Hohe Berge und azurblaues Meer in der Bucht von Kotor, Juni 2019

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Die Montenegro Air brachte uns nach 1 1/2 Stunden von München nach Tivat, und schon beim Landeanflug bekamen wir einen tollen Eindruck von der Kotorer Bucht.

Wir waren der einzige angekommene Linienflug auf dem kleinen Flughafen, und recht schnell saßen wir im Zubringer des Hotels. Unser Urlaubshotel, das Iberostar Grand Perast, liegt direkt am Meer in einem Palast aus dem 17. Jahrhundert in der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Stadt Perast.Sie liegt unterhalb des St.-Elias-Bergs (873 m) am Ufer der Bucht von Kotor und ist daselbst der Ort mit dem mildesten Klima und den meisten Sonnenstunden. Unser Hotel besteh aus vier Häusern, die die kleine Kirche St. Markus aus dem 17.  Jh. umschließen.Wir gehörten zu den glücklichen Gästen, die ein Zimmer mit Meeresblick bekamen. Ein wunderschönes Panorama eröffnet sich von der kleinen Sitzecke mit französischem Balkon.Ständig kreuzten kleine und größere Boote in der Bucht, und zumeist fuhren sie zur Insel der Madonna vom Felsen. Beide Peraster Inseln sind vom Balkon aus rechts zu sehen, auch die St. Georg-Insel, die auch den Friedhof des Ortes enthält. In Front aber sehen wir die Meerenge „Tjesnak Verige“, die beide Teile der Bucht verbindet.
Durch diese Engstelle wurde früher eine Kette durchgezogen, um Piraten abzuhalten. Heute gibt es da eine Fähre, die sogar Busse mitnimmt. Vor dem Abendessen lohnt noch ein kleiner Rundgang durch Perast, wo ein „Palast“ neben dem anderen steht (16 insgesamt). Aber nicht alle sind intakt. Sie werden nach ihren ersten Besitzern benannt. Es waren zumeist „vics“ wie Colovic, Krilovic, Balovic, Martinovic, Zmajevic usw. Eher sind es wohl „Palästchen“, ausgenommen unser Hotel der „Palast Smekja“ und das lokale Museum im „Palast Bujovic“. Smekja war übrigens ein berühmter Seefahrer (1724—1767), der die Handelsroute zwischen Venedig und den Häfen der der Hanse in der Ostsee einrichtete.
Überraschend für uns: vor unserem Hotel gleich an der Promenade hat man in die Bucht hinein aufgeschüttet und einen Hotelstrand mit Pool geschaffen. Auf gleiche Weise wurde daneben das bisherige Restaurant im Haus mit einer Seeterrasse open air erweitert. Das ist bisher auf keinem Bild im Internet zu sehen und wurde auch erst letzten Herbst fertig. Prima! Hier können wir bequem ins Meer steigen.

Im Hotel übertreibt man ziemlich mit den Preisen – Wein z.B. ab 45 € oder Spagetti Bolognese zu 18 € oder im Spa 30 Minuten Thaimassage zu 180 €. Die armen Masseusen und Masseure können da den ganzen Tag nur Däumchen drehen. Aber sonst ist das Grand Perast genau nach unserem Geschmack. Recht urig ist es dann auf der Seeterrasse des Restaurants „Palast Jelena“, wo uns Octopus und Kalamari ausgezeichnet schmecken und das Preis/Leistungsverhältnis dem in Deutschland entspricht.Beim Abendspaziergang erleben wir die Schönheit der alten Paläste.Was aber nicht direkt an der Promenade steht ist nur über enge Treppen zu erreichen. Und weit oben werden auch Apartments angeboten. Im „Palast Tina“ zum Beispiel!

Ein Höhepunkt ist jeden Morgen das Frühstück auf der riesengroßen Terrasse des Hotels mit Violinenbegleitung. „Ei Royale“ (pochierte Eier mit holländischer Soße, Lachs und Kaviar auf Toast) wird da zum Leibgericht.Nach dem ersten Frühstück besuchen wir die Nikolaikirche mit dem angeschlossenen Museum.

Es gibt 14 Kirchen bzw. Kapellen in Perast, nur eine – die „zur jungfräulichen Geburt“ ist orthodox. Der venezianische und später der österreichische Einfluss hat an der Küste die katholische Kirche bevorzugt.

Im restlichen Land sieht das ganz anders aus. Von den 642 tausend Einwohnern des kleinen Landes gehören 72 % der serbisch-orthodoxen Kirche an. Sehenswert ist die die katholische Nikolaikirche, da sich darin eine kleine
Ausstellung mit Reliquien, liturgischen Gegenständen und Schmuck befindet.Ansonsten war der erste Tag nach der Ankunft Badetag mit abendlichem Spaziergang und Steakessen beim Milos auf der Terrasse des Palasts Jelena.Der Spaziergang führte uns auch vorbei an riesigen angedockten Segelschiffen aus der Türkei bis ans östliche Ende des Ortes zum Palast Bronza.Rund um die Türkenschiffe war ein schlimmer Gestank, denn die ließen wohl –obwohl verboten – ihren ganzen Müll ab. Nun wurde klar, warum es mit der Wasserqualität in der Bucht nicht zum Besten stand. Dagegen war das am Palast Bronza angedockte englische Segelschiff geruchsfrei, und für seine Insassen war auf der Seeterrasse bereits der Tisch gedeckt. Hier bekamen wir einen Sliwowitz sowie den hiesigen Kräuterlikör Pelinkovac als Absacker.
Von unserem Strand aus konnten wir beobachten, dass am späten Vormittag große Schiffe mit vielen Leuten am Wallfahrtsort der Insel der Madonna vom Felsen anlandeten. Andererseits beobachteten wir von der Frühstücksterrasse ab 8:00 Uhr große Gruppen von mit Bussen angekarrten Touristen zur Bootsanlegestelle
wandern, um zur Insel überzusetzen.Die beste Zeit die Insel zu besuchen war wohl gegen 10 Uhr, und so fuhren wir eben auf dem Shuttleboot in der Schwachbesuchszeit mal ohne Menschenmassen rüber.Auf dem Wasser und auf der Insel wehte ein angenehmer Wind. Die malerische Madonna vom Felsen ist eine künstlich aufgeschüttete Insel, auf der eine Kirche errichtet wurde, in der eindrucksvolle Meisterarbeiten montenegrinischer und italienischer Künstler zu besichtigen sind. Die erste Kirche stammt aus dem Jahr 1452, der römisch-katholische Sakralbau, der heute zu sehen ist, wurde 1632 errichtet sowie 90 Jahre später renoviert und ausgebaut. Vor allem die Seefahrer baten und bitten hier um eine sichere Heimkehr. Dafür spendeten sie auch Silbertafeln, die heute eine Wand der Kirche schmücken. Die Kirche enthält 68 Gemälde von Tripo Kokolja, einem berühmten Barockkünstler des 17. Jh. Sein wichtigstes Gemälde ist zehn Meter lang und stellt den Tod der Jungfrau dar. Die nette Museumswärterin erklärt uns sogar auf Deutsch und freut sich, als ich den Kapellraum mit der Sixtinischen Kapelle verglich. Beeindruckend ist ein besonderer Wandteppich mit dem Marienbild. Eine junge Frau hat 25 Jahre daran gewebt, als sie auf die Rückkehr des Geliebten wartete. Sie hat nicht nur Silberfäden, sondern auch ihr eigenes Haar eingewebt.
Es gibt auch Gemälde von italienischen Künstlern. Das kleine angeschlossene Museum enthält eine Vielzahl von Gegenständen und Dokumenten aus der Peraster Blütezeit. Natürlich gib es auch ein Gästebuch!Ein toller Ausflug war das!
Aber Perast hat noch ein drittes Museum im Palast Bujovic mit den steinernen Löwen auf dem Balkon.Hier erfahren wir mehr aus der Geschichte der Stadt. Im Mittelalter waren Perast und die anderen Orte an der Bucht zwischen den lokalen Fürstentümern (Zeta, Bosnien) und der Republik Venedig umstritten, und die Besitzverhältnisse wechselten häufig. Der Ort schlug sich als erster an der Bucht freiwillig unter den Schutz der
Markusrepublik. Weil viele Einwohner den Venezianern in der Flotte der Republik besonders treu gedient hatten, verlieh die Signoria der kleinen Stadt 1368 den klangvollen Titel „Fedelissima Gonfaloniera“ (Treueste Banner-trägerin). Das alte Perast hatte keine Stadtmauer, sondern wurde durch neun einzelne Türme geschützt. Diese wurden im 15. und 16. Jahrhundert zum Schutz gegen die Osmanen erbaut, nachdem der Ort unter die Herrschaft der Venezianer gekommen war. Die Peraster hatten großen Anteil an den Kämpfen gegen die Osmanen bei der
Verteidigung Kotors 1539, in der Schlacht von Lepanto 1571, bei der Verteidigung Perasts 1654 und bei der Befreiung der östlichen Uferbereiche der Bucht von Risan bis Herceg Novi von osmanischer Herrschaft 1686-1687.
Nach dem Ende der Türkenkriege hatte Perast im 18. Jahrhundert seine Blütezeit. Im Ort gab es vier Reedereien, die zusammen eine Flotte von mehr als 100 Handelsschiffen unterhielten. Viele der zu Wohlstand gekommenen Kapitäne wählten Perast zu ihrem Alterssitz und erbauten sich ihre „Paläste“, die noch das heutige Stadtbild prägen. Ende des 18. Jahrhunderts hatte Perast mehr als 1600 Einwohner. Bürger von Peras machten auch in Russland Karriere. Marko Marinovic (1663-1716) bildete unter Peter I. russische Seekadetten aus und Matija Zmaevic (1680-1735) war sogar Admiral der Baltischen Flotte. Originaldokumente von Peter I. und auch Alexander I. sind im Museum ausgestellt.Als 1797 die venezianische Herrschaft mit der Zerschlagung der Republik endete, wurde dies von den Einwohnern sehr bedauert, denn sie hatten immer in einem guten Verhältnis zur Markusrepublik gestanden.Im 19. Jahrhundert verlor der Ort an Bedeutung und die Einwohnerzahl sank bis 1910 auf 430. Heute leben in Perast noch 349 Einwohner. Dazu kommen heute in der Saison aber ca. 2 000 Feriengäste. An den zum Teil zerfallenen Palästen wird intensiv gebaut. Das habe ich auch gemerkt, als ich eines Morgens mich aufraffte, die schiefen, unregelmäßigen Treppen ohne Geländer nach oben zu besteigen, um auch die wichtigen Kirchen und Paläste in der Höhe kennenzulernen. Der schweißtreibende Aufstieg begann am Bajovic-Palast und schon bald hatte ich phantastische Ausblicke.Am höchsten Punkt steht die Kapella mit einem kleinen Friedhof und weiter unten befinden sich die orthodoxe Kirche „Rodenja presvete Bogorodice“ und die St. Anton-Kirche. Die katholische Antonskirche war geöffnet, macht aber einen bescheidenen Eindruck. Könnte auch evangelisch sein. Die orthodoxe Kirche war leider abgeschlossen. Der Pope verkauft an der Promenade Ikonen.Und was gab es sonst noch in Perast? Natürlich auch eine Bootsfahr durch die Bucht!In den Bergen sieht man immer noch die Bastionen, die zur Verteidigung gegen die Osmanen dienten. Es gibt aber auch kleine Bereiche mi Sandstränden. Ein kultureller Höhepunkt war aber auch die montenegrinische Hochzeit auf dem Kirchplatz. Hier erlebten wir echtes Balkanfeuer in Musik und Tanz.

Perast gehört zur Gemeinde Kotor – und Kotor selbst ist eine alte mediterrane Handels- und Hafenstadt sowie überregionales Kulturzentrum am südöstlichen Ende der Bucht von Kotor. Sie hat etwa 5 400 Einwohner. Die Stadt mit ihren bedeutenden kulturhistorischen Bauwerken und ihrer Lage ist 1979 in das UNESCO-Weltkulturund Naturerbe aufgenommen worden. Sie ist Sitz des katholischen Bistums Kotor und Zentrum der serbisch-orthodoxen Christen Montenegros. Die Stadt und die von bis 1 894 Meter hohen Bergketten umrahmte tiefe Bucht sind die bekannteste und meistbesuchte Tourismusregion des Landes. Kotor ist berühmt für seine von einer eindrucksvollen 4,5 km langen Stadtmauer umgebene mittelalterliche Altstadt. Natürlich wollen wir dieses historische Kleinod besuchen, nur erlebten wir täglich ein bis drei große Kreuzfahrtschiffe in Richtung Kotor schwimmend.Das muss ja für die kleine Altstadt einen furchtbaren Ansturm von Touristen geben. Unsere Taxifahrt am frühen Morgen bescherte uns da doch ein gemütliches Kotor –bis gegen 11:00 Uhr alles mit Touristen verstopft war. Aber da waren wir schon nach einem kurzen Marktbesuch auf dem Heimweg und  hatten die schönsten Sehenswürdigkeiten stressfrei erleben können!Wir begannen unseren Rundgang am Westttor der Stadtmauer, wo links vom Tor das Informationszentrum Stadtpläne ausgibt. Rechts ist unmittelbar an der Mauer der Markt. Der Blick in die Berge zeigt in welche Höhen die Befestigungen reichen.Hinter dem Tor erstreck sich der Hauptplatz von Kotor, der Waffenplatz.

Hier thront der dreistöckige Renaissance-Uhrturm aus dem Jahr 1602, der unter dem venezianischen Verwaltungsgeneral Antonio Grimaldi erbaut wurde. Wer genau hinsieht, entdeckt dass er nicht mehr ganz gerade steht – eine Konsequenz des Erdbebens von 1979. Durch enge Gassen und vorbei an malerischen Palästen gelangen wir zum Markplatz.

Hier steht ein Restaurant neben den anderen rund um die St. Tryphon- Kathedrale, die zu den bekannten Bauwerken gehört (‘Sveti Trifun’) und in der die Reliquien des Schutzpatrons der Stadt, des heiligen Tryphon, aufbewahrt werden. Sie ist die größte noch erhaltene romanische Kirche der östlichen Adriaküste und das bedeutendste sakrale Bauwerk in der Altstadt. Der älteste Teil der Kirche stammt aus dem Jahr 1166, wobei die prägende Stirnseite und die Türme nach dem Erdbeben von 1667 neu erbaut wurden.

Hinter der eindrucksvollen Fassade mit den beiden wuchtigen Glockentürmen werden ein Kirchenschatz aus Gold, Silber und Marmor und die Reliquien des Schutzpatrons von Kotor einschließlich seines silbernen Sarkophags aufbewahr. Auch Ausstattung und Bemalung der Tryphon-Kathedrale sind von großem Wert.

Weiter geht es durch enge Gassen vorbei an kleinen Gotteshäusern, Palästen, Restaurants und Läden aller Art zum Nordtor der Altstadt. Unter venezianischer Herrschaft wurden im 15. bis 18. Jahrhundert einige Paläste errichtet, die noch heute das Stadtbild prägen. Ein besonderer Palast ist der der adligen Familie Grubonja, der in der Nähe des Nordtores der Altstadt steht und im 15. Jh. errichtet wurde. Hier ist auch das Eingangstor zum oberen Teil der Festungsmauern.Daneben befindet sich auch die Kirche der heiligen Ozana von Cattaro, die 1221 an der Stelle einer früheren christlichen Basilika errichtet wurde und erst im 16. Jahrhundert der Kotorer Heiligen gewidmet wurde. Die Fresken stammen aus dem 14. Jahrhundert. Ozana lebte von 1493 bis 1565 in Kotor – dem damaligen Cattaro und wurde bekannt durch ihre Erscheinungen. Als die Türken 1539 mit Barbarossas Piratenflotte Cattaro einnehmen wollten, führte sie erfogreich die Verteidigung an. Ein Blick aus dem nördlichen Stadttor gleich am Platz hinter der Kirche zeigt die Promenade am Wassergraben und ein MSC-Kreuzfahrtschiff im Hafen.Bevor aber der Andrang der Kreuzfahrer alle Gassen dichtmacht erleben wir noch den Lukasplatz. Hier ist die serbisch-orthodoxe einschiffige St. Nikolaus Kirche das dominante Gebäude im pseudo-byzantinischen Stil.Bevor der Bau der Kirche im Jahr 1902 begann, stand hier ein anderes Gebäude, das durch einen Brand zerstört wurde. Eine Inschrift auf der Fassade bezeugt, dass der Bau 1909 vollendet wurde und dem Heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer gewidmet ist. Die goldenen Kreuze auf den blaugrauen Kuppeln sind Geschenke Russland.Auf dem gleichen Platz steht auch Kirche des Heiligen Lukas. Sie bezeugt mit ihrer Geschichte das harmonische Miteinander von Katholiken und Orthodoxen.Das Gotteshaus aus dem Jahr 1195 ist ein romanischer Bau von bescheidenen und wohl proportionierten Maßen. Die Wände der einschiffigen Kirche wurden kurz nach der Errichtung mit Fresken bemalt, von denen jedoch nur noch Fragmente an der Südwand erhalten geblieben sind. Bis Mitte des 17. Jahrhunderts war St. Lukas eine katholische Kirche. Als der Anteil der orthodoxen Bevölkerung deutlich stieg, wurde sie den orthodoxen Gläubigen übergeben. Die Katholiken behielten sich aber das Recht auf einen eigenen Altar für die katholischen Gläubigen vor, sodass die Kirche als Besonderheit bis 1807 zwei Altäre aufwies, einen katholischen und einen orthodoxen. Die Gottesdienste wurden abwechselnd durchgeführt. Heute ist St. Lukas eine rein orthodoxe Kirche ohne katholische Anteile.Am Ende des schönen Platzes lud ein Cafe zum Bier ein. Erfrischend und lecker!

Weiter geht es im Endspurt durch enge Gassen, vorbei an lauschigen Plätzen und dem Meeresmuseum zurück durchs Westtor zu Hafen und Markt!Der frühere Name Cattaro erinnert an die Geschichte der Stadt in Verbindung mit dem Hafen Der Naturhafen bot günstigen Schutz, was bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. die Illyrer anzog, denen später Griechen und Römer folgten. Nach 200 Jahrenunter serbischer und Jahrzehnten unter ungarischer oder bosnischer Herrschaft wurde Cattaro 1391 selbständige Republik, stellte sich aber 1420 unter venezianischen Schutz und verlor immer mehr an Selbständigkeit. Nach dem Untergang der Republik Venedig 1797 wurde die Stadt im Frieden von Campo Formio Österreich zugesprochen. Die Österreicher bauten den Hafen zum Stützpunkt für die k. u. k. Kriegsmarine aus. Während des Ersten Weltkrieges lagen die k. u. k. U-Boot-Flotte und Schiffe in der Bucht. Vom 1. bis 3. Februar 1918 kam es hier zum Matrosenaufstand von Cattaro durch Matrosen der meist zur Untätigkeit verdammten Flotte.An dem Aufstand beteiligten sich 6 000 Matrosen auf 40 Schiffen der österreichischungarischen Kriegsflotte. Sie begannen am 1. Februar mit dem Hissen roter Fahnen. Nach der gewaltsamen Niederschlagung mit Hilfe deutscher U-Boote wurden die Rädelsführer des Aufstandes am 11. Februar 1918 bei Cattaro standrechtlich erschossen. Daran erinnert auch das Schauspiel von Friedrich Wolf (Vater von Stasigeneral Markus Wolf) „Die Matrosen von Cattaro“.
1918 kam Kotor zum Königreich Jugoslawien. Auch in der jugoslawischen Zeit war Kotor ein wichtiger Kriegshafen. Mit Auflösung des Militärs nach der Unabhängigkeitserklärung von Montenegro 2006 wurden alle militärischen Einrichtungen aufgegeben. Heute landen hier jeden Tag Kreuzfahrtschiffe an. Bevor die Massen aus den Schiffen strömten saßen wir mit tollen Eindrücken, 3 kg Früchten sowie leckerem Rotwein vom Winzer längst im Taxi nach Perast.
Am nächsten Tag aber wartete schon der nächste Ausflug in die alte Hauptstadt (vom Ende des 15. Jahrhunderts bis 1918) des Fürstentums und späteren Königsreichs der „Schwarzen Berge“ Montenegro auf uns. Cetinje mit etwa 13.900 Einwohnern liegt 670 Meter über NN im „Tal der Götter“ am Fuß des Lovcen-Bergmassivs. Seit der Unabhängigkeit Montenegros im Jahre 2006 ist Cetinje zwar Amtssitz des Präsidenten, nicht aber der Regierung. Cetinje gilt heute als national bedeutende historisch-kulturelle Stätte.

Unser Fahrer Ranko vom Hotel sprach kaum Englisch und war sehr froh, dass wir uns Russisch unterhalten konnten. Er selbst lebt mit Frau und Tochter 50 km entfernt in Budva und kommt täglich mit Motorrad nach Pestar zur Arbeit. Mit Motorrad kann er den Stau durch Kotor recht schnell durchfahren. Seine Arbeit in Pestar hat er nur im Sommer – wie die meisten Angestellten im Hotelgewerbe Montenegros.
Unsere Route führt uns zunächst die längere Route auf der gut ausgebauten Straße nach Budva. Budva selbst ist keine schöne Stadt mit ihren vielen Plattenbauten.

Aber Budva hat eine schöne Altstadt mit Befestigungsmauern und in der Bucht vorgelagert liegt die Insel des heiligen Nikolai mit Badestränden.Von hier aus geht es hoch in die Berge des Lovcen-Nationalparks. Auf der Höhe haben wir spektakuläre Ausblicke rechts auf Budva und links auf das benachbarte kleine Sveti Stefan. Sveti Stefan ist eine Insel in der Nähe von Budva. Ein kurzer Damm verbindet die kleine Insel, deren Fläche lediglich 1,46 ha umfasst, mit dem Festland. Sveti Stefan ist insbesondere bekannt als malerisches Fischerdorf mit Häusern aus dem 15. Jahrhundert. Auf der Insel befinden sich mehrere alte Kirchen, so auch die des Heiligen Stefan (Sveti Stefan), die der Insel ihren Namen gab. Schöne Strände machen diese Gegend zum Urlaubsparadies.

Durchs Gebirge führt hier eine neue Straße nach Cetinje und bald schon können wir die frühere Hauptstadt aus der Höhe erkennen.

Dem ältesten Gebäude Cetinjes, der Walachischen Kirche begegnen wir gleich bei der Einfahrt mi der vorgelagerten Skulptur der streitbaren Fee vom Lovcengebirge. Die Kirche wurde um 1450 von in der Gegend wohnenden Hirten erbaut, die in jener Zeit Walachen genannt wurden. Ranko setzt uns direkt am orthodoxen Kloster des heiligen Peter ab,, dem Ursprung der Stadt. Ivan Crnojević, Fürst von Zeta (1465–1490), gilt als Gründer von Cetinje. Nachdem die Osmanen 1479 auf venezianisches Gebiet vorrückten, verlegte Ivan seinen Regierungssitz in die Berge östlich des Lovćen-Gebirges. Hier gründete er 1482 ein orthodoxes Kloster, das zur Keimzelle von Cetinje wurde. Unmittelbar am Eingang können sich die Frauen ein Kopftuch ausleihen. Männer aber haben die Heiligtümer barhäuptig zu betreten. Im Kloster werden viele Reliquien aufbewahrt, u.a. die mumifizierte Hand von Johannes dem Täufer (die Hand, die Jesus Christus getauft hat) sowie ein Splitter des “echten”Christuskreuzes. Gleich neben dem Kloster steht die Cipur-Kirche. Sie wurde um 1890 auf den Ruinen eines Klostertempels für die Gottesdienste des Königs Nikola errichtet und enthält eine berühmt Ikonostase aus Petersburger Werkstatt.Von hier kommt man in wenigen Schritten von Norden her zum Hauptplatz von Cetinje. dem König-Nikola-Platz mit ostseitig der Biljarda – der bescheidenen Residenz des Fürsten und Poeten Petar II. Petrovic-Njegos (er hatte einen Billardtisch aufgestellt) – und dem kleinen Kiosk der Touristeninformation, wo wir einen Stadtplan sowie eine Rundfahrt im offenen Elektroauto bekommen.

Hinter dem Kiosk steht das Denkmal des Stadtgründers.

Und südlich bietet der weite Platz mehrere Gaststätten. An der Westseite ist vor der früheren bulgarischen Botschaft ein hübsches Gartencafe offen, woran sich der Palast von König Nikola I. in Richtung CipurKirche anschließt.

Nikola I. Petrovic-Njegos, Fürst sei 1860 und König 1910-1918 war bekannt für seine orientalisch-extravagante Kleidung und seine vornehme Einrichtung im Schloss.Nikola wurde mit Bildung des Königreichs Jugoslawien 1918 abgesetzt. Allerdings haben Petar II. und sein Neffe Nikola I. viel für die Entwicklung Montenegros getan – bezüglich Außenpolitik, Unabhängigkeit von Istanbul oder Wien, Ausbau Infrastruktur, Volksbildung oder Kultur.

Nach Erhalt der Unabhängigkeit Montenegros durch den Berliner Kongress im Jahr 1878 begann das Land diplomatische Beziehungen mit europäischen Ländern. Somit kamen Vertreter und Gesandtschaften nach Cetinje wie z.B. der österreichisch-ungarischen Monarchie, Frankreichs, Russlands, Italiens, Serbiens, Englands, Belgiens, des Deutschen Reiches, der Türkei… Eine beachtliche Sammlung von ehemaligen Botschaften sehen wir bei unserer Rundfahrt!Den Vogel abgeschossen hat dabei der repräsentative Botschaftspalast des russischen Kaiserreiches, dagegen sind die Botschaften des Deutschen Kaiserreichs und des Osmanischen Reichs doch recht bescheiden.
Bei unserer Rundfahrt sehen wir auch einige gut erhaltene frühere königliche und Regierungsbauten. Zwei der früheren Paläste sind in Museen umgewandelt worden.

Ausgehend vom Königsplatz gibt es auch schöne Fußgängerzonen in Cetinje. Was uns aber auffiel waren die vielen etwa 6-jährigen, eigentlich gut gekleideten Jungs, die da bettelten. Nach dem wir zweimal was gaben und beobachteten, dass die Kinder das Geld an in den Cafes sitzende junge Männer ablieferten, bekam der dritte Betteljunge kein Geld mehr, sondern ein Eis.Wir nahmen an einem typischen roten Eckrestaurant Platz zum Mittagessen und lernten eine ganz andere Preisklasse als in Pestar kennen. Ein Viertel Wein 1,50 €, ein Bier 1,30 €, Cevapcici 3 €, Schopskasalat 1,50 €.

Mit 10 € wurden wir da so richtig satt, und vor Allem landestypisch!!Nach einem weiteren Rundgang kamen wir wieder um Königsplatz, wo wir noch vor der Heimfahrt einen Espresso bekamen und auf dem Berg den Baldachin des Mausoleums von Fürstbischof Danilo (1697–1735) endeckten.Montenegro wurde seit dem frühen Mittelalter von Fürstbischöfen regiert. Danilo I. war der erste Regent aus der Familie Petrovic-Njegos und somit Gründer der Dynastie, die ab 1852 mit Danilo II. den kirchlichen Rang ablegte. Danilo I. suchte Schulterschluss mit dem Russland Peters des Großen im Kampf um die Unabhängigkeit gegen das Osmanische Reich. Ihm gelang es, die Clans des Landes zu einigen und Montenegro im Kampf gegen die Osmanen zu stabilisieren. So legte er auch die Grundlagen für die noch bis 1918 dauernden engen Beziehungen zum Russischen Kaiserreich. Montenegrinische Prinzessinnen wurden gern mit russischen Großfürsten verheiratet.
Pünktlich nach drei Stunden wartete Ranko wieder auf uns am Kloster, und los ging die Fahrt durchs Gebirge auf der „Romantischen Straße“ über Njegusi nach Kotor. Njegusi lieg mitten in der sogenannten Smaragd-Ebene, tief von felsigen Bergen des Lovcen umgeben. Njegusi ist bekannt als Geburtsort der Petrovic-Dynastie. Noch bekannter ist es für seine. typisch montenegrinischen Spezialitäten. Hier bieten  Stände den bekannten Njegusi-Käse und den köstlichen Räucherschinken, aber auch Met, Wein und Obstbrände an.

Und nun begann unsere Fahrt auf enger Straße durch schwindelerregende Serpentinen, mit malerisch- atemberaubenden Ausblicken auf die Bucht von Kotor.Kam ein Auto entgegen, mussten wir zurück fahren bis wir eine Nische fanden, hart am Rand zum steilen Abhang. Aber für Kühe und Auto war ausreichend Platz.

Ein phantastischer und unvergesslicher Ausflug war das. Nun blieb für die restlichen Tage noch Erholung pur. Besonders die abendlichen Ausblicke waren Romantik per Exzellenz!Schon war der Sonntag da – unser Rückflug wartete.
Zum Flughafen fuhr uns der Hotelfahrer Petar, und auch er war sehr froh, dass wir uns russisch unterhalten konnten. Er arbeitet in drei Jobs, um seiner Familie mit zwei Kindern ein normales Leben zu ermöglichen.
Die Überraschung am Flughafen: es waren etwa 15 Flüge gleichzeitig in Abfertigung: London, Manchester, Paris, dreimal Moskau, Kiew, Kopenhagen, Frankfurt, München….Sowohl die Check-In-Halle als auch die schwülwarme Abflughalle platzten aus allen Nähten. Eine junge Frau aus Russland sprach mich auf Deutsch an, machte für mich
Platz auf einem der wenigen Sitze– eine nette Deutschlehrerin aus Tula.

Schade, dass diese ansonsten wunderschöne Reise mit so einem chaotischen Eindruck endete.


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