick bietet sich hier oben. Der Kasaner Kreml ist eine historische Zitadelle. Er wurde nach der Einnahme Kasans durch die russischen Truppen Iwans IV. 1552 auf den Ruinen der ehemaligen Residenz des Khans von Kasan errichtet.

Der tatarische Nationaldichter, der den Eingang zum Kreml bewacht ist übrigens in deutscher Kriegsgefangenschaft umgekommen. Ein riesiges Areal breitet sich vor uns aus, aber da steht schon der Aidar mit seinem Elektrotransporter.

Da fällt es uns leicht, alle sakralen Bauten anzufahren und zu besichtigen. Es ist schon phantastisch, wie Kirchen und die Moschee sich gegenseitig in ihrer Schönheit ergänzen.

Erster Anlaufpunkt ist die Die Kul-Scharif-Moschee, dem letzten Imam von Kasan vor der russischen Eroberung. Mit der benachbarten Maria-Verkündigungskathedrale gilt sie als Symbol für das friedliche Zusammenleben der muslimischen und orthodoxen Bevölkerung vonTatarstan.

Die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale wurde seit 1552 bis zum 19. Jh. schrittweise ausgebaut. Wichtigste Reliquie ist die Ikone der heiligen Gottesmutter von Kasan.

Die Ikone repräsentierte mit ihrer Wunderkraft die Macht des orthodoxen Christentums in einer weitgehend tatarisch-muslimischen Umwelt. In den kriegerischen Auseinandersetzungen des 17. Jahrhunderts galt die Gottesmutter von Kasan als Unterstützerin der russischen Sache. Sie  begleitete 1612 die Truppen, die Moskau von der polnischen Invasion befreiten.

Der Sujumbike-Turm ist ein wichtiges Wahrzeichen der Stadt. Er wurde zwischen der zweiten Hälfte des 17. und dem frühen 18. Jahrhundert errichtet und nach der letzten Kasaner Herrscherin benannt. Gleich neben dem Turm hat der Präsident Tatarstans im ehemaligen Gouverneurspalast seinen Sitz.

Noch viele schöne Bilder gibt es vom Kreml, aber alle Museen und historischen Stätten kann man wirklich nicht auf einmal besuchen! Aidar aber bemüht sich uns alle Gebäude zu erklären.

Schöne Aussichten gibt es auf die Bauten unterhalb der Nordseite des Kreml.

Der Palast der Landwirtschaft und das Bogoroditski Kloster bieten ein malerisches Ensemble.

Aber dann begegnet uns nach dem Verlassen des Kremls die weiße Kutsche mit dem Schimmel! Und schon sitzen wir drin!

Der Kutscher Gusein erklärt uns die architektonisch wunderschönen Gebäude der „Karl-Marx-Allee“ und der „Kremlallee“. Vor der Universität steht dieses Mal ein ganz anderes Denkmal von Lenin – als Student.

Er hatte hier Jura studieren wollen, wurde aber nach zwei Semestern wegen unzureichender Leistung exmatrikuliert – erzählt uns lachend Gusein. Das hatte man uns natürlich im Geschichtsunterricht nicht erzählt. Lenin als Studienabbrecher.

Auf der Rückfahrt sehen wir den Turm der Peter-Paul-Kathedrale, die wir ja schon aus unserem Fenster sehen konnten. Hier steigen wir aus, um die hohen Treppen zum Kirchensaal zu nehmen- – na ich warte doch lieber im Garten der Kathedrale, an der noch fleißig gebaut wird.

Die Kathedrale war ein Geschenk der Stadt an Peter den Großen, der 1722 Tatarstan besuchte.

Nach einer Abkühlungspause im Hotel ist dann die komplette Erkundung der Baumana angesagt. Da fallen zunächst die vielen außergewöhnlichen Denkmäler aus Guss und Bronze auf.

Das Denkmal für die Kasaner Katze erinnert daran, dass im 18. Jh. der Winterpalast voller Rattenplage war. Die Katzen in Kasan aber sollten besonders fleißige Rattenfänger sein. So ließ Zarin Elisabeth 30 Katzen aus Kasan holen, und bald war es vorbei mit der Plage.

Die Kutsche ist eine Nachbildung der Kutsche, mit der Elisabeth 1767 Kasan besuchte.

Der Taubenbrunnen vor dem Uhrturm der „Gotteserscheinungs-Kathedrale“ ist ein beliebter Platz für Tauben – und dazu gesellen sich auch einige Bronzevögel.

Nach der Kathedrale aber begegnen wir dem Denkmal für den berühmten Opernsänger Schaljapin. Nach ihm ist das dahinterliegende Hotel benannt. Und vor dem Hotel bemüht sich ein junger Pianist, die Passanten zu unterhalten.

Ein Abstecher zum See Kaban zeigt uns das Schauspielhaus mitten im weitläufigen Park mit vielen Springbrunnen.

Im Hintergrund sehen wir schon die Hauptmoschee des Tatarenviertels. Durch das Denkmal die Tat Shurales sehen wir die breite Tatarstan- Allee. Das Denkmal erinnert an eine alte tatarische Sage vom pfiffigen Jungen Schurale, der einem bösen Waldgeist begegnete und diesen austrickste.

Zurück zur Baumana entscheiden wir uns für ein grusinisches Restaurant. Naja, grusinisch ist schon übertrieben, denn die Musik ist amerikanisch und die ganze Einrichtung stammt vom US-Bierkonzern Bud. Das Essen war bis auf das eingelegte Gemüse auch nicht unbedingt grusinisch lecker. Na wenigstens das Bier war kühl. Die Lehre: auf der Flaniermeile von Kasan muss man nicht unbedingt zum Essen gehen.

Nun war auch der zweite Tag zu Ende, denn für das Konzert mit tatarischer Folklore haben wir leider keine Karten mehr bekommen.

Zwei besonders berühmte Sehenswürdigkeiten Tatarstans liegen weit außerhalb Kasans: das Raifa-Kloster und die Kathedrale aller Religionen. Der erste Versuch, ein Taxi zu ordern ging wieder mal schief – zu viele Fahrer kommen aus den asiatischen Randrepubliken der früheren Sowjetunion,  sind einfach nicht ortskundig. Dafür war der zweite Versuch wieder ein Glücksgriff. Georgi stammt aus Abchasien, ist lustig, unterhaltsam und kennt sich blendend aus, auch in geschichtlichen Details.

Den Kremls sehen wir bei der Fahrt mal von der anderen Seite, rasen vorbei an modernen Sportstätten, Einkaufszentren, Restaurants und am friedlichen Nebeneinander von Moschee und Kirche bis wir in einen dichten Wald abbiegen.

Dann müssen wir warten, denn das kürzliche Hochwasser hat auch die Waldstraße zerstört und über die behelfsmäßige Innstandsetzung kann man nur in einer Richtung fahren. Aber da kommt schon bald der Zugang zum Kloster am See.

Der Priestermönch Filaret ist der Gründer des Raifa-Gottesmutter-Klosters. Im tiefen Wald im Nordwesten Kasans stieß der Mönch auf einen unbekannten See mit flachen Ufern. Hier hat er sich eine Hütte gebaut. Dies geschah im Jahr 1613 und ab diesem Zeitpunkt beginnt die Geschichte des Klosters.

Das Raifa-Männerkloster ist heute ein praktizierendes Kloster, mit prachtvollen Kirchen und unberührter Natur in der Umgebung. Der Eingangs- Glockenturm mit der darüber liegenden Kirche des Erzenegel Michael wurde 1889 erbaut.   In der Kathedrale zu Ehren der Georgischen Ikone der Gottesmutter wird der Hauptschatz des Klosters, die alte wundertätige Kopie des Heiligtums, die allen Kranken Heilung schenkt, aufbewahrt. In der Nähe befinden sich die Dreifaltigkeitskathedrale und die zu Ehren der in Raifa und Sinai getöteten Altväter geweihte Kathedrale. Die Sophienkirche, erbaut Ende des XVIII. Jahrhunderts, ist die kleinste in Europa: Im Tempelbereich können sich gleichzeitig nur 7 Personen aufhalten.

Vor der berühmten Ikone stehen die Menschen Schlange zum Bekreuzigen und Berühren.

Über der Heiligen Quelle mit Heilwasser steht eine kleine Kapelle mit blauer Kuppel.Bevor wir diesen heiligen Ort verlassen machen wir am kleinen Museum im südlichen Wachturm noch Bekanntschaft mit dem bösen Erbe der Bolschewiken. Sie haben das Kloster in eine Strafkolonie gewandelt und hier tausende Menschen umgebracht. Die herrlichen Bauten des Klosters wurde zerstört.

Ein Wunder wie all die Schönheit wieder entstehen konnte!

Die Geschichte des Klosters wollen wir noch genauer erkunden, da ist eine Broschüre im Klosterladen genau das Richtige. Aber vielleicht kommen wir mal wieder. Immerhin gibt es einen schönen Badesee mit Bootsverleih, nette Hotels und urige Gaststätten. Der Schaschlik sieht jedenfalls besser aus als auf der Baumana in Kasan.

Unser nächstes Ziel ist der Tempel aller Religionen. Der Tempel aller Religionen Храм всех религий) ist ein Gebäudekomplex in Staroje Araktschino, unweit von Kasan. Das Bauwerk enthält Bestandteile religiöser Architektur mehrerer Arten, unter anderem einer orthodoxen Kirche, einer Moschee und Synagoge.

Ein Wunder liegt plötzlich vor unseren Augen. Der Bau des Tempels wurde 1992 durch den ortsansässigen Bildhauer, Maler, Dichter und Wunderheiler Eldar Chanow begonnen und dauert momentan immer noch an.

Das Gebäude dient als Kulturzentrum sowie auch als Wohnsitz für Chanow und seine Mitarbeiter. Zu der Idee eines solchen Bauwerks sagte der Künstler, der selber Moslem ist, in einem Interview: „Ich hörte eine Stimme, die mir sagte, ‘Eldar, du musst morgen um sechs Uhr früh aufstehen, dir eine Schaufel nehmen und damit beginnen, den Grundstein für einen Tempel aller Religionen zu legen’!“ Chanow will dem Gebäude insgesamt 16 Kuppeln bzw. Türme geben, als Symbol für 16 Weltreligionen. Allerdings betonte Chanow stets, dass dies kein religiöser Tempel sein soll, sondern ein „Tempel der Kultur und Wahrheit“.

Staunend betreten wir die Innenräume, und treffen zuallererst die altägyptische Religion.

Dem Islam sind mehrere Räume gewidmet, und es wird die Schönheit der Frau gepriesen!Auch der Buddhismus kommt nicht zu kurz.

Die christlichen Kirchen sind orthodox und katholisch vertreten.

Natürlich ist die orthodoxe Kirche sehr reich dargestellt, auch mit ihren berühmten Ikonen.

Der katholischen Kirche ist ein ganzer Kirchensaal gewidmet.

Es beeindruckt tief welches Lebenswerk die Brüder Chanow sich da vorgenommen haben. Auch unseren Dank haben wir ins Gästebuch eingetragen!

Dank gilt auch unserem netten Fahrer Georgi, der uns doch tatsächlich zu sich nach Hause einladen wollte, um selbstgebrannten „Chacha“ zu trinken.

Wir sind aber froh für eine Ruhepause im kühlen Hotelzimmer. Auch wollen wir erkunden, wie die Situation am Bahnhof ist, wenn wir morgen auf Reise gehen. Auf dem Weg zum Bahnhof entdecken wir ein Restaurant mit elektronischer Speisekarte, wo es nicht nur ausgezeichnet schmeckt, sogar Radeberger Bier gib es!!

Am Bahnhof können wir klären, wie wir Transporthilfe bekommen. Der Zug Tatarstan steht schon für diesen Tag bereit und macht einen guten Eindruck.

Am letzten Tag haben wir uns vor der Abfahrt um 20:00 Uhr noch das Tatarenviertel sowie das Bogorodizki Kloster vorgenommen.

Im Tatarenviertel geht es sehr ruhig zu. Wir stellen aber fest, dass es weniger Kopftuchträgerinnen gibt, als in deutschen Moslemvierteln. In der Innenstadt von Kasan aber trägt niemend Kopftuch. Wir sehen historische Bauten, Moscheen und Koranschulen sowie die Hauptmoschee der Tataren „Al Mardjani“.

Höhepunkt aber ist ein Souvenirladen kombiniert mit einem Cafe. In diesem Laden erstehen wir eine schöne Aladinlampe – das Gegenstück zur Lampe aus Qatar!

Nach der obligatorischen Abkühlung im Hotel kommt unser letzter Ausflug ins Bogorodicki-Kloster (Christusgeburts-Kloster).Das Kloster wurde als Nonnenkloster 1579 gegründet. Die Geschichte sagt, dass ein neunjähriges Mädchen Marfa von einer Gottesmutter-Ikone träumte und diese dann am Ort des Traumes auch fand. An dieser Stelle wurde dann das Kloster aufgebaut. 1930 wurden die noch nicht ermordeten Insassen umgesiedelt und auf dem Gelände entstand u.a. eine Tabakfabrik. Seit 1994 wird wieder aufgebaut und die weiße Sophienkathedrale wird erst Ende Juli 2021 wieder eröffnet. Die Ikone im roten Heiligen-Kreuz-Dom aber konnten wir sehen.

In der Umgebung sieht man den Kreml auch mal von der anderen Seite,und besonders beeindruckend ist der Palast der Landwirtschaft. Erinnert an den Petersplatz von Rom.Unser Programm ist nun zu Ende, und wir sagen dem Kreml von Kasan „Lebewohl“. Eine wunderschöne Stadt mit bewundernswerter Toleranz der Religionen!

Am Bahnhof erwartet uns schon unser Coupe mit frischem Obst, Getränken sowie einer opulenten Speisekarte. Alles inklusive, sogar das Taxi in Moskau zur Unterkunft.

Wenige Minuten nach Verlassen des Bahnhofs verabschieden wir uns vom Tempel der Religionen. Der Zug ist gut klimatisiert und wir fühlen uns pudelwohl.Obwohl der Zug stark rumpelt hatten wir guten Schlaf. Am Kasaner Bahnhof erwarten uns schon Taxifahrer und Gepäcktransporter direkt am Waggon. Alles eine gelungene Reise!

Moskau 20.-24.7.2021–bei den Rescetovs, Ballett, Museen, Park Völkerfreundschaft

 Der Fahrer fährt mit uns eine Runde über den Platz der drei Bahnhöfe (früher Komsomolplatz), und wir freuen uns dieses schon bekannte Bild in restaurierter Schönheit erneut zu erleben.

Valja und Sascha erwarten uns schon vor der Haustür, und schon sind wie wieder in einem klimatisierten Zimmer. Es ist auch in Moskau immer noch so drückend warm.

Wir legen bei der großen Hitze mal einen Ruhetag ein – bis zum späten Nachmittag, denn das Ballett „Steinerne Blume“ nach einem Märchen von Puschkins mit Musik von Prokofjew ist im „Akademischen Theater für Oper und Ballett Stanislawski“ angesagt. Lange waren wir nicht mehr hier. So entdecken wir viel Neues rund um das Theater, auch eine sehr schöne Kathedrale am Ende der Petrowka-Straße gegenüber dem Theater.

Wie üblich wird auch hier beim Eintritt ein Sicherheitscheck durchgeführt. Im Theater ist nur jeder zweite Platz besetzt, und es wird gebeten Masken zu tragen. Durchgesetzt wird es aber nicht.Und nun erleben wir ein Feuerwerk an russischem Ballett vom Feinsten – mit russischen Folklore-Elementen. Wieder ist der Beifall phänomenal!

Die Abendstimmung auf der „Großen Dmitrovka“ ist gelöst und voll guter Laune, die Restaurants sind auch am Montagabend gut besucht.Unser Taxi ist schnell gerufen und wir erleben während der Fahrt einen wunderschönen Sonnenuntergang auf Moskaus breiten Alleen.

Der zweite Tag in Moskau 21.7. ist den Treffen mit Freunden gewidmet. Natascha trifft vormittags Irina und nachmittags Ljuda. Ich mache mich zum Treffen im „Gambrinus“ Straße Marksistskaja 20 auf. Mein Taxifahrer ist sehr leutselig und unterhält sich gern. So fährt er extra große Runden, um länger mit mir zu quatschen – also auch am Ufer lang, wo gewöhnlich ordentlich Stau ist.

Zunächst ist für mich ein Treffen mit meinem lieben Doktorvater Professor Eduard Nikolajewich Zuew im Restaurant „Gambrinus“ angesagt. Eduard Nikolajewich hat ja übermorgen am gleichen Tag wie Natalie Geburtstag, und er wird 84. So gibt es kleine Geschenke und für mich uralte Unterlagen zu meinem Promotionsverfahren.

Bleiben Sie gesund lieber Professor Zuew!

Anschließend kommen sie die Ex-Kommilitoninnen Ljuba und Tanja und die Ex-Kommilitonen Borja, Juri sowie die Brüder Ilja und Igor. Ein tolles Wiedersehen, es gibt viel zu erzählen und jede Menge Trinksprüche.

22.7. Zwei Tage vor dem Heimflug müssen wir den PCR-Test machen, denn nur wer negativ ist, darf in den Flieger steigen. Das erledigen wir am Donnerstag früh in der nahen Teststation. Auf geht es nun zur ehemaligen „Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft“ – heute ein wunderschöner Park der Völkerfreundschaft. Bald sehen wir das bombastische Arbeiter-und-Bauern-Denkmal mit Hammer und Sichel – ein Relikt der Sowjetzeit, beibehalten aus historischen Gründen und heute umringt von modernen Hochhäusern sowie einer Hochbahn.Und schon sind wir mitten drin im Park.

Der zentrale Brunnen der Völkerfreundschaft symbolisiert die 16 Republiken der ehemaligen Sowjetunion mit goldenen Frauenfiguren in der jeweiligen Nationaltracht.Der zweite schöne Brunnen stellt die steinerne Blume nach Puschkins Märchen nach.Architektonisch besonders gelungene Gebäude im Landesstil zählen zu Armenien und Aserbaidschan. Sehr belebt ist der Tempel für Belarus. Hier wird richtig mit landestypischen Produkten gehandelt, und im Cafe leisten wir uns für den kleinen Hunger Kartoffelpuffer mit Minsker Bier.Unser eigentliches Ziel aber ist die Ausstellung „Rossija – meine Historie“. Hier beginnt es mit dem Wikinger Rurik, den die zerstrittenen Slawen baten, ihr Fürst zu werden, damit der Streit unter ihnen endlich aufhört. Seine Nachkommen bildeten die Rurikidendynastie, die schrittweise „russische Länder“ sammelte, das bedeutet neue Fürstentümer mit russischer Bevölkerung bildete, die zeitweise unter mongolischer, litauischer, polnischer Herrschaft leben mussten bis Iwan der Große begann die Fürstentümer zu vereinigen und die Fremdherrschaft abzuschütteln. Mit seinem Enkel Iwan dem Schrecklichen, Gestrengen endete die Herrschaft der Rurikiden, obwohl Iwan eigentlich drei Söhne hatte. Den einen erschlug Iwan im Zorn selbst, der zweite, Dimitri, wurde ermordet und nur der schwachsinnige Fjodor war kurze Zeit nomineller Zar. Danach nahm der Regent Boris Godunow die Zarenkrone an. Es begann mit der polnischen Invasion und den falschen Dimitris die Zeit der Wirren bis endlich die Invasoren vertrieben wurden und mit Michail I. die Romanows zum Zuge kamen.Diese Ausstellung fasziniert durch moderne Multimediatechnik. Wir nehmen uns vier Stunden Zeit, und obwohl wir die Geschichte Russlands kennen, werden wir doch immer wieder beeindruckt und überrascht. Sehr deutlich auch wie sich das Land von der Rus über das Zarenreich bis zum Imperium entwickelte – mit konstanten zumeist feindlichen Nachbarn im Westen und wechselnden Reichen in Ost und Süd von den Chasaren über die Wolgabulgaren bis zur mongolischen Goldenen Horde und Tataren.

Jede Epoche hat ihren eigenen Saal mit großartigen Übersichten sowie vielen Details. Fangen wir mit den wichtigsten Rurikiden von der Rus zum Zarenreich an.

Nach der Zeit der Okkupation und der Wirren begannen die Romanows zu herrschen.Peter der Große und Katarina die Große führten Russland dann zur bedeutenden Macht.Katarina die Große und ihr Enkel Aleksander I, der Sieger über Napoleon.Abschließend noch Nikolai der Erste und Nikolai der Allerletzte.Es hat uns auch beeindruckt, dass die Leistungen der Herrscher in der Regel positiv dargestellt wurden. In der Sowjetzeit waren sie ja alle böse Unterdrücker.

Vor dem Verlassen des riesengroßen Ausstellung besuchen wir noch den Waggon des letzten Zaren, wo er seine Abdankung unterschrieb. Im Zarenspiegel haben wir dann ein gemeinsames Foto geknipst. An die Wand des Ausstellungsgebäudes sind übrigens berühmte Sprüche von Zaren oder anderen wichtigen Leuten projiziert. Aleksander III. – „Russland hat keine Verbündeten außer Armee und Flotte“ – wobei er unrecht hatte. Bismarck war ein wirklicher Verbündeter. Putin aber verlautet: „Man sagt, Russland befinde sich zwischen Ost und West. Ost und West aber liegen rechts und links von Russland!“Trotz Müdigkeit steht nun doch noch der Kosmos-Pavillon auf unserem Programm!Hier lernen wir wie die Raumfahrttechnik sich von kleinen engen Kapseln hin bis zur riesigen Raumstation Mir und der aktuellen Internationalen Raumstation ISS entwickelt hat. Sogar das Hündchen Laika hat hier sein Denkmal bekommen. Da hat doch neulich der kleine Hund die Mama gefragt: “Wieso tragen die Menschen nun auch Maulkorb. Wir machen das doch schon länger?” “Na wir waren doch auch die ersten im Kosmos!”1993 unterzeichneten Russland und die USA ein Abkommen über zehn Shuttle-Flüge zur russischen Raumstation Mir sowie über Langzeitaufenthalte einiger US-Astronauten auf der Mir. Dies markierte die erste Zusammenarbeit der beiden Raumfahrtmächte.Die ISS ist ein gemeinsames Projekt der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde, der russischen Raumfahrtagentur, der europäischen Raumfahrtagentur sowie der Raumfahrtagenturen Kanadas und Japans. Im Jahre 1998 wurde dazu ein entsprechendes Abkommen für den Bau der Raumstation unterschrieben. Die ISS ist der größte Satellit im Erdorbit und baut auf den Grundelementen der Mir auf.Die Kosten für Bau und Betrieb beliefen sich bis 2018 auf mehr als 100 Milliarden Euro. Die ISS kreist in rund 400 km Höhe binnen etwa 93 Minuten einmal um die Erde. Bei rechtwinklig ausgerichteten Solarmodulen hat sie eine räumliche Ausdehnung von etwa 109 m×51m×73m mit 410 t. Seit 2010 ist die ISS dauerhaft von Raumfahrern bewohnt. Und wir können ihre Reise jeden Abend gegen 22 Uhr von der Terrasse aus beobachten.

Interessant gestaltet ist auch der Kuppelsaal mit der großen Erdkugel und dem Foto von Juri Gagarin. Ich habe ein Extra-Raumfahrterlebnis, denn die großen Treppen überwinde ich in einem Spezialtransporter. Erstaunen ließ uns auch, wie aufgeblasen die Raumfahrer bei ihren Allspaziergängen sein müssen.

Ein toller Ausflug war das heute!

23.7. – heute ist Geburtstag angesagt. Um 0:00 Uhr stoßen wir erst einmal alle auf die Gesundheit an. Den Ring darf das Geburtstagskind gleich tragen, aber die echten Rosen stehen schon zu Hause in Pyrbaum!!

Heute wollten wir eigentlich ins Schloss Archangelskoje fahren, aber das Internet sagt uns, dass das Schloss noch bis 2022 rekonstruiert wird. Nur der Park ist geöffnet.

Also disponieren wir um und landen in der „Neuen Tretjakow-Galerie“ zur Ausstellung „Geschichte Russlands aus den Augen der Künstler“ mit Werken russischer Meister.Die Ausstellung ist dem 800. Geburtstag Aleksander Newskis gewidmet. Er gilt als Nationalheld Russlands und ist ein Heiliger der orthodoxen Kirche. Er regierte als Fürst von Nowgorod und Großfürst von Kiew und Wladimir.

Er blieb zwar der mongolischen Goldenen Horde tributpflichtig, verteidigte aber die russischen Fürstentümer gegen der Ansturm der katholischen Kreuzritter und vernichtete deren Ritterheer in der Schlacht auf dem Peipussee im Jahre 1242 vollständig. Der ausgestellte Helm sollte wohl ihm gehört haben. Die Waffen stammen aus seiner Zeit.Von Saal zu Saal sehen wir bekannte und unbekannte Bilder aus der russischen Historie.Am liebsten würde man ja gleich alle Bilder mitnehmen. Aber eins sollte doch eine Warnung sein für alle neuen Feindbilder: Die Flucht der Franzosen aus Russland.Ganz benommen voller Eindrücke verlassen wir die Galerie und haben gleich einen herrlichen Blick auf die Christ-Erlöser-Kathedrale und die Moskwa-Insel mit der berühmten Schokoladenfabrik „Roter Stern“. Peter schaut siegesgewiss von seinem hohen Sockel auf dem symbolischen Schiff. Jede Menge netter Cafes säumen den Weg.Wir aber besuchen den Kunstpark Muzeon. Hier stehen jede Menge Skulpturen – bedeutender Künstler, aber auch die entsorgten Denkmäler der Sowjetzeit.

Hier stehen sie die Helden der Oktoberrevolution (Lenin, Dzershinsky) und ihre Nachfolger (Breshnew). Ihre Schandtaten sind offengelegt. Zu jeder Skulptur gibt es eine Tafel, die die Verbrechen der Dargestellten deutlich macht. Soll keiner mehr erzählen, dass die Vergangenheit in Russland nicht aufgearbeitet wird!Hinter den Stalinstatuen ist sogar ein beeindruckendes Denkmal für die Opfer des Stalinismus gestaltet: Menschengesichter in Stein hinter Gittern.Aufgelockert wird dieses Panoptikum durch künstlerische Skulpturen und Denkmäler für wirklich verdiente Berühmtheiten – Schriftsteller, Musiker…und mehrere Eichhörnchen.Am Ausgang begegnen wir zwei berühmten Gebäuden, die wir auch noch nicht kannten. – Auf dieser Seite der Moskwa waren wir noch nie. Zunächst steht da das Haus des Galeriegründers Tretjakow., des russischen Textilkaufmann und Kunstsammler (1832–1898).Gleich daneben erhebt sich ein Kirchenkomplex, der den orthodoxen Christen Chinas gehört. Am Zaun sind Plakate zu sehen, die die Bedeutung der orthodoxen Kirche in China hervorheben. Auch der chinesische Staatschef war hier.Wieder haben wir etwas gelernt. Auf der Heimfahrt erleben wir noch die bedeutendsten Bauten der Stadt. Vor dem Aleksander-Garten steht inzwischen eine hohe Skulptur Wladimirs des Heiligen, vorbei geht es am Außenministerium im Stalinstil und am „Weißen Haus“, dem Regierungssitz.Am Abend ist wieder der Tisch reichlich gedeckt,  die Schwestern haben Plauderzeit.Mascha und Petja kommen bald zum Geburtstagsschmaus dazu, und zur Verdauung gibt uns Petja auch noch ein Konzert.Nun hat Mascha eine tolle Idee: Auf zum Restaurant „Höher kann nur Liebe sein“ in Moskwa City im 86. Stock. Das Moskauer Internationales Geschäftszentrum „Moskwa City“ liegt, etwa 5 km Luftlinie vom Kreml entfernt, und beherbergt  vor allem Geschäfts- und Bürogebäude, darunter auch zahlreiche architektonisch spektakuläre Wolkenkratzer. Das höchste Gebäude ist das Federazija, das bei Fertigstellung der höchste Wolkenkratzer war, heute noch der zweithöchste Europas ist. Bald sind wir da und mit dem Aufzug sind wir in wenigen Minuten ganz oben.Wunderbare Ausblicke eröffnen sich uns und im Restaurant wird viel getanzt.In einer Glaskammer kann man sich auf -15oC abkühlen und Bekanntschaft mit Peter dem Großen in Eis machen. Toll dieser Abschied von Moskau!

Schon am nächsten Morgen 24.7. heißt es Koffer packen, denn um 12 Uhr geht es los zum Flughafen Scheremetjewo. Die Familie tritt vollzählig zur Verabschiedung an, aber Valja begleitet uns bis zur Passkontrolle und leistet tolle Hilfe.

Hier erleben wir ein neues Terminal, das heute zum ersten Mal in Betrieb genommen wurde. Da geht es noch ziemlich hektisch zu. Trotzdem ist das Einchecken schnell und stressfrei.

Nun genießen wir den tollen Service der Aeroflot. Da vergeht die Zeit viel zu schnell.In Frankfurt können wir durch den Behindertenservice die endlosen Schlangen bei der Einreise umgehen, aber auf die Koffer müssen wir ewig warten. In der Toilette gibt es weder Papier noch Seife. Die rückständige Bananenrepublik Deutschland hat uns wieder! Wann bekommen wir Entwicklungshilfe aus Asien?Aber zu Hause erinnert die tatarische Wunderlampe an unsere traumhaft schöne Reise!