Und wieder geht es nach Italien – im Sommer 2019

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Lena und Leon kommen, und an unserem schönsten Rosenbusch übergeben wir unser Haus in treue Hände! Am nächsten Tag um die Mittagszeit haben wir die schlimmen Staus rings um München und vor der Brennereinfahrt hinter uns und können Rast im Alpenpanorama machen.

Statt 4 h haben wir 6 ½ h bis Bozen gebraucht, aber genug Zeit für den Bummel durch die wunderschöne Altstadt – nachdem ich den Stadtplan am Waltherplatz studierte. Bozen wird zu den großen städtischen Zentren im Alpenraum gerechnet und gilt auf Grund seiner Bikulturalität (vorwiegend aber Deutsch) als wichtiger Begegnungsort zwischen dem deutsch- und dem italienischsprachigen Kultur- und Wirtschaftsraum. Mit über 107.000 Einwohnern ist Bozen größte Stadt Südtirols.Die spätere Stadt Bozen wurde ca. 1170–1180 als Marktsiedlung mit einer zentralen, von Lauben gesäumten Gasse und einem Marktplatz errichtet. Um 1195 ist bereits ein Pfarrer bekannt, der die um 1180 erweiterte, spätantike Marienkirche nutzte (der heutige Dom), damals außerhalb der Stadtmauern.

1381 erhielt Bozen von Herzog Leopold III. von Österreich zusammen mit einem Ratsprivileg sein Stadtwappen. Erst für 1437 wurde ein förmliches Bozner Stadtrecht mit 104 Artikeln bezeugt. Nach dem Sieg Italiens über Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg wurde Südtirol und damit auch Bozen 1918 von Italien zunächst besetzt und später annektiert. Es begann eine Zeit der Italianisierung mit böser Unterdrückung der deutschsprachigen Bevölkerung. Die Nachkriegszeit führte erst allmählich, angestoßen durch die Autonomie von 1972, zur neuen Blüte der Stadt, die nach und nach zum administrativen, politischen und wirtschaftlichen Schrittmacher der Region aufrückte.

Unseren Audi konnten wir gleich am zentralen Waltherplatz parken, und los ging der Bummel durch die Laubengassen, am Markt vorbei in die Museumsgassebis zum archäologischen Museum, das der 5.000 Jahre alten Mumie „Ötzi“ gewidmet ist – nach langem Streit um die Besitzrechte.Den Ötzi kann man nur durch ein kleines Fenster sehen, Interessant aber sind die Erkenntnisse, die man aus diesem Fund erlangte. Zum Beispiel über die Kupferzeit, denn Ötzi wurde durch eine Pfeilspitze aus Kupfer getötet und im Eis liegen gelassen. Der älteste bekannte Kriminalfall! Viele der im Eis konservierten Beifunde sind weltweit einmalig; ihre genaue Anfertigungsart oder Funktion war wegen des Fehlens organischer Reste bei vorherigen Funden nicht bekannt.

Nun kann es weiter gehen in die Weinstraße nach Tramin, von wo der Traminer stammt. Hier hatten wir das Traditionshotel „Goldene Traube“ gebucht.Nur hatte der Wirt unsere Buchung vermasselt, brachte uns aber benachbart unter.Das war aber ein Glücksfall, denn obwohl die Dame am Empfang keine Tirolerin sondern Ungarin war, ist dieses Hotel doch deutlich großzügiger. Vom Zimmer haben wir wunderbare Ausblicke in die Berge, wo auch bald ein Gewitter aufzog.Nur die Speisekarte war bei der ungarischen Tirolerin doch recht dürftig! Aber der Traubenwirt kutschiere uns in sein Lokal, denn bei ihm ist die Küche exzellent!

Wegen des Gewitters konnten wir leider nicht an der frischen Luft sein, aber in der gemütlichen Gaststube wurde es bald angenehm kühl. Mein Fisch war zusammen mit dem Gemüse gegart. Wirklich was für Feinschmecker wie Marc oder Christian! Als das Gewitter vorbei war, ging es zurück in frisch-feuchte Luft!Am Morgen besuchten wir noch den nahegelegenen Kalterer See für einen Espresso. Hier lernten wir, dass Badezugänge in Italien immer viel Geld kosten!An jeder Ecke der Weinstraße kann man auch sehr viele Sorten Wein verkosten.

Verona: Aber bei dem aufziehendem Gewitter machten wir uns lieber schnell auf den Weg nach Verona, im prasselnden Platzregen. Aber den Palazzo Monza erreichten wir gegen 13:30 doch zu früh, da erst ab 16:00 angemeldet.Das Boutique-Hotel hat einen pompösen Empfangssaal und davon abgehend nur 4 Suiten auf der zweiten Etage. Klar, dass die Rezeption nicht immer besetzt ist. Aber wir konnten Auto und Gepäck loswerden und den Stadtbummel beginnen.

Eigentlich ein Glücksfall, denn wir konnten unsere Wanderung bei gutem Wetter durchführen. Ab etwa 17 Uhr tobte ein furchtbares Gewitter bis 20:00 Uhr.

Da wir den Bereich zwischen Castelveccio – Arena – Balkon der Julia – Piazza Erbe schon von unseren 6 früheren Besuchen zu Opernevents in der Arena kannten (blau, ausführlich beschreiben in den Reiseerinnerungen Italien) war dieses Mal der nördliche Bereich der Altstadt im Aldigebogen angesagt.Vom Palazzo Monga ganz nahe an der Porta Borsari ging es den Corso entlang bis zu Piazza Erbe. Immer wieder begeistert dieser schöne Platz.Unser Mittagessen aber nahmen wir im Angesicht des Dante-Denkmals auf der Piazza Signori gleich neben der Kunstgalerie vom Palazzo della Ragione ein.Anschließend aber endeckten wir Neues: die Grabstätten der Scaliger lagen zuerst auf dem Weg direkt an der Seitenfront des roten Justizgebäudes. Die Scaliger waren von 1260 bis 1387 Stadtherren von Verona.

Im gelben Haus hinter der Grabstätte soll Romeo gewohnt haben.Bei der kleinen Kirche Santa Maria Antica daneben handelt es sich um einen 1185 geweihten romanischen Bau. Bald nachdem die Scaliger 1260 die Herrschaft über Verona an sich gebracht hatten, machten sie sie zu ihrer Hauskirche.Über dem Nordportal der Kirche ragt ein Baldachin vor, unter dem Cangrande I. († 1329), der bedeutendste Scaliger, in seinem Sarkophag bestattet ist.

Unsere nächste Station ist der Kirchplatz mit San Petri und Santa Anastasia.Gotenkönig Theoderich ließ an dieser Stelle zwei kleine Kirchen errichten. 1261 wurden sie den Dominikanern übergeben, die 1290 beschlossen, dort eine Kirche zu errichten, die dem Petrus von Verona  geweiht war. In der Bevölkerung wurde jedoch der Name Santa Anastasia weiter verwendet. In diesem Viertel befinden sich verschiedene Museen – für Oper, Naturgeschichte und sogar für Liebesbriefe.

Und dann kamen wir zum Dom von Verona!Der Domkomplex von Verona ist ein Gebäudeensemble mit dem eigentlichen Dom Santa Maria Matricolare, der kleineren Santa Elena, der Taufkapelle San Giovanni in Fonte, dem  Domherrenkreuzgang und der Kapitularbibliothek. Der Bischof von Verona, veranlasste in seiner Amtszeit (zwischen 362 und 380) den Bau einer Basilika, die bald durch einen größeren Kirchenbau ersetzt wurde. Diese zweite Basilika war mindestens bis zum Ende des 7. Jahrhunderts in Gebrauch und wurde danach durch Feuer oder Erdbeben zerstört. Reste beider Kirchen wurden im Bereich von Santa Elena und dem Domherrenkreuzgang freigelegt. Beim Wiederaufbau der Hauptkirche von Verona wählte man im 8./9. Jahrhundert ein Areal südlich der bisherigen Bauten; es ist der Bereich der heutigen Domkirche. Bei einer umfangreichen Umbaumaßnahme von 1440 bis 1520 erhielt der Innenraum der Domkirche seine heutige, spätgotische Gestalt. Der Raumeindruck wird bestimmt von den Pfeilern aus rotem Marmor und den weiten Arkaden, welche die Kirche hallenartig wirken lassen. Der dreischiffige Kirchenraum besitzt sechs Seitenkapellen. Sie wurden 1465 – 1504 geschaffen.

Dieser Innenraum überraschte uns seiner Schönheit und Vielseitigkeit wegen!Aber auch die beiden anderen Kirchen sind sehenswert. Die Taufkapelle präsentiert sich noch in der Gestalt, die sie bei ihrer Erbauung im 12. Jahrhundert erhielt. Das achteckige Taufbecken – ein Hauptwerk der romanischen Bildhauer-kunst – wurde um 1200 aus einem einzigen Marmorblock herausgearbeitet. Die acht Seiten sind mit Reliefs geschmückt, die biblische Szenen zeigen.Die Chorherrenkirche wurde bei ihrem romanischen Wiederaufbau 1117 der heiligen Helena geweiht.Eine aufschlussreiche Wanderung! Nun konnten wir in unseren Palast einziehen und vor dem Arenabesuch ausruhen.Von unserem schon sehr großen Sanitärbereich in Ebene des Schlafzimmers führte auch noch eine Wendeltreppe hoch zu einem Relaxraum mit Bad.

Aber draußen tobte das Gewitter und wir fürchten, dass unsere Vorstellung ab 21 Uhr ins Wasser fallen könnte. Aber welch Wunder: ab 20 Uhr öffnete sich der Himmel wieder für den herrlichen Sonnenuntergang über Verona!

Aber da der Einlass in die Arena erst ab jetzt, nach dem Regen erfolgte, bildeten sich Riesenschlangen vor der Sicherheitskontrolle. Aber mit meinem Rollator und dem Behindertenausweis kommen wir ohne Schlange fast als Erste in die Arena!

Erst mit Verspätung füllte sich die Arena bis auf den letzten der 22 000 Plätze, und dann kann die Aufführung 21:30 beginnen.

Aber nun geht es von Höhepunkt zu Höhepunkt. Dazu trugen natürlich die hervorragenden Sänger, Chöre, Tänzer, das Orchester aber auch das phantastische, wechselnde Bühnenbild, die reichen Kostüme und die beeindruckenden Massenszenen ob im Zigeunerlager oder in der Ritterburg bei. In seiner opulenten Inszenierung in Verona verwandelt der kürzlich verstorbene italienische Regisseur Franco Zeffirelli den Bühnenraum des römischen Amphitheaters in ein beeindruckendes Spektakel. Er ist ein Meister opulenter und monumentaler Bilder und macht sich mit seiner Szenengestaltung jede Dimension der Arena zunutze.

Das Sänger- und Ehepaar Anna Netrebko als Leonora und Yusiv Eyvazov als Manrico komplettiert die Opernaufführung aus der Arena di Verona mit ihrer stimmlichen Präsenz, Leidenschaft und Virtuosität. Sie geben das ideale Liebespaar auf der Bühne ab und sicher auch im Leben. Beim Liebesduett in voller Inbrunst könnte man sich vorstellen, dass Anna und Yusiv dies auch im wahren Leben singen.

Es wurde 1:00 nachts, als wir voller Hochgefühl unseren Palazzo erreichten, nachdem es unterwegs noch ein Eis gab. Aber ach und weh – wir kamen mit der Zimmerkarte zwar in den Palazzo und auch in den Empfangsraum, nicht aber in unser Zimmer. Die Karte war entmagnetisiert.

Was tun? Auf unseren Notruf an die Inhaberin des Hotels wurde nicht reagiert. Die nette britische Familie aus der Nachbarsuite war aber noch wach, ließ uns die Toilette benutzen und spendete zwei Flaschen Wasser aus der Minibar.

Es war Natalies Idee, dass die rote Plüschcouch ausziehbar sei und mit den Tischtüchern gelang uns ein gemütliches Bett einzurichten. Na so geht es eben auch. Kaum ein wenig eingeduselt meldete sich die Inhaberin doch noch – und so kamen wir endlich gegen 2 Uhr in unsere komfortablere Suite.

Mit dem exquisiten Frühstück am Morgen war dann der nächtliche Stress schnell vergessen:Auf geht es zur Adriaküste, nach Cesenatico wischen Ravenna und Rimini.

Cesenatico ist ein erholsamer und gleichzeitig lebendiger Badeort. Cesenatico wurde 1302 als Hafen der 14 Km von der Küste entfernten Stadt Cesena gegründet. Cesenatico hat zumindest am Hafen und in der Altstadt seinen Ursprung als Fischerort im Herzen der Adriaküste behalten. Der malerische Hafenkanal, mit seinen bunten Segeln und dem „Schwimmenden Schiffmuseum“, erstreckt sich durch das ursprüngliche Städtchen (rot umrandet). Er wurde 1502 nach Plänen von Leonardo da Vinci angelegt und ist eine sehr romantische Sehenswürdigkeit.

Aber an der Küste gen Süden sind in vier Straßenreihen Bettenburgen, Restaurants und viele Geschäfte entstanden. Das ist ziemlich touristisch geworden und die Gebäude sind meistens nicht gerade schön. Aber die Läden glitzern in die späte Nacht.

Unser Hotel Internazionale ist dabei vergleichsweise nett und recht ansehnlich. Es erwartet uns mit einem hellen Zimmer und Ausblick zum Strand.Ungewohnt ist für uns, dass die Strände weitgehend abgesperrt sind und Eintritt kosten. Zwei Liegen mit Sonnenschirm am Hotelstrand gibt es für 22 € pro Tag.

Egal, wir wollen baden und die Hitze des Tages erträgt sich gut mit Meeresbrise! Leider scheitert mein Versuch, mit dem Plastestiefel die Wunde am Fuß trocken zu halten. Die Wellen verursachen Wassereintritt in den Stiefel.  Also schnell ins Zimmer, desinfizieren und aufs Baden künftig verzichten. Leider!

Aber Natascha beim Baden zusehen, ist auch ein Erlebnis!Und es gibt in Cesenatico auch viel zu sehen – auch per Fahrrad, das vom Hotel kostenfrei gestellt wird. Spektakulär aber sind das abendliche Wetterleuchten sowie die Sonnenaufgänge über der Adria!Am ersten Abend aber erkundeten wir die Altstadt am Kanal, wo sich Gaststätte an Gaststätte reiht.in der Regel kann man hier gut essen:  zweimal taten wir es rechts vom Kanal und einmal mit Fähre zur anderen Seite, wo es uns in der „Laterne“ am besten gefiel.

Die glitzernden Geschäfte in Cesenatico sind natürlich bis tief in die Nacht geöffnet und in der Altstadt ist Marktreiben von 10 – 24 Uhr!Das ist aber eher für Natalie interessant – während sie sich umschaut genieße ich einen Campari oder ein echtes italienisches Eis.

Neben den weniger schönen Bettenburgen gibt es in Cesenatico sogar zwei elegante Grand Hotels „Cesenatico“ und „Da Vinci“. Aber die sind nicht so schön gelegen wie unser Internazionale und liegen eher in der Rambazamba-Zone.Ja, es ist in der Nacht viel los und erst gegen 4 Uhr verstummen auch die letzten Schreihälse.

Zum Abschluss erleben wir das bunte Treiben am Hauptplatz mit dem farbenwechselnden Riesenrad und einer Aufführung der Ballettschule.Mit der „Touri-Eisenbahn“ fahren wir ein letztes Mal durch Hafen und Altstadt um Abschied von Cesenatico zu nehmen – schöne Altstadt im lauten Dauerfest.Aber Cesenatico hatten wir ja nicht wegen der Touristenattraktionen gewählt, sondern wegen der Nähe zu den geschichtsträchtigen Orten Ravenna und San Marino! Natürlich unternahmen wir Tagesausflüge dorthin!

Ravenna hat heute 160.000 Einwohner. Die Stadt lag ursprünglich unmittelbar an der Adria. Infolge von Verlandung beträgt die Entfernung des Stadtkerns von der Küste heute etwa neun Kilometer. Der Hafen ist durch den Canale Candiano mit der Küste und dem Seebad Marina di Ravenna verbunden. Ravenna ist Erzbischofssitz.

Von 402 bis 476 war die Stadt Hauptresidenz der weströmischen Kaiser. In den folgenden Jahrzehnten residierten hier auch Odoaker, Theoderich der Große und dessen Nachfolger. Nach der Rückeroberung Italiens durch byzantinische Truppen im Jahr 540 war Ravenna bis zur Einnahme durch die Langobarden unter König Aistulf im Jahre 751 Zentrum eines oströmisch-kaiserlichen Exarchats.

In diesen Zeiten entstanden in Ravennas acht frühchristliche Kirchen, Taufkapellen, Mausoleen, Mosaiken aus dem 5. und 6. Jahrhundert n. Chr.,  die heute im UNESCO-Weltkulturerbe als kunsthistorisch besonders wertvoll gelten.

Sechs von Ihnen haben wir auf unserer Wanderung durch die Altstadt besucht.Zu den sechs besuchten Standorten mit den Gebäudekomplexen auf der Karte gehörten aber nicht nur diese berühmten UNESCO-Bauten:Zwei der UNESCO-Bauten liegen außerhalb des Stadtzentrums, und wir haben sie nur im Vorbeifahren erblickt:

Aber gehen wir der Reihe nach: Trotz des uns verwirrenden Navigators kamen wir schnell an einen Parkplatz in Nähe des Domplatzes. Hier fanden wir nicht nur den Dom, auch zwei der Weltkulturerbstätten.

Der ursprünglich antike Dom (Basilica Ursiana genannt) wurde im 5. Jahrhundert unter Bischof Ursus errichtet.

Das Gebäude wurde zwischen 1734 und 1745  tiefgreifend umgebaut – mit barocker Fassade und antikem Kirchenbau. Von der alten Domausstattung blieb allerdings wenig erhalten: drei spätantike Sarkophage und die Kanzel des Bischof Agnellus mit Tierreliefs aus dem 6. Jahrhundert. Die Kuppel von 50 m ist völlig mit Fresken bemalt.

Gleich hinter dem Dom steht neben dem Glockenturm die orthodoxe Taufkapelle.

 

 

Das Baptisterium der Orthodoxen ist das älteste erhaltene Bauwerk in Ravenna, jedenfalls was den Baubeginn im Jahr 400 betrifft. Berühmt ist es vor allem – wie die anderen byzantinischen Bauwerke Ravennas – durch die Wand- und Deckenmosaike in seinem Innern. Staunend haben wir die Arbeiten der Künstler des frühen 5. Jahrhundert bewundert.

Im gesamten Gebäudekomplex unserer ersten Station befindet sich auch noch das das Erzbischöfliche Museum (Museo arcivescovile di Ravenna) – im Erzbischöflichen Palais. Das Erzbischöfliche Museum geht auf die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Hier merkten wir wieder wie nett die Italiener mit Behinderten umgehen. Wir brauchten keinen Eintritt zahlen (Ticket Gratuito!) – wie auch für die anderen Museen – und ein Angestellter begleitete uns zum Fahrstuhl, der sonst nur für den Erzbischof vorgesehen ist!

Wichtigster Teil dieses Palastmuseums ist die erzbischöfliche Kapelle (Oratorium) des heiligen Andreas. Sie war das private Oratorium der Bischöfe seit Beginn des 6. Jahrhunderts und wurde von Petrus II. erbaut, der das Amt 494–519 innehatte. Die Kapelle ist von kreuzförmigem Grundriss. Die Mosaike wurden schon beim Bau oder bald danach angefertigt. Heute ist die Kapelle dem Apostel Andreas geweiht, sie war jedoch ursprünglich Jesus gewidmet.

Dies bezeugt eine Darstellung mit Jesus in der Kleidung eines römischen Feldherrn, wie er auf eine Schlange und einen Löwen tritt. Die unteren Teile der Wand sind mit Marmorplatten verkleidet. Das übrige Innere der Kapelle war mit reichen Mosaiken auch zur Heiligen- und Aposteldarstellung in der Art von Bildteppichen ausgekleidet, die im Gewölbe erhalten sind.

Aber auch der Rest des Museums ist äußerst beindruckend. Beispielsweise mit der Maximianskathedra – ein Bischofsstuhl aus dem 6. Jahrhundert. Er wird dem ravennatischen Bischof Maximinian zugeordnet und ist komplett mit Elfenbein-tafeln dekoriert, die biblische Darstellungen zeigen.  Oder die Monstranz und der goldene Hirtenstab des Agnellus (Bischof im 6. Jahrhundert) aber auch Teile der Apsis-Mosaike des Domes (12. Jahrhundert), darunter eine betende Maria.Erstaunlich, wie schnell die Bischöfe immensen Reichtum symbolisierten, wo doch die anfängliche Verfolgung des Christentums erst im 4. Jh. beendet wurde.

Nach diesen phänomenalen Eindrücken unserer ersten Station ging es durch malerische Gassen über den Kennedyplatz und die Via Cavour zur Station 2.Wieder ist es ein Komplex historischer Gebäude, der uns am Ende der Via Argentario hinter dem weißen Tor erwartet.Zunächst erheben sich die stolze Basilika San Vitale, links davon das Nationalmuseum und rechts die kleineren historischen Kirchen vor unseren Augen. Im Hintergrund steh das Mausoleum der Galla Placidia.

Die Basilika San Vitale, vermutlich 537 begonnen und 547 dem heiligen Vitalis geweiht, zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten der spätantiken frühbyzantinischen Zeit. Sie entstand in einer Zeit des Umbruchs, als der oströmische Kaiser Justinian I. Krieg gegen das ostgotische Königreich in Italien führte. Unser erster Weg führt ins Mausoleum der Galla Placidia.

Das innen mit Mosaiken verzierte Mausoleum hatte Kaiserin Galla Placidia (425 n. Chr.) für sich erbauen lassen. Berühmt ist es vor allem – wie die anderen römischen Kirchen und Bauten Ravennas – durch die Wandmosaiken im Innern. Sie sind ausgezeichnet erhalten und stellen die ältesten Mosaiken Ravennas dar.

Noch voller Eindrücke geht es weiter wenige Schritte in die Basilika, wo wir ebenso schöne Mosaiken finden, aber in langgestreckter Höhe.

Berühmt ist die Basilika für ihre Mosaikausstattung im Innern. Insbesondere die Bilder von Justinian und seiner Frau Kaiserin Theodora zeigen sie inmitten ihres Gefolges.Das war schon eine tolle Liebesgeschichte mit den Beiden im Byzanz um 530.

Gleich neben der Basilika betreten wir das Nationalmuseum.Es beherbergt zahlreiche archäologische Funde, wie Grabstelen, Kapitelle aus östlichem Marmor, geschmückte Sarkophage und weitere Artefakte aus den 5. und 6. Jahrhunderten. Sie sind zumeist in den Wandelgängen des lichten Innenhofes aufgestellt.Im ersten Stock sind anmutige Bronzestatuetten der Renaissance, kostbare Gegenstände aus Elfenbein, eine wertvolle Sammlung von Ikonen (sogar aus Russland), eine Abteilung von Keramiken und eine faszinierende Sammlung von alten Waffen ausgestellt.Mit den Besuchen der Stationen 4 und 5 schließen wir die aufregende Zeit des 5. und 6. Jahrhunderts ab. 476 wurde der letzte weströmische Kaiser von dem Offizier germanischer Abstammung Odoaker gestürzt. Odoaker rief sich zum König von Italien aus mit Residenz in Ravenna. 17 Jahre später aber kamen 493 die Ostgoten unter König Theoderich und herrschten bis zum Einzug byzantinischer Truppen 540. Theoderich aber war für Ravenna ein Segen. Viele Bauten und Infrastrukturen gehen auf sein Wirken zurück. Aber besonders seine religiöse Toleranz machte ihn zum „Großen“.

Ab dem 4. Jahrhundert haben einige germanische Stämme wie die Goten, Vandalen oder Sueben das Christentum angenommen. Die Germanen aber waren rational denkende Menschen und konnten mit der unbefleckten Geburt oder der Dreifaltigkeit nichts anfangen. So wurden sie Arianer nach der Lehre des alexandrinischen Bischofs Arios: Es gibt nur einen Gott und Jesus war ein Mensch, von Gott beauftragt, seine Lehre zu verkünden.

Im Herrschaftsbereich der Orthodoxen wurden Arianer schlimm verfolgt, bei den Vandalen in Nordafrika, den Westgoten oder Sueben in Spanien wurden dagegen die Orthodoxen gern mal schikaniert, bestraft aber nur, wenn sie sich gegen die geltende germanische Herrschaft auflehnten.

Bei den Ostgoten in Italien aber herrschte volle Toleranz. Von den Gegensätzen in der frühchristlichen Glaubenslehre künden daher die zwei Taufkapellen (Baptisterien) aus dem 5. und 6. Jahrhundert –der Orthodoxen (von Station 1) und der Arianer, die etwas bescheidener unter Theoderich errichtet wurde. Aber auch hier bestechen die Deckenmosaike.Sant’Apollinare Nuovo – die ehemalige arianische Hofkirche Theoderichs befand sich unmittelbar neben seinem Palast und war unsere 5. Station.Das Gebäude wurde auf Veranlassung Theoderichs errichtet und gegen Ende des 5. Jahrhunderts Christos dem Erlöser geweiht. Der Innenbereich ist 35 Meter lang und 21 Meter breit und besteht aus einem erhöhten Mittelschiff und zwei niedrigeren Seitenschiffen, die durch je eine Säulenreihe getrennt werden. Die Säulen bestehen aus Marmor, der aus Konstantinopel importiert wurde.

Der Innenraum war einst komplett mit Mosaiken verziert gewesen. Heute sind nur noch die Mosaike im Mittelschiff vorhanden.

Sie stammen vornehmlich aus der Zeit Theoderichs. Auf der südlichen Mittelschiffswand wird ein Zug von 26 männlichen Heiligen dargestellt, deren Prozession vom hl. Martin angeführt wird. Die Inschrift oberhalb ihrer Häupter identifiziert sie. Sie ziehen zum thronenden Christus, der von zwei Engeln flankiert wird. Auf der gegenüberliegenden Wand ist eine Prozession von 22 jungfräulichen Märtyrinnen dargestellt, die sich zu der von vier Engeln flankierten, thronenden Maria mit dem Kind bewegt. An der Spitze dieser Damen ziehen die drei Könige aus dem Morgenland.Nach 540, als die Byzantiner die Stadt übernahmen und der Arianismus zur Irrlehre erklärt wurde, ist die Basilika der römischen Kirche unterstellt worden.Dabei wurden auch Änderungen an den Mosaiken vorgenommen.

Bisher dargestellte „Unheilige“ wurden durch Vorhänge verdeckt, nur noch in den Säulen sind Hände erkennbar. Sogar das ursprüngliche Abbild Theoderichs wurde dann Justinian umgewidmet. Tolerant war damals eben nur der Große Theoderich!

Leider begann mit der Misswirtschaft der byzantinischen Statthalter auch der Abstieg Ravennas. Das wurde auch nicht besser als 751 Langobarden einzogen.

Später führte Ravenna den zu einer autonomen Republik wachsenden Städtebund, zu dem Ancona, Fano, Pesaro, Senigallia und Rimini gehörten und war bereits im 11. Jahrhundert Sitz einer bedeutenden Rechtsschule. 1441 bis 1509 war Ravenna in der Hand Venedigs, wonach es in die Hände des Papstes gelangte. Durch den Wiener Kongress 1815 kam Ravenna nach kurzer französischer Herrschaft wieder zum Kirchenstaat, zu dem es dann bis 1860 gehörte.

Seit 1861 gehört Ravenna zu Italien. Die Innenstadt wurde im Wesentlichen durch die venezianische Periode geprägt.

Zwischen unseren Stationen 2 und 4 konnten wir uns auf den Plätzen der Altstadt davon überzeugen und am zentralen Platz „Piazza del Popolo“ nahmen wir  unser Mittagessen unter den Säulen des Palazzetto Veneziano (Venezianischer Palast, 15. Jahrhundert) mit seinen fünf Bogenöffnungen, dessen Kapitelle das Mono-gramm Theoderichs zeigen. In dem Palazzo ist heute das Rathaus untergebracht mit Treppeneingang auf der linken Seite. Die zwei venezianischen Säulen vor dem Gebäude tragen die Schutzheiligen Ravennas: Apollinaris und Vitalis.Wenn wir aber nun gedacht hatten, dass wir im ersten Haus am Platz essen, wurden wir sehr enttäuscht: Dahingekleckerter Massentouristenfraß. Nachdem sich Natalie beschwerte, wurde ihr Salat nicht auf die Rechnung genommen.

Etwas später als der Venezianische entstanden der zinnengekrönte Palazzo Comunale und der elegante Palazzo dei Rasponi del Sale.Gleich hinter diesem Platz erstreckt sich der Garibaldiplatz mit seinem Denkmal.Hier befindet sich auch das berühmteste Theater der Stadt: Das Dante-Alighieri-Theater. Während der Einweihung am Abend des 15. Mai 1852 wurde das neue Theater als eines der am besten ausgestatteten Theater Italiens gefeiert.

Von hier sind es nur wenige Schritte durch die malerischen Gassen zur Station 6.Auf der Piazza Francesco stehen gleich vier Sehenswürdigkeiten: die Kirche San Francesco, das Grabmal Dantes, die Bibliothek Oriani und der mächtige Bau des Provinzpalastes mit seinen Kolonnaden, wo wir einen leckeren Kaffee bekamen.Mit dem Bau des ursprünglichen Kirchengebäudes, das aus der Zeit des Bischofs Neon stammt, war kurz nach Mitte des 5. Jahrhunderts begonnen worden. Die Fertigstellung erfolgte um die Zeit der Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert. Der 32,90 Meter hohe viereckige Campanile wird auf das 9. Jahrhundert datiert. Die Basilika war den Aposteln geweiht worden. Unter dem Fußboden des Presbyteriums wurde die Grabstätte des Bischofs Neon entdeckt. In der Basilika San Francesco fanden die Begräbnisfeierlichkeiten für Dante Aligheri statt, dessen Grabmal sich nicht in der Kirche sondern unmittelbarer Nachbarschaft befindet.

Auf dem Gelände des alten Palazzo Rasponi wurde 1928 der Provinzpalast Palazzo della Provincia errichtet. Vom ursprünglichen Bau sind die Krypta und der Dachdurchgang erhalten geblieben. In den Gärten des alten Palazzos befindet sich ein hängender Teil, der auf eine Terrasse führt.Nicht zu vergessen auch: In Ravenna verbrachte Dante seine letzten Lebensjahre und auch seine Grabstelle ist sehenswert!

Nun waren wir wieder nahe am Domplatz und stiegen müde aber zufrieden in unser Auto. Über verwinkelte enge Straßen, vorbei an weiteren Kirchen wie Santa Maria ging es durch das Tor Porta Nuova zurück heraus aus Ravenna ans Meer.

Ravenna ist wirklich einen Besuch wert, und obwohl wir viel sahen, gibt es doch noch viel mehr Interessantes und Sehenswertes!! Aber das fechten die Enkel aus!

Wir aber wollten auch noch nach San Marino, ein mich faszinierender Kleinstaat.

San MarinoRepubblica di San Marino (Beiname La Serenissima‚ die Allerdurchlauchteste‘) ist mit 30 000 Einwohnern der kleinste und älteste unabhängige Staat der Welt mit einer Geschichte, die bis auf das Jahr 301 mit der Gründung durch den heiligen Marinus zurückgeht. Es besteht aus bergigem Gebiet beherrscht von der kalkartigen Erhebung des Titano-Berges  auf dessen südwestlichem Hang die Hauptstadt San Marino liegt. Um den Berg herum liegen zerstreut zwölf kleinere Orte.Den Felsenkamm des zum UNESCO-Welterbe gehörenden Monte Titano können wir schon bei der Anreise von Weiten sehen. Nach dem Eintritt ins Staatsgebiet geht es weit in Serpentinen bergauf.Wir hatten die Empfehlung bekommen, bis in die Höhe zum letzten Parkplatz von San-Marino-Stadt zu fahren, und das war ein guter Rat.

Von hier waren es nur wenige Schritte ohne Steigung bis zum obersten Stadttor mit Sicht zu den drei den Bergkamm krönenden Guaita, Cesta und Montale.

Diese mittelalterlichen Festungsanlagen, die sich dem zum UNESCO-Welterbe gehörenden Monte Titano hinaufschlängeln, sind sehr imposante Bauwerke.Der Staat ist Mitglied der Vereinten Nationen (UNO), des Europarats und der Lateinischen Union, nicht jedoch der Europäischen Union, besitzt aber dennoch den Euro als Währung. San Marino gehört gemessen am nominalen BIP pro Kopf zu den reichsten Ländern der Welt, hat keine Staatsschulden und eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten der Welt. Weltberühmte Denkmäler, wie der Regierungspalast (Palazzo Pubblico) und die drei Burgen, vielfältige Museen und ein einzigartiges Panorama, machen aus dieser Stadt ein Touristenzentrum mit

Nun waren wir auf der oberen Etage San Marinos mit herrlichen Aussichten und malerischen, aber steilen Gassen:

Hier reiht sich ein Geschäft ans andere – es sollen etwa 1000 sein! Da haben wir aber auch gesehen, dass in einem Laden Schusswaffen frei verkäuflich sind. Aber auch Cafes und Restaurants findet man auf Schritt und Tritt, zumeist mit wunderschönen Panoramaaussichten.Die Stadt San Marino allein zählt etwa 20 Museen – für Geschichte des Landes, für alte und neue Waffen, für Briefmarken, für Münzen, für Kuriositäten, Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst, die Pinakothek San Francesco, das Wachsfigurenkabinett, Reptilarium-Aquarium, Foltermuseum, die Festungen…..

Leider ist der Weg zu den Burganlagen doch recht beschwerlich,und so konzentrieren wir uns auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Altstadtgebiet: die Basilika der Heiligen und den Regierungspalast.

Die Basilika von San Marino wurde in den Jahren 1826 bis 1838 an Stelle der alten vor-romanischen Kirche aus dem 5. Jahrhundert erbaut und 1926 von Papst Pius XI. zur „Basilica minor“ erhoben – ein Ehrentitel, der bisher auf der ganzen Welt nur rund 1.500 Kirchen zuteilwurde. Heute wird allerdings die Zerstörung der alten Kirche als Fehler bewertet.Im Inneren des Sakralbaus kann man viele Statuen, wie zum Beispiel eine Skulptur des Heiligen Marinus, bewundern. Unter dem Altar sind die Reliquien sowie der Schädel des Schutzheiligen begraben. Außerdem lassen sich in der Kirche zahlreiche Gemälde, unter anderem von Tizians Schülern, besichtigen. Auch der zweisitzige Thron der Capitani Reggenti steht hier.Nun geht es noch einmal steil nach unten zum Regierungspalast auf dem Freiheitsplatz mit der imposanten Freiheitsstatue.Der neogotische Regierungspalast wurde Ende des 19. Jahrhunderts eingeweiht. Im Erdgeschoss befinden sich die Touristeninformation und eine Ausstellung.

Nach oben zum Parlamentssaal aber führt eine steile Treppe. Aber auch in San Marino hat man ein Herz für Behinderte. Wir bekommen in Begleitung des netten Wachtmeisters eine Sonderführung mit Fahrstuhl nach oben ins Allerheiligste.Hier oben tagt das 60 köpfige Parlament unter Vorsitz der beiden regierenden Staatsoberhäupter. Das politische System von San Marino ist das einer parlamentarischen repräsentativen Demokratie. Es wurde in der aus dem Jahr 1600 stammenden Verfassung, der ältesten noch gültigen republikanischen Verfassung der Welt, festgeschrieben.  San Marino hat immer zwei Staatsoberhäupter, dies sind die für jeweils sechs Monate kollegial amtierenden Capitani Reggenti. Sie werden vom Parlament gewählt, und ihre Amtseinführung beginnt am 1. April und 1. Oktober eines jeden Jahres. Diese Regelung geht auf ein Gesetz aus dem Jahr 1200 zurück, welches zu dem Zweck eingeführt wurde, dass die Personen an der Spitze des Staates nicht zu lange mit zu viel Macht ausgestattet sind und zudem eine gegenseitige Kontrolle ermöglicht wird.

Der Staat ist Mitglied der UNO, des Europarats und der Lateinischen Union, nicht jedoch der Europäischen Union, besitzt aber dennoch den Euro als Währung. San Marino gehört gemessen am BIP pro Kopf zu den reichsten Ländern der Welt und hat keine Staatsschulden sowie eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten weltweit. Da scheint sich die Regelung des halbjährigen Regierungswechsels auszuzahlen.

Das alles erzählte uns der stolze Wachtmeister. Es macht traurig, dass wir in Deutschland eine solche Regelung nicht, dafür aber lähmenden Stillstand haben!

Vor dem Rückweg zum Parkplatz haben wir bei den vielen schönen Restaurants die Qual der Wahl. Wir entscheiden uns für eins mit toller Aussicht!Hier bedienen auch junge Leute  aus der Ukraine – sie können zwar in den Schengen-Raum einreisen, dürfen in der EU aber nicht arbeiten. San Marino aber gehört nicht zur EU, hat unter den Besuchern auch sehr viele Russischsprachige!Nach viel Fisch und Fleisch in Cesenatico wählen wir in San Marino einmal vegetarische Kost. Ausgezeichnet gemacht, wie alles in San Marino preiswert.

Nun können wir uns zur zweiten Station des Tages aufmachen. An der Rezeption wurde uns der Besuch des naheliegenden San Leo wärmstens empfohlen!

Die Angabe der Dame im Hotel von 8 km stimmte natürlich nicht. Wir fuhren gefühlt endlos über Serpentinen etwa 30 km durch Berge, Felsen und Dörfer.

Aber bald wurde unsere Ausdauer mit Anblick von San Leo königlich belohnt:San Leo mit 2.883 Einwohnern besteht aus den auf dem Felsen gelegenen Hauptort, der Festung sowie drei kleineren tiefergelegenen Ortsteilen. Über die in den Felsen gehauene enge Straße gelangen wir auf den zentralen Platz des Ortes.

Die wichtigsten sakralen Gebäude sind die auch als Basilika bezeichnete Pfarrkirche „La Pieve“ aus dem 9. Jahrhundert und die etwas erhöht gegenüber stehende, größere Kathedrale San Leone aus dem 12. Jahrhundert. Beide Kirchen stehen gleich am Hauptplatz, der Piazza Dante, mit drei Palästen, darunter dem Palazzo Medici (oben links), wo gerade eine Konferenz der Carabinieri stattfand.Auch San Leo hat eine interessante Historie. Der Ort erhielt seinen Namen nach dem von jenseits der Adria gekommenen Bischof Leo, der im Jahre 360 starb. Er hat hier das Christentum gepredigt. Der Deckel seines Steinsarkophags befindet sich heute in der Kathedrale.

Nach verschiedenen Besitzwechseln im Krieg zwischen den oströmischen Truppen unter Belisar und Narses und den Ostgoten zwischen 536 und 553 gelangte San Leo nach 568 unter die Herrschaft der Langobarden. In der Auseinandersetzung zwischen unserem großen Kaiser Otto I. und seinem aus dem Piemont stammenden Rivalen Berengar II., der hier zwischen 962 und 963 seinen Hof hatte, wurde dieser von Otto belagert und zur Aufgabe gezwungen. Anschließend wurde Berengar in die Gefangenschaft nach Bamberg gebracht.

Kaiser Friedrich II. verlieh 1226 zwei seiner Nachfahren die Grafschaft Urbino, deren Bestandteil der Ort und sein Umland waren. Das seit 1472 bestehende Herzogtum Urbino fiel schließlich nach dem Aussterben dieser Familie 1631 an den Kirchenstaat. Am 24. September 1860 wurde San Leo von den italienischen Truppen eingenommen und Bestandteil des italienischen Staates.

Die eindrucksvolle Festung oberhalb von San Leo liegt weithin sichtbar auf einer Höhe von 600 Metern. Sie geht auf die Zeit der Kriege wischen Ostgoten und Byzantinern im 6. Jh. zurück.Seit dem 18. Jahrhundert diente die Festung von San Leo dem Vatikan als Kerker. In den Jahren 1791 bis 1795 verbrachte hier als berühmtester Gefangener der Alchimist, Arzt und Freimaurer Giuseppe Balsamo, besser bekannt unter dem von ihm selbst erfundenen Namen Graf Cagliostro vier Jahre qualvoller Haft, nachdem er wegen Ketzerei zum Tode verurteilt und seine Strafe vom Papst in lebenslange Haft umgewandelt worden war. Aber auch auf andere Besucher wie der Heilige Franciscus oder Dante sind die Einwohner des Städtchens stolz.

San Marino und San Leo – welch würdiger Abschluss unserer diesjährigen Italienreise.

Leider hatten wir auf der Heimreise viel Stau, aber was macht das schon, wenn man beim langsamen Fahren auch die Landschaft genießen kann!


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