Usbekistan –wo man den Orient in alter Pracht erlebt

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Das Land der Märchen von 1001 Nacht

In Usbekistan ist Natascha zur Welt gekommen, hier hat sie später fruchtbare Geschäftsbeziehungen aufgebaut, viele Freude gefunden und 2001 sogar eine Reise zusammen mit Larissa unternommen. Ich selbst halte seit 43 Jahren freundschaftlichen Kontakt zu usbekischen Kommilitonen, war aber noch nie dort.Dieses Land mit einer wechselvollen, von vielen Kulturen beeinflussten Geschichte und voll von Denkmälern, die zum Weltkulturerbe gehören, war schon immer Ziel für eine gemeinsame Traumreise. Endlich hat es einmal geklappt: Wir besuchten im September 2016 die berühmten Städte Taschkent, Samarkand und Buchara.Usbekistan erstreckt sich von den Wüsten am Aralsee im Westen über ca. 1200 km bis zum fruchtbaren Ferghanatal im Osten. Betrachtet man die Umrisse des Landes, so kann man sich mit ein wenig Phantasie die Darstellung eines Hundes – gezeichnet von Dali -vorstellen. Langer Körper, kurze Beine und zu kleiner Kopf. Im Kopf, d.h. im Osten Usbekistans liegen die Turkestan-Gebirgskette und die vorgebirgige Landschaft des Tianshan sowie Teile des Ferghanatals, einer dichtbesiedelten Senke zwischen dem Tianshan- und dem Alai-Gebirge mit wichtigen landwirtschaftlichen Anbauflächen. Der höchste Berg Usbekistans mit 4643 Metern liegt im Hissargebirge südlich von Samarkand. In der frühen Geschichte Usbekistans spielten Perser, Griechen; Araber, Chinesen und Mongolen eine prägende Rolle. Kulturelle Blüte erlebte das Gebiet unter den mongolischen Timuriden, die Ende des 14. bis Mitte des 15. Jahrhundert eines der größten Reiche der Weltgeschichte beherrschten – von den Grenzen zu China bis nach Konstantinopel, Bagdad oder Tiflis inbegriffen! Erst danach begann die Zeit der eigentlichen Usbeken, einem als Chaibaniden bezeichneten Turkvolkes, das ursprünglich aus Westsibirien stammte und deren Stammvater Usbek hieß.

Die Zeit der usbekischen Khanate, mit dem noch bis 1600 zunehmenden Karawanen-handel, gilt als eine Blütezeit der Kultur und Wissenschaft. Im 17. Jahrhundert erlebte das Land unter der Dynastie der Chaibaniden (1599–1785) eine außergewöhnliche Stabilität. Im Zuge des Great Game – der Konkurrenz Englands und Russlands um Einfluss in Zentralasien wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Khanate Kokand, Samarkand und das Emirat Buchara schließlich Russland angegliedert. Diese Gebiete wurden dann unter Sowjetherrschaft zur sozialistischen Sowjetrepublik Usbekistan zusammengefasst und 1991 wurde Usbekistan unter Präsident Karimow unabhängig.

Das Land hat in den vergangenen 15 Jahren eine stürmische Entwicklung genommen und die Pflege der historischen Hinterlassenschaft mit Elan begonnen. Einige Bilder aus Larissas Reisebildbericht von 2001, der mit Zitaten des usbekischen Nationaldichters Alisher Navoiy untermalt wurde, sollen den Unterschied zu den nachfolgenden Darstellungen dieses Reiseberichts deutlich machen.

Der Basar hatte viele Früchte im Angebot. Es ging sehr orientalisch zu.

Ein Besuch von Nataschas Geburtsort Koitas nördlich von Samarkand fand auch statt!

Schon diese Reise wurde von unserem lieben Freund Shavkat Aliew gastfreundlich begleitet und zum bleibenden Erlebnis!Seit der Unabhängigkeit Usbekistans waren zwei Tendenzen zu beobachten. In den 90iger Jahren wurde eine Öffnung nach Westen versucht, mit dem Ergebnis, dass die USA eine Militärbasis unterhielten, über die der Drogenhandel aus Afghanistan abgewickelt wurde, US-NGOs Unruhe schürten und türkische sowie saudische Gelder und Missionare ins Land kamen, um eine radikale Islamisierung anzustoßen. Schließlich kam im Ergebnis der sogenannten Demokratieförderung islamistischer Terror mit Bombenattentaten vorwiegend in Taschkent zwischen 1996 und 2004 auf. Das Ganze gipfelte 2005 in einen islamistischen Aufstand im Ferghanatal, der von Regierungstruppen blutig niedergeschlagen wurde. In dieser Zeit bemerkte Natascha auf ihren Dienstreisen eine fortschreitende Islamisierung mit immer mehr verhüllten Frauen, Restriktionen für Alkohol und Musik. Wenn damals die Islamisten gesiegt hätten, wäre wohl heute das Auspeitschen und Köpfe abschlagen in Usbekistan üblich.

Die Regierung erkannte, dass die Öffnung genutzt wurde, um das Land zu destabilisieren. Die US- Stützpunkte wurden geschlossen, Moscheen und Imame durften nicht mehr mit ausländischem Geld finanziert werden. Das gefiel den USA ganz und gar nicht, und so wurden unter Beteiligung der EU Sanktionen wegen Verletzung der Menschenrechte verhängt. Komisch, dass nach dem Massaker an Demonstranten aus der schiitischen Bevölkerungsmehrheit in Bahrein durch die Saudis (mit deutschen Panzern) die Menschenrechte keine Rolle spielten. Dort existiert ja noch die US-Flottenbasis und da ist es schon in Ordnung, wenn Menschenrechte grob verletzt werden und demokratische Werte nicht mal im Ansatz vorhanden sind.

Usbekistan hat seitdem sich wieder Russland angenähert und zur Verhinderung weiterer Attentate ein überall präsentes für uns ungewohntes Sicherheitssystem etabliert.

Heute sieht man überwiegend Frauen mit offenen Haaren, sehr attraktive übrigens. Kopftücher tragen höchstens die älteren Damen. Es gibt frei alle Arten von Alkohol (nicht in Supermärkten) und in den Restaurants wird viel Musik gespielt und getanzt.

Usbekistan ist heute ein fröhliches, kultiviertes Land des Lächelns!

  • Beobachtungen am Rande

Nach meiner Reise nach Irkutsk 2012 in schmuddeligen, alten abgerissenen Airbussen der russischen Gesellschaft Air Rossya, wo selbst in der First Class die Sitze unbequem waren, die Versorgung katastrophal war (noch nicht mal ein Bier gab es, dafür Brandy und Wodka), wollte ich nie mehr mit einem russischen Flugzeug fliegen.

Dann überraschte uns die Meldung, dass die Aeroflot 2015 im Ranking zu den fünf weltweit besten Fluggesellschaften zählte – weit vor Lufthansa oder Air Berlin.Na das mussten wir doch mal ausprobieren und so buchten wir die Flüge von München über Moskau nach Taschkent in der Business Class der Aeroflot. Das haben wir nicht bereut: toller Service, exzellente Speise- und Getränkekarte, bequeme Sitze auch auf den 3-Stunden-Tagesflügen (Lufthansa bietet da die gleichen Sitzabstände in der Dreierbestuhlung nur mit dem freien Mittelplatz) und beim Nachtflug hatten wir horizontal ausziehbare Sitze, vergleichbar mit dem Besten was wir bisher bei Singapur-Airlines erlebt hatten. Welch ein enormer Unterschied zu 2012! 2012 – Unterhaltungsprogramm? – Pustekuchen! Nun gibt es beim Tagesflieger für jeden ein Tablett mit Kopfhörer, wo Filme in mehreren Sprachen, Musik, Spiele und vieles mehr auswählbar sind. Im Nachtflieger sind große Bildschirme im Vordersitz eingebaut, und man hat auch hier vielseitige Auswahl.

Nachdem Aeroflot auch mit dem „Sky Team“ ähnlich der „Star Alliance“ von Lufthansa Partnerschaften mit vielen Fluggesellschaften aufgebaut hat (u.a. Alitalia, Air France, KLM, Korean, South China Air…) lohnt es sich, da ins Vielfliegerprogramm einzusteigen, und das machen wir doch gleich.

Ade marode Fluggesellschaften Lufthansa (wo man nie weiß ob nicht wieder gestreikt wird) und Air Berlin (wo das Streckennetz dramatisch verkürzt wird).

Nachdem Natascha während des Hinfluges vor Allem Kino schaute, genoss ich die Klassikmusik bei exzellentem Champagner, Wein und Kognak.

Nach der Verwöhnung kam dann der Schock: Nach der Landung in Taschkent kein Gate für den Riesenflieger. Normalerweise steht dann ein Extra-Bus für die Business-Class-Flieger bereit. In Taschkent stand der auch da, aber nur für einen einzigen Fluggast – wohl ein hohes Tier. Alle anderen Fluggäste ob Business oder Economy wurden in zwei Busse gequetscht. Dann ging es zur Passkontrolle, wo es sechs Schalter für Usbeken und zwei für Ausländer gab, wo sich aber auch Usbeken tummelten. Da jeder Einreisende fotografiert wurde und das Foto digital mit dem Passfoto abgeglichen wurde, dauerte jede Passkontrolle etwa 5 Minuten. Na nach 40 Minuten waren wir auch dran. Unsere Koffer waren inzwischen auf dem Laufband, und wir füllten schnell die Zollerklärung aus. Als wir dann aber dran waren mit dem Gepäckdurchleuchten, stellte sich heraus, dass die Zollerklärung doppelt ausgefüllt werden muss eine für uns, eine für den Zoll. Aber auch das wurde geschafft, und wir konnten die 50 m Niemandsland bis zum Sperrzaun durchqueren, wo jede Menge Leute wartete, die Passagiere zu taxieren.

Uns holte aber Shavkat ab, nur – oh Schreck – der war zunächst nicht in Sicht. Nach Telefonverständigung, fand er uns aber bald in dem Menschengewühl, und es ging ab ins Miran International. Das dauerte nur 15 Minuten!Beim Einchecken in das angebliche *****Hotel wurden wir überrascht, dass wir nur eine Schlüsselkarte bekommen konnten. Nun konnten wir uns 1,5 h nach Landung gegen 4:00 Ortszeit (1:00 MEZ) wieder ausstrecken, und nachdem die Klimaanlage Fahrt aufgenommen hatte (Außentemperatur in der Nach noch 270C) schliefen wir bald ein. Nach dem Frühstück sollte ja 11:00 das Sightseeing mit Shavkat beginnen.

Naja, das Frühstück war landesspezifisch schon okay, fand aber in einer Atmosphäre statt, die eher an einen asiatischen Bahnhof erinnerte. Da waren Busladungen voll indischer Touristen gelandet, die sich lautstark über sechs Tische unterhielten und zwar alle zur gleichen Zeit. Untermalt wurde das Ganze noch durch laute Hammerschläge, denn vor der Glasfassade des Saales wurden Betonarbeiten ausgeführt. Hätte man ja auch zur Frühstückszeit mal unterbrechen können.

Auch der hoch gepriesene Whirlpool funktionierte natürlich nicht, aber ein wenig schwimmen konnten wir schon zur Erfrischung nach schweißtreibenden Wanderungen.

Was die Hotels betrifft, habe ich mich gewundert, dass die *****Hotels in Taschkent alle nur Bewertungen im unteren Bereich im Internet bekamen. „Gut“ würde ja im Zensurensystem eine „4“ bedeuten, weil es ja noch „sehr gut“, „hervorragend“ und „fabelhaft“ gibt. Die großen Hotelketten wollen eben auch in Taschkent viel Geld verdienen. „Fabelhaft“ haben dafür die kleineren privaten ****Hotels bekommen, die wir in Samarkand und Buchara buchen konnten. Und die waren tatsächlich nach usbekischer Art ausgestattet und gastfreundlich– eben fabelhaft!

verfügbar hat? Man kann das ja auch mal verlieren. Apropo Ausreise: die ist ja noch anstrengender als die Einreise, sogar im Inland!

Die Sicherheit geht so weit, dass jeder Bahnhof oder Flughafen ringsherum umzäunt und bewacht ist. Nur die Reisenden haben nach einer Pass- und Ticketkontrolle sowie dem Scannen von Körper und Gepäck Zutritt auf das umzäunte Gelände. Beim Betreten des Gebäudes wiederholt sich die Prozedur und man wird für die Reise registriert. Auf den Bahnsteig darf man erst nach Aufruf und Prüfung des Tickets, aber im Gebäude kann man bequem sitzen und auch Essen oder Trinken beziehen.

Na in Buchara war die Prozedur am Flughafen etwas verkürzt, denn der Vice-Gouverneur der Region Buchara, unser Freund Faslitdin, brachte uns persönlich.

Da salutierten die Polizisten sogar und standen stramm! Zum Abflug nach Hause brachte uns dann in Taschkent Shavkat. Er hat als Chef der Siemens-Vertretung diplomatischen Status und darf seine Gäste bis zur Zollkontrolle begleiten.

Bei der Ausreise hatten wir eine sechsfache Kontrolle zu absolvieren – beim Eintritt in das umzäunte Gelände mit Scannen Körper und Gepäck. Das Gleiche nochmals bei Eintritt ins Flughafengebäude. Dann konnten wir einchecken und die Koffer abgeben. Natürlich wurden die auch noch mal durchleuchtet.

Vor der Zollkontrolle standen in sechs Reihen unzählige Menschen an, und es dauerte lange. Aber Shavkat wusste Bescheid. Es gibt einen VIP-Track, aber der war gar nicht besetzt. Da forderte Shavkat natürlich Durchgang für uns und nach 5 Minuten kam der Major persönlich zum Filzen, Körper und Handgepäck durchleuchten. Mit dem Handgepäck war er zufrieden, aber mein Handy und die Münzen im Portemonnaie musste ich aus der separat durchleuchteten Weste doch extra vorzeigen. Dann kamen die Passkontrolle und danach der finale Sicherheitscheck mit Schuhe ausziehen, Gürtel ablegen. Der Kontrolleur ließ mich tatsächlich jedes Einzelteil aus dem Rucksack vorführen. Danach gab es noch zwei Kontrollen, beim Boarding und sogar bei Eintritt in das Flugzeug. Aber Checks gibt es auch überall in der Stadt – beim Betreten von Einrichtungen mit vielen Menschen wie Basare, Malls, Metro.Nach all den Kontrollen verwöhnte uns die komfortable Aeroflot-Lounge. Da wir um 3:00 nachts noch keinen von den exotischen Weinen kosten wollten, bot uns die Bedienung sogar an, Flaschen für uns einzupacken. Aber die hätte man beim Check in Moskau sicher wieder eingesammelt, und so wünschen wir uns eben, dass es irgendwann auch bei uns leckere usbekische Weine zu kaufen gibt.Was soll man von dem wahnsinnigen Sicherheitsaufwand halten? Auch an jeder Straßenkreuzung stehen ja Polizisten, die aber zumeist freundlich sind und uns als Ausländern gern die Hand schüttelten. Wir sprachen mit vielen Usbeken darüber und alle kamen zu dem Schluss: Besser so als ständig Angst vor Terroranschlägen zu haben. Seit 2005 gab es tatsächlich keinen Terror mehr in Usbekistan!

Na und wenn ich in die Zukunft schaue mit Millionen moslemischen Flüchtlingen in Deutschland ohne Arbeit und Perspektive, den Attentaten von Brüssel, Paris, Istanbul, Ansbach, Würzburg, dann wird man wahrscheinlich auch in Europa die Sicherheitskontrollen verstärken müssen. Dank Angela!

Na und was gab es sonst an Besonderheiten? Gern wären wir ja mal mit dem Schnellzug Afrosyob gefahren, der schon einen Durchschnitt von 150 km/h hinlegt.Den gab es laut Internet aber nur zwischen Taschkent und Samarkand. Also buchten wir den Zug für diese Strecke, aber genau zu unserem Reisedatum fiel der wegen Reparatur aus, und wir brauchten eine Stunde länger für die 280 km. Laut Internet fuhr noch kein Afrosyob bis Buchara.

Aber wenn man ein in den Orient reist, sind Abenteuer doch angesagt!

Interessant ist auch das Umtauschen von US$ in usbekische Sum (UZS). Am Bahnhof, im Flughafen und in den Hotels gibt es offizielle Wechselstellen, und da wundert es doch, dass der Kurs überall gleich ist und die Spanne zwischen Ankauf und Verkauf äußerst gering ist. Da hat so mancher Reisende gedacht, ich tausche gleich viel und kann es ja wieder zurücktauschen. Aber das ist ein Irrtum! Rücktausch gibt es nicht, und dann sitzen die Reisenden auf großen Packen Geldscheinen fest.Aus lauter Verzweiflung lassen die sich dann vor dem Rückflug an der Hotelbar richtig volllaufen, um das Geld loszukriegen! Üblich ist ein 1000-Sum-Schein, und das sind nur offiziell 30 Cent. Der größere 5000-Sum-Schein ist nur selten im Umlauf. Der kleinste Schein liegt bei 200 Sum, Münzen sind abgeschafft. Da haben die übrigens in Deutschland gedruckten Banknoten mit der galoppierenden Inflation nicht mitgehalten. Noch 1999 bekam man für einen US$ 180 UZS. Anfang 2015 waren es schon 2400 und heute sind es 3000 UZS. Erstaunlich auch, dass man nach Usbekistan unbedingt US$ mitnehmen sollte. Der Euro ist gar nicht so beliebt und wenn man irgendwo mit konvertierbarer Währung zahlen muss (manche Hotels, Tanzshow in Samarkand) dann wird € / $ eins zu eins gefordert. Nach heutigem Kurs also 12 % Verlust!

Natascha hatte stets im Rucksack mächtige Bündel mit UZS-Noten mitgeschleppt, denn mein Portemonnaie fasste höchstens 50 solche Tausenderscheine. Das reicht gerade mal für den Museumsbesuch zum Touristenpreis.

Soweit der Bankenkurs. Es gibt aber auch noch den Basarkurs, und der bringt die doppelte Menge an Sum. Unsere Freunde wissen das! Man wird auch oft angesprochen ob man tauschen möchte – 6000 UZS für einen Dollar. Jeder Straßenhändler bietet diese Alternative auch beim Kauf von Gegenständen. Bei dieser Inflation möchte jeder natürlich seine Ersparnisse in US$ anlegen.

Die Stadtzentren und die Gegenden mit den touristischen Sehenswürdigkeiten sind  alle wunderschön gestaltet, zumeist in Parks eingebunden. Man sieht aber auch eine Altstadt, die zunächst wegen ihrer grauen Hässlichkeit erschreckt.Öffnet man aber ein Tor, dann kommt man in wunderschön gestaltete Höfe!

In Samarkand trennt beispielsweise eine dekorative Mauer die Parklandschaft von der Altstadt. In Buchara freut man sich, wenn die Touristen durch die engen Gassen schlendern und staunend mal in die Innenhöfe schauen. Hier gibt es auch ein Bauprogramm für junge Leute: kilometerweit ziehen sich die im Landesstil gebauten modernen Häuser mit Innenhöfen, für die es günstige Kredite gibt, entlang der vierspurigen Ausfallstraßen. Kluge Politik vom Vize-Provinzgouverneur Fazlitdin!

  • Taschkent

Die Hauptstadt Usbekistans mit mehr als 2 Millionen Einwohnern liegt nördlich der großen Seidenstraße an der Grenze zu Kasachstan am westlichen Rand des Tian-Shan. Taschkent wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. in den chinesischen Quellen erstmals erwähnt. 751 nahmen arabische Streitkräfte Taschkent ein und trafen auf die westlichen Vorposten der Chinesen. Damit stieß die arabische Eroberung einstweilen an ihre Grenzen. Gleichzeitig breitete sich in dem Gebiet der Islam aus. Heute sind 89% der Bevölkerung sunnitische Muslime. 8% der Menschen sind der russisch-orthodoxen Religion zuzurechnen. Usbekistan ist ein säkularer Staat und auch andere Glaubensgemeinschaften haben hier uneingeschränkte Religionsrechte: Armenier, Juden, Katholiken, Protestanten, Buddhisten und Anhänger des Bahamismus oder der Lehren Krishnas.

Im 9. und 10. Jahrhundert fiel Taschkent an den Staat der Samaniden. 1220 eroberte Dschingis Khan die Stadt und gliederte sie in sein Reich ein. Im 14. Jahrhundert kam Taschkent unter dem Krieger Timur Lenk und den Timuriden erneut zu Reichtum. Später war Taschkent zwischen bucharischen, usbekischen und kasachisten Khanaten umstritten.

Im 17. und 18. Jahrhundert brachte man auf dem Landweg, besonders von Taschkent aus, Handelsgüter mit Kamelkarawanen nach Norden. Vor allem unter dem Zaren Peter I. festigten sich auch die diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und den mittelasiatischen Khanaten. 1839 versuchte der Zar Nikolaus I. die Expansion der Briten in dem Gebiet zu verhindern. 1865 wurde Taschkent vonrussischen Streitkräften erobert und 1867 zum Zentrum des Generalgouvernements Turkestan gemacht.

Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde Taschkent am 18. April 1918 zur Hauptstadt der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik Turkestan innerhalb Russlands ausgerufen. Bei der Aufteilung der ASSR Turkestan im Jahre 1924 wurde Taschkent Hauptstadt der am 27. Oktober 1924 neu gegründeten Usbekischen SSR innerhalb der UdSSR.

Im April 1966 wurde Taschkent weitgehend durch ein Erdbeben zerstört. Seit dem Wiederaufbau ist Taschkent eine sehr weitläufige grüne und wasserreiche Stadt mit vielen Parks und Springbrunnen. Viele moderne, weiße Gebäude mit usbekischen Architekturelementen säumen die breiten Alleen.

Im Zentrum der Stadt sind Bauwerke altusbekischer Architektur erhalten geblieben, so beispielsweise die Kukeldasch- und die Barak-Chan-Medresse aus dem 16. Jahrhundert. Eine Medresse ist eine islamische Religionsschule. Allerdings werden die meisten der Medresen aus den vergangenen Jahrhunderten als Museen sowie als Basare für usbekische Volks- und Handwerkskunst genutzt.

Am Morgen nach unserer Ankunft holte uns Shavkat mit einem Riesenkorb voller Weitrauben ab.

Unsere erste Fahrt führte durch die Stadt bis zur Barak-Chan-Medresse.Die Medresse Barak Chan wurde im 15. und 16. Jahrhundert aus Gebäuden zusammengestellt, die zu verschiedenen Zeiten gebaut wurden. Zuerst wurde das Mausoleum errichtet, das heute im östlichen Teil des Komplexes steht. Der zweite Teil ist das Hanaka Mausoleum mit zwei Kuppeln. Es wurde 1530 für den Herrscher von Taschkent erbaut. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der Komplex in die heutige Medresse umgebaut. Damals trug das Bauwerk den Namen des Herrschers Barak Chan.

Im Innenhof der Medresse waren in den einstigen Wohnzellen der Koranschüler jede Menge Souvenirläden eingerichtet. Usbekische Kleidung, Metallkunst, Malerei…..Nach diesem Ausflug in die Vergangenheit ruhten wir uns bei einer Stadtrundfahrt im klimatisierten Auto aus, denn immerhin herrschten 350C. Da hatte ich immer gleich ein Wechselhemd dabei. Wir kamen vorbei an den vielen weißen Neubauten, die heute das Stadtbild prägen.Taschkents Neustadt schließt rund herum an den halbkreisförmigen Amir-Timur-Park an. Im Zentrum des kleinen Parks steht das Reiterstandbild von Amir Timur, dem grausamen Eroberer des 14. Jahrhunderts gewidmet. Er gilt heute als Nationalheld Usbekistans, obwohl mongolischer Herkunft. In der Nähe des Parks befindet sich das Amir-Temur-Museum, das ganz dieser neuen Leitfigur Usbekistans gewidmet ist. Man sagte uns, dass alle Abbildungen von ihm Ähnlichkeit mit Präsident Karimows haben.

Unter seiner Herrschaft begann immerhin der Bau der typischen Medressen und Mausoleen mit den breiten mit Mosaik bestückten Toren und den blauen Kuppeln.Der Timur blickt heute in eine breite Parkallee, wo es zu Larissas Zeiten noch viele kleine Geschäfte und Cafes gab. Die haben nun der Blumenpracht Platz machen müssen, nur am Ende des Parks steht noch ein Cafe und auf der Straße bieten Maler ihre Kunstwerke an. Früher standen an Timur’s Stelle das Denkmal des Gouverneurs des Zaren, dann ein Denkmal für die Arbeit gefolgt von Stalin und danach Marx/Engels.Nachdem Natascha alle Gemälde bewertet hatte, gab es ein kühles Bier!

Das usbekische Bier schmeckt auch recht gut. Dabei wird im Preis sehr unterschieden, wo das Bier herkommt. Das beste Bier soll wohl aus Kasachstan stammen (von Russlanddeutschen gebraut) und kostet gleich das Doppelte (14 kUZS).Noch einmal ging es kreuz und quer durch die Stadt, vorbei an den vielen prächtigen Gebäuden.

Wir wollten zum Mittagessen hin zu einem Restaurant am Ankhor-Kanal.Der Ankhor-Kanal wird vom Fluss Ankhor, der nur am Stadtrand verläuft, in beachtlicher Breite und mit kristallklarem Wasser durch die Innenstadt Taschkents geführt. Und dort wo er etwa 10 m in die Tiefe stürzt befand sich unser Restaurant. Dabei war das Restaurant für Außenstehende kaum auffindbar, befand es sich doch in recht unscheinbarer Umgebung! Vielen Dank Shavkat für diese tollen Eindrücke!

Nach leckerer Suppe Schurma, Schaschlyks, Salat aus den superaromatischen heimischen Tomaten (Aicukcuk) war erst mal Erholungspause angesagt, Zeit den Hotelpool zu testen. Am Abend luden Dilja und Shavkat uns zum Dinner in ihre Wohnung ein!Der Tisch war landestypisch überladen mit exotischen Köstlichkeiten, aber das waren nur die Vorspeisen. Da hatte man schon Mühe, auch noch vom usbekischen Nationalgericht Plow zu kosten! Die Feigen hier sind groß wie Äpfel, gelb und zuckersüß, ebenso die Trauben. Der usbekische Wein ist auch große Klasse.

Der zweite Tag , der 19. September, begann mit einem Spaziergang durch den zentralen Park um den Unabhängigkeitsplatz am Ankhor-Kanal.

Zunächst beeindruckte die Gedenkstätte für die im 2. Weltkrieg gefallenen Bürger der Stadt. Die Allee, die zur ewigen Flamme mit der weinenden Mutter führt wird links und rechts von Wandelhallen mit geschnitzten Holzsäulen und Tafeln mit Namen der Gefallenen gesäumt. Es waren sehr viele Namen!Eine schöne Tradition ist es, dass junge Paare nach der Eheschließung diesen Hain aufsuchen und Blumen niederlegen. Auch wir hielten inne zum Gedenken! Bald kommt man zum Unabhängigkeitsplatz, der kaum mehr als Platz zu bezeichnen ist. Es ist eine Mischung von Regierungsgebäuden und einer sehr großen Parklandschaft mit vielen Springbrunnen und der Skulptur der „glücklichen Mutter“. Das Denkmal der riesigen Glücklichen Mutter wurde 2006 errichtet und beeindruckte. Kein Wunder bei einem Ausmaß von 6 m und ihr Kind maß immerhin noch 3,5 m: Dazu gehörte auch noch der nicht minder große Goldene Globus. Er entstand im Jahre 1951 und steht für die Zukunft. Natürlich sind die Umrisse Usbekistans im Mittelpunkt der Welt zu sehen.Das Parlament konnten wir nur aus der Ferne sehen, denn alle Regierungsgebäude sind weiträumig abgesperrt. Aber der Platz ist ja groß genug!

Für die Beleuchtung am Abend sorgen dreiflammige Laternen mit weißem Glas. Eine schöne Oase mitten in der Stadt, die nicht viele Städte zu bieten haben.

Sehr auffallend war an der Alleenfront der sehr große, weiße Bogen mit den vielen Storchenpaaren in unterschiedlichen Positionen. Das könnte man auch leicht als Symbol dafür deuten, dass man sich in Usbekistan frei wie ein Vogel fühlen sollte.

Hier holte uns Shavkat wieder mit dem Auto ab, das er vom Parkeingang holte.Die nächste Station war das Museum für angewandte Kunst – usbekische natürlich!

Das Museum befindet sich in dem sehenswerten Polovzev-Haus, einem wunderschön ausgestatteten Adeligenhaus. Es sieht mit einer weißen Fassaden und den braun verspiegelten Scheiben modern aus. Das Museum zeigt usbekische Kunst aller Richtungen. Auch im Museum zu sehen sind Schmuckstücke, Teppiche, Goldstickereien, Stoffe, Stickereien, Metallkunst, Keramik, Porzellan, Holzschnitzereien und Musikinstrumente.Die letzte Station am zweiten Tag war die Kukeldash-Medresse. Die Kukeldash Medresse ist eines der wenigen erhaltenen Architekturmonumente in Taschkent. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erbaut. Mit indischen Bauarbeitern baute der grausame und mächtige Wesir Kulbobo Kukeldash 38 Wohnzellen, die nur zwei Meter lang und breit sind. Diese hatten keine Möbel und in einer lebten zwei bis drei Schüler. Heute ist die Kukeldash Medresse unter religiöser Verwaltung der Mawarannahr Muslime und eine regelmäßig benutzte Moschee. Auch gibt es in den Zellen im Innenhof wieder Shops für Souvenirs aller Art.Nun war es Zeit für ein kleines Mittagessen und gegenüber der Medresse befand sich ein modernes Cafe! Und hier gab es köstliche Manta zum Fladenbrot, Aicukcuk-Salat und grünem Tee!Zeit zur Erholung, zumal auf unseren lieben Shavkat echte Arbeit wartete – ein Angebot zu einer Ausschreibung abgeben!

Aber um 18:00 Uhr war der Shavkat wieder im Hotel und es ging zum nächsten tollen Restaurant am Kanal, mitten im Park. Das El Aziz wird im Reiseführer wärmstens empfohlen. Es bietet das Ambiente eines Biergartens und tatsächlich sind auch sechs Biersorten im Angebot! Dazu gibt es leckere usbekische und russische Küche.

Zum Beispiel fleischgefüllte Cebureki und eine Riesenauswahl an Schachlyks.An diesem zweiten Tag legten wir uns müde zum Schlafen, denn die Nach war kurz. Shavkat hatte uns den Schnellzug nach Samarkand um 7:00 Uhr gebucht, damit wir länger in Samarkand weilen können. Das bedeutete aber schon um 6:00 Uhr zum nur 10 Minuten entfernten Bahnhof aufzubrechen, denn man musste 30 Minuten vor Abfahrt des Zuges die Kontrollen absolviert haben und registriert sein.

Aber nach unserer Tour durch Samarkand und Buchara gab es noch einen dritten und vierten Tag in Taschkent. Shavkat’s Sohn Azamad holte uns am 26. September vom Flughafen ab, und es ging dieses Mal rucki-zucki ins Grand-Mir-Hotel.Dieses Hotel weist einige Besonderheiten auf. Dazu gehört, dass man es nur über eine Kontrollschleuse betreten kann. Es hat aber sehr große komfortable Räume, einen  großzügigen Außenpool mit erfrischender 220C-Wassertemperatur (trotz Umgebungstemperatur um 370 C), großzügigem Wellnessbereich und Innenpool.

Andererseits sind die Gastronomiepreise exorbitant mit Frühstück für 36 US$, 5 US$ für einen Espresso und 15 US$ für ein kleines Bier. Aber das stört ja nicht, wenn man gleich nebenan alles für ein Zehntel bekommt! Befremdlich und unangemessen für ein *****Hotel empfanden wir aber, dass nachts um 2:00 Uhr auf dem Weg zum Flughafen unsere Registrierung erst ausgehändigt wurde, nachdem unser Zimmer inspiziert wurde. Ob wir vielleicht ein Handtuch haben mitgehen lassen?

Na das bekommen sie in die Bewertung bei Booking.com!

Aber so konnten wir uns doch am Pool von den Strapazen der vorangegangenen Reisen erholen, bis mein Kommilitone Bachrom uns im Hotel zum Abendessen ins Cafe Buchara (Buxoro) abholte. Mein Gott, seit 43 Jahren nach Diplomabschluss haben wir uns nicht mehr gesehen und doch war die Freundschaft da, als hätte es die vielen Jahre dazwischen nicht gegeben! Zugegen waren auch Bachroms Tochter sowie Utkur, der gemeinsam mit unserem Freund Reinhard am Lehrstuhl „Schutz und Automatisierung“ diplomiert hatte!Bachrom hatte es bis zum Chef des 220/500 kV-Netzes Usbekistan gebracht und konsultiert nun in Rente japanische Firmen auf dem Energiesektor. Eigentlich haben alle Kommilitonen aus den beiden Kybernetikergruppen des Jahrgangs 1967 – egal wo in der Welt – eine ordentliche Karriere hingelegt – von A wie Armenien bis hin zu den beiden großen Ländern, die mit U anfangen: USA und Usbekistan!

Der folgende Tag, der 27. September, war unser letzter Tag in Usbekistan und da hatten wir nur noch zwei Aktionen vor: auf den Basaren die dunkelroten, sonnengereiften aromatischen Tomaten sowie köstliche Trockenfrüchte fürs Mitnehmen einzukaufen.Shavkat kennt sich auf den Basaren gut aus und weiß, wo die besten Tomaten und wo die besten Trockenfrüchte sowie Nüsse zu haben sind. Wir frequentierten also zwei Basare: den Mirobod-Dehqon-Basar nahe dem orthodoxen Kirchenareal und den Oloy-Basar. Beide Basare sind enorm modernisiert worden und unterscheiden sich fundamental vom Zustand, den Larissa 2001 vorfand.Die nette Tomatenverkäuferin versuchte mir dauernd was in den Mund stecken, aber wie sollte ich ihr erklären, dass mein unterdrücktes Immunsystem dagegen spricht?

Bei der Weiterfahrt zum Oloy-Basar konnten wir auch das Areal der orthodoxen Kirche in Taschkent bestaunen.

Auf dem Oloy-Basar gab es dann die Nüsse und Trockenfrüchte. Da fiel mir ein abgehärmte Oma auf, die mit 500 Sum in der Hand zwischen den Verkaufsständen wanderte und ziemlich verloren wirkte. Kurzentschlossen drückte ich ihr noch fünf weitere solche Scheine in die Hand und kann gar nicht beschreiben, welche Freude da in ihrem Gesicht aufleuchtete. Später sah ich sie an einem Stand einkaufen und ärgerte mich, nicht mehr gegeben zu haben. Bettelei beschränkt sich in Usbekistan eigentlich nur auf gut gekleidete, mit vergoldeten Zähnen verzierte Zigeunerfrauen. Wir sollten nichts geben, denn sie seien mafiaartig organisiert und sehr reich. „Aber sie sind Muslima und stehlen nicht“.Auf dem Basar fielen die aus Brotmehl gebackenen dünnen Schalen besonders ins Auge. Sie sehen toll aus und man kann sie auch essen. Auf dem Markt agieren auch Träger, mit ihren großen Wagen, die entweder Waren an die Verkaufsstände transportieren oder auch den Käufern die Waren ans Auto bringen. Berühmt sind auch die Kräutertees, die wir nicht nur einkauften, sondern im Teehaus des Basars auch ausprobierten. Eine große Kanne grüner Tee mit drei Trinkschalen kostet da gerade mal 20 Cent. Und grüner Tee soll ja bei der Hitze das bestgeeignete Getränk sein.

Nun gab es nur noch eine Aktion für uns vor der Abreise: das staatliche Kunstmuseum.Hier findet man in drei Etagen eine Unmenge berühmter Kunstwerke wie Gemälde, Teppiche, geschnitzte Möbel, Musikinstrumente, Skulpturen, Waffen…

Der Treppenaufgang ist besonders imposant und erinnert ein wenig an Guggenheimstil.

Freudig nahmen wir zur Kenntnis, dass der Maler unseres orientalischen Wohnzimmerbildes Volkov inzwischen auch mit mehreren Werken in der nationalen Kunstgalerie vertreten ist.Seidenweberei oder besser –stickerei ist ein für Usbekistan besonders typisches Kunsthandwerk. Das sind Arbeiten über mehrere Jahre!Bei den Gemälden fand man nicht nur typische usbekische Motive sondern auch russische. Zar Peter und Zarin Katharina waren da vertreten, und ein Bild hieß sogar „Erwachen Russlands“.Zusätzlich konnten wir viele nützliche Gegenstände bewundern. Tolle Mäntel und Zelte.Schöne Frauen und Männer:Möbel, Gefäße und Waffen:Der Abschluss unserer Reise aber wurde gekrönt durch ein Dinner im exotischen Restaurant, das ich als 21001 Nacht bezeichnen möchte. Hier spielte auch Musik, und eine junge Familie mit fünf ganz artigen Kindern beeindruckte am Nebentisch.Wir haben in Taschkent eine ganz wunderbare Betreuung und Gastfreundschaft erlebt und danken unseren Gastgebern Shavkat, Dilja, Azamad, Bachrom und Utkur ganz herzlich.

  • Samarkand

Unsere Fahrt nach Samarkand ließ uns drei Stunden lang die wechselnde Landschaft betrachten. Das war eine Erinnerung an Nataschas Kindheit in dem kleinen Ort Koitas nördlich von Samarkand. So sah es dort auch aus! Kahle Berge und in den Tälern Anbau von Obst und Gemüse. Eine kurze Strecke kreuzte der Zug sogar Kasachstan.Pünktlich 10:05 Uhr fuhr der Zug im Bahnhof, ein, wo schon der Fahrer des Hotels Atabir auf uns wartete. Unser Sultan-Boutique-Hotel erwies sich als absoluter Glücksgriff, denn es war familiär geführt mit 15 Zimmern und einer schönen Dachterrasse mit Panoramablick auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Das nette Hotelpersonal hatte uns gleich eine Riesenschale mit Obst sowie Getränke ins Zimmer gestellt und das Zimmer war bei unserer frühen Ankunft 10:30 sogar bezugsbereit! Der Hotelfahrer stand uns für alle Fahrten zur Verfügung.Wir bekamen auch das schönste Zimmer mit Fenstern nach zwei Seiten – Blick nach Südosten – Mausoleum Gur Emir von Timur und Konsorten, Blick nach Nordosten der schöne Park mit den vielen Springbrunnen, dem Ruhabad-Mausoleum und dem Registan im Hintergrund, Blick nach Westen das Timur-Denkmal und das Opernhaus auf dem der strenge Blick des Herrschers ruht. Hinter dem Timur beginnt die breite Universitätsallee mit Fußgängerbereich in der Mitte und vielen schattigen Bäumen.

Und so begegneten wir der Stadt bei unserem ersten kurzen Rundgang!Samarkand mit heute 350 000 Einwohnern ist so alt wie Rom und Athen. Alexander der Große (329 B.C.) und Dschingis Khan (1220) haben um die Stadt gekämpft. Unter islamischer Herrschaft florierte die Stadt, besonders während der Herrschaft der persischen Samaniden und türkischen Choresm-Schahs, bis sie von dem mongolischen Eroberer Dschingis Khan 1220 zerstört wurde. Zu ihrer Hochzeit um 1370 war die Oasen-Stadt in der usbekischen Wüste das kulturelle und politische Zentrum Asiens. Timur schließlich hat Usbekistans heute zweitgrößte Stadt sogar zur Hauptstadt seines Reichs gemacht. Er war Herrscher über Persien und die Mongolei, über Zentralasien, den Osten Chinas und den Norden Indiens.

Der prächtige Registan, der größte öffentliche Platz der Welt, und Bibi Chanum, die einstmals größte Moschee, sind gut erhalten und erinnern in Samarkand an die Pracht von damals.

1868 kam die Stadt offiziell unter russische Herrschaft. Sie wurde Hauptstadt einer Provinz innerhalb des Generalgouvernements Turkestan, aus dem 1918 die Turkestanische ASSR wurde. 1925 wurde sie zur ersten Hauptstadt der neu geschaffenen Usbekischen SSR, verlor diese Funktion jedoch 1930 an Taschkent.

In dieser Märchenstadt hatten wir uns also sehr viel Sightseeing vorgenommen. Aber zuerst wollten wir doch ein Mittagessen einnehmen.

Da ist aber das Zentrum Samarkands aber schwach aufgestellt. Rings um den Sultan war keine Gaststätte zu finden, ja nicht einmal das erste Haus am Platz auf der anderen Seite vom Timur, das Hotel President betreibt ein Restaurant oder Cafe. So fuhr uns der Atabir eben ein wenig weiter weg ins orientalischste Restaurant, das „Smarqand“.

Das hatte einen riesengroßen Saal im usbekischen Stil und einen schönen Garten mit Skulpturen. Abends gibt es hier auch viel Musik. Es war auf den Besuch von Ausländern eingerichtet mit einer englischen Speisekarte – aber ohne Preisangaben. Da haben wir natürlich eine Speisekarte mit Preisangaben gefordert, die es auch in Russisch und Usbekisch gab. Da will man doch nicht die ahnungslosen Ausländer übers Ohr hauen? Na jedenfalls hat es gut geschmeckt im romantischen Ambiente.

Neben dem Restaurant befindet sich ein ähnlicher Ehrenhain wie in Taschkent mit der trauernden Mutter und der ewigen Flammen. Es waren gerade zwei Hochzeitspaare da.Von hier aus hoben wir an der Straße die Hand und tatsächlich hielt ein Taxi, wo bereits zwei Personen drin waren. Zum Registan war die Richtung, die auch die anderen Beiden führen und los ging es zur schönsten und größten Platz Usbekistans.Der Registan ist einer der prächtigsten Plätze Mittelasiens in Samarkand. Registan ist das Herz des antiken Samarkands, dessen Namen als „Sandiger Platz“ übersetzt werden könnte. Das Ensemble von drei Medressen ist ein einzigartiges Beispiel der Kunst der architektonischen Gestaltung des Hauptplatzes der Stadt. Die drei Medressen des Registan sind: Ulug‘Bek, Shir–Dor und Tillja-Kari.Nach der Entrichtung des Eintrittspreises, der in allen Museen für Touristen etwa viermal höher ist als für Einheimische sprach uns eine junge Frau an zwecks Führung.

Die Gulnara ist eigentlich Lehrerin, aber mit der Touristenbetreuung lässt es sich besser leben. Sie hatte ebenfalls den Basarkurs im Angebot, wie auch alle Basarhändler 48 kSum oder acht Dollar. Wir gaben freiwillig fünfzehn, denn sie machte den Job sehr nett.

Die links liegende Ulug‘Bek (1417-1420) ist die älteste, sie ist das Bauwerk, das von Anfang hier gestanden hat, denn auf der Ostseite wurde gegenüber der Ulug‘Bek zunächst eine Chanaka (Herberge für Pilger) gebaut. An der Stelle der heutigen mittleren Medresse errichtete man eine Karawanserei. Und im Süden, wo heute die Hauptstraße ‚Registan’ verläuft, standen zwei Moscheen.

Der Ulug’Bek war ja der Enkel des Timurs und er war ein sehr weiser Herrscher über Smarkand und Umgebung. Er war auch als Astrologe und Astronom einer der führenden Wissenschaftler seiner Zeit. Seine Medresse diente nicht nur der Religionslehre, sondern auch andren Wissenschaften. So war sie wohl die erste Universität. Er stellte sogar – welch Blasphemie – die Wissenschaft über die Religion, was den fundamentalistischen Eiferern, die es schon damals gab, gar nicht gefiel. So wurde er unter Beteiligung seines Sohnes 1449 in eine Falle gelockt und enthauptet.

Die Fassade der Ulug‘Bek-Medresse wird durch das imposante Portal bestimmt. Im Dekor der Außen-und der Hofseiten wurden prächtige Ornamentsätze aus glasierten Ziegelsteinen, geschnitztem Steinmosaik, Majolika und geschnitztem Marmor verwendet. An den Flanken ragen zwei 38 Meter hohe Minarette empor. Die Minarette neigen stark nach innen wie der schiefe Turm zu Pisa. Dabei schritt die Neigung zunächst nach außen voran, dann hatte man aber die Minarette aufwendig gedreht!

Im Innern gibt es eine schönen Hof und sogar ein Ulug’Bek-Museum!Die rechte Medresse Shir-Dor („Besitzer des Tigers”) wurde auf Kosten des Emirs 1632 errichtet. Das Vorderportal ist mit einer Mosaikdarstellung von zwei aufeinander springenden Tigern geschmückt. Sehenswert sind die monumentalen Kuppeln auf hohen Trommeln zwischen dem Portal und den Eckminaretten. Die Kuppeln und insbesondere das Portal sind reich verziert. Man betritt die Moschee von Nordosten durch die gestaffelten Bögen eines riesigen, etwa 40 m hohen Paradeportals und erreicht so den Innenhof. An der gegenüberliegenden Hofseite erhebt sich ein monumentaler, ebenfalls rund 40 m hoher Kuppelbau über quadratischem Grundriss (persischer Kiosk-Typus).Auch hier werden die Innenhöfe jeweils für Läden des usbekischen Kunsthandwerks genutzt. In der Medresse konnten wir auch die berühmte Seidenweberei beobachten.

An der Front des Platzes fällt die zweirangige Bogenreihe der langen Vorderseite der Medresse Tillja-Kari („Die mit Gold Ausgekleidete”) ins Auge, die der gleiche Emir 30 Jahre später errichten ließ. Tillja-Kari ist heute wie früher die Hauptmoschee der Stadt. Wir konnten da auch Gläubige beim Gebet erleben.Kennzeichnend für die Medresse sind eine fabelhafte Wandmalerei und die prächtig gestalteten Innenwände des Hauptraums der Moschee, deren überaus reiche Vergoldungen sich vom kontrastreichen dunkelblauen Hintergrund abheben. Der Mihrab (die Gebetsnische) und die hohen Wände der Moschee sind mit geometrischen Ornamenten und Zitaten aus dem Koran verziert. Die goldverzierte Decke ist aber flach, gar nicht gewölbt. Die Kunst der Verzierung hat hier den Eindruck einer Kuppel erzeugt. Da hat Natascha auch gleich ein schönes Kunstwerk erworben!

Nach dieser erlebnisreichen Tour war es Zeit für eine kleine Pause mit Blick auf die monumentalen Bauwerke.Nach einem kleinen Einkauf (Tomaten und Fladenbrot) brachte uns ein Privatauto ins Hotel zurück. Wenn man winkt halten eben auch Privatautos und der Preis schwankt je nach Entfernung zwischen 4 und 5 kSum – für uns weniger als ein Dollar. Manche Taxifahrer führten auch gern eine lustige Unterhaltung mit uns und sagten dann: „Gib was Du denkst“.

Wir hatten einen schönen Ausklang des ersten Abends auf der Dachterrasse mit den köstlichen Tomaten, Wein (flüssig und Trauben) sowie herrlichem Panoramablick.Natascha saß natürlich am liebsten auf dem landestypischen Tabtschan!

Am nächsten Morgen war ein Spaziergang durch die Parkanlagen vorbei am Registan bis hin zu Moschee und Mausoleum Bibi Chanum angesagt. Da entstand auch ein tolles Foto mit der freundlichen usbekischen Damenreisegruppe (Abschnitt 6).

Unterwegs zu Bibi Chanum sahen wir eine Angebot, dass wir bisher in Usbekistan nicht kannten: Espresso und Cappucino (die Usbeken trinken ja meist Tee und sonst höchstens Filterkaffee „Americano“.

Hier saßen wir im typischen Innenhof auf dem Tabtschan unter einem Feigenbaum.Auf dem weiteren Weg kamen viele Souvenirläden und in der Touristeninformation erfuhren wir von einer Folkloreaufführung am Abend im Theater El Meros. Da wollten wir schon am Abend hin!

Bald kamen wir zu Bibi Chanum. Erbaut wurde die Moschee Bibi Chanum von 1399 bis etwa 1404 auf Befehl des mittelasiatischen Herrschers Timur. Zuvor hatte Timur in mehreren erfolgreichen Feldzügen seine Macht von Syrien bis Indien ausgedehnt und war zum mächtigsten Herrscher der islamischen Welt aufgestiegen. Mit dem Bau der neuen Freitagsmoschee (Hauptmoschee) in seiner Hauptstadt Samarkand wollte Timur seiner Macht und seinem politischen und religiösen Anspruch ein Zeichen setzen. Man betritt die Moschee von Nordosten durch die gestaffelten Bögen eines riesigen, etwa 40 m hohen Paradeportals und erreicht so den Innenhof. An der gegenüberliegenden Hofseite erhebt sich ein monumentaler, ebenfalls rund 40 m hoher Kuppelbau über quadratischem Grundriss (persischer Kiosk-Typus). Er schließt mit der Südwestmauer der Moschee ab und überwölbt somit den Raum vor dem zentralen Mihrab, der islamischen Gebetsnische. Dieser Kuppelbau ist das größte Bauwerk der Moschee. Diese gewaltige Moschee mit ihren drei Kuppelräumen, den überdeckten Galerien und dem freien Innenhof war dazu bestimmt, die gesamte männliche Stadtbevölkerung von Samarkand zum gemeinsamen Freitagsgebet zu versammeln.In der Mitte des Innenhofes erhebt sich auf steinernem Podest ein riesiger Koranständer aus reliefverzierten Marmorblöcken, ebenfalls aus der Zeit Timurs.

Um die Entstehung der Moschee rankte sich später eine romantische Legende, in der Bibi Chanum, die Lieblingsfrau Timurs, als Erbauerin dargestellt wird.Der Baumeister, dem Bibi Chanum den Auftrag gab, verliebte sich leidenschaftlich in sie. Er erklärte dreist: „Ich werde die Moschee erst fertigstellen, wenn du mir erlaubst, dich zu küssen.“ „Das ist unmöglich“, wehrte Bibi Chanum ab. „Aber du darfst stattdessen eine meiner Dienerinnen küssen“. Das lehnte der dreiste Baumeister aber strikt ab. Bibi Chanum war verzweifelt. Denn Timur war schon auf dem Weg nach Samarkand, und die Zeit drängte: Die Moschee musste fertig werden. Schließlich gab sie nach und erlaubte dem Baumeister einen Kuss auf ihre Wange. Im letzten Augenblick zog sie noch ein kleines Kissen dazwischen, doch der Kuss war so leidenschaftlich, dass er durch das Kissen auf ihrer zarten Wange Spuren hinterließ.

Bald traf Timur ein und war begeistert von der Moschee, diesem herrlichen Geschenk seiner geliebten Frau. Doch dann, als er Bibi Chanum den Schleier vom Gesicht nahm, entdeckte er die Spur des Frevels auf ihrer Wange. Rasend vor Eifersucht ließ er nicht locker, bis Bibi Chanum ihm alles gestanden hatte. Wütend forderte er den frechen Baumeister zu sich. Doch der wusste, dass auf ihn der sichere Tod wartete. Kunstfertig wie er war, baute er sich ein Paar Flügel, stieg auf das höchste Minarett seiner Moschee und flog davon bis nach Persien.

Gegenüber der Moschee steht das gleichnamige Mausoleum und links (beim Herauskommen) befindet sich der große Basar von Samarkand. Hier kauften wir einige „Natursüßigkeiten“ ein, die es wohl nur in Samarkand geben soll.Vor dem Basar stehen auch Elektrobusse bereit, die die Besucher durch die weitläufige Parkanlage zurück zum Registan bringen. Nach einem Mittagessen im Labi G’or gegenüber dem Registan konnten wir etwas ausruhen, bevor wir den Gur Emir in der Nachbarschaft besuchten.

Gur-Emir ist die palastartige Ruhestätte der Timuridendynastie, die 1404 bis 1405 in Samarkand errichtet und im 15. bis 17. Jahrhundert erweitert wurde. Die Bestandteile des Komplexes sind der Hof des Muhammed-Sultan-Ensembles, die Chanaka, die Medresse, das Mausoleum Gur-Emir selbst, die östliche Galerie, die südlichen Räume und die Kuppelräume. Das bedeutendste Objekt des Ensembles ist das Mausoleum Gur-Emir, nach dem die Anlage benannt ist. Das Kernstück seiner Komposition ist ein achtseitiges Prisma, das die zylinderförmige Trommel mit einer rippenförmigen Kuppel trägt, die im Unterteil einen Durchmesser von fünfzehn Metern hat und 12,5 Meter hoch ist. Schon am Eingang bekommt man Ahnung von der Bedeutung Timurs vermittelt.Die Ruhestätte befindet sich in einem weitläufigen hohen Saal mit tiefen Nischen und einer raffiniert ausgeführten dekorativ-künstlerischen Gestaltung. Auf den Marmorplatten im Mittelteil des Saals sind Grabsteine mit Inschriften platziert. Beachtenswert ist der dunkelgrüne Grabstein aus Nephritis auf Timurs Kenotaph. Zu Füßen von Timur befindet sich der Grabstein für Mir Sejid Bereke, dem Ratgeber des Herrschers. Zur Linken sind der Grabstein für Sagon Muham-med-Sultan und rechter Hand der Grabstein für Miran-Schah errichtet. Am Kopf steht der Grabstein für Ulug‘Bek. Außerhalb der Umfriedung finden sich zudem weitere Grabsteine.Hinter dem Komplex befindet sich das kleinere nicht zugängliches Mausoleum Oq Saray, und im Vorfeld breitet sich ein schöner Park aus, wo auch der Komplex des Ruhabad-Mausoleums steht, das aber in Restaurierung war. Zu diesem Komplex gehört auch eine Medresse mit kleinen Shops.

Das etwas abseits stehende Minarett ist so schmal, dass man sich fragt, wie der Muezzin durch die Tür kommt und bis nach oben klettern kann.Die Anlage wurde 1380 auf Befehl Timurs für seine Freund Sheich Burhaneddin Klych Sagardji errichtet, nachdem dieser in China in einer Schlacht fiel. Der Scheich wurde als heiliger Mann verehrt, daher der Name Ruhabad (gütiger Geist).

An diesem Abend hatten wir ja noch unseren Theaterbesuch vor uns. Der Atabir fuhr zum Theater, wo man ganz verwundert war, dass da Einzelbesucher kommen. Das Spektakel ist nur für Touristengruppen gedacht, und es wird auch nur in US$ bezahlt. Da waren die Reihen schon mit Schildern versehen mit den Ländern der Besucher. Sogar Uruguay war dabei. Nun konnten wir noch ein wenig in der anliegenden Fußgängerzone flanieren, die noch von Bauten im russisch-zaristischen Stil gesäumt war. Im Vergleich zur Lebhaftigkeit an den zentralen Plätzen Bucharas war diese Zone jedoch recht menschenleer.Nun waren wir gespannt auf die usbekischen Volkstänze, zumal Valentina zu Natschas 50. Geburtstag uns einen usbekischen Tanz vorführte, eingangs aber unterstrich, dass sie gar nicht weiß, wie man usbekisch tanzt!

Nach diesen ansprechenden und farbenfrohen Darbietungen bleibt der Schluss, dass Valentina das vor 14 Jahren schon sehr professionell hinbekommen hat!Mit dem Taxi ging es schnell wieder zum Hotel, wobei wir den beleuchteten Timur, das Hotel President, das Operntheater, die Parks und unser Hotel bei Nacht erleben konnten.Noch einmal genossen wir die Ruhe auf unserer Dachterrasse.

Übrigens der runde minarettförmige Anbau am Hotel – das ist unser Kleiderschrank.

Am letzten Tag in Samarkand führ uns der Atabir zum Mausoleums- und Friedhofskomplex Shohizinda. Shohizinda (persisch „Der lebende König“) ist eine der bekanntesten Nekropolen in Zentralasien, deren Mausoleen zwischen dem 9. und 19. Jahrhundert errichtet wurden. Ab dem 14. Jahrhundert wurden die Adligen der Timuriden hier bestattet.Der Name Shohizinda wird mit einer Sage verbunden, wonach der Cousin des Propheten Mohammed, Kussam ibn Abbas, hier begraben liege. Er kam demnach im 7. Jahrhundert mit den Arabern nach Samarkand, um den Islam zu verbreiten. Für seinen festen Glauben verlor er seinen Kopf mitten im Gebet. Den nahm er mit, als er in die Tiefen des Brunnens, der in die Paradiesgärten führt, verschwand. Dort soll  er bis heute noch leben. Das Shohizinda-Ensemble wurde über neun Jahrhunderte (vom 11. bis zum 19. Jahrhundert) ausgebaut und verfügt heute über mehr als 20 Gebäude. Das gesamte Ensemble wird in drei Baugruppen eingeteilt. Die unteren, mittleren und oberen Gebäude sind miteinander durch vier Bogengänge verbunden.

Die ältesten Bauten werden in das 11. und 12. Jahrhundert datiert. Von ihnen sind nur noch die Fundamente und die Grabsteine erhalten geblieben. Der Hauptteil der Bauten stammt aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Die Rekonstruktionsarbeiten des 16. – 19. Jahrhunderts haben die Gestalt der Grabmale nicht wesentlich verändert. Der Hauptteil des Ensembles ist der Kussam-ibn-Abbas-Komplex. Er liegt im nordöstlichen Teil und besteht aus verschiedenen Gebäuden. Die ältesten davon sind das Kussam-ibn-Abbas-Mausoleum und eine Moschee aus dem 16. Jahrhundert.

Das Eingangsportal ist das jüngste Gebäude mit der Inschrift: „Dieses prachtvolle Gebäude wurde errichtet von Abdulazizkhan, Ulubek-Gurgans Sohn, Shahruhs Sohn, Amir Timur-Guragans Sohn im Jahre 883 (1434.)“

Nach dem Passieren dieses Eingangsportals muss man aber erst mal viele Treppen steigen, und keine hat deutsches Treppenmaß! Dann kommt man an in enger Gasse an den elf malerischen und sehenswerten Mausoleen vorbei bis zum Heiligtum des Kussam ibn Abbas – auch eine Pilgerstädte für Muslime. Herein gelangt man durch eine filigran geschnitzte Tür aus Karagachholz. Es gibt zwei reich mit Arabesken verzierte Räume. Eine besondere Technik der Vergoldung wurde hier erstmals, der Brokatstickerei nachgeahmt, angewendet.Im Gedenkraum kann man de Sarkophag durch ein Holzgitter sehen.

Steigt man auf die Kuppel des Berges kommt man zu einem Friedhof, der historisch ist, aber auch gegenwärtig genutzt wird.Hier befinden sich Gräber von Christen und Muslimen friedlich nebeneinander. Die Aussichten auf die Nekropole einerseits und andererseits auf die Stadt mit Bibi Chanum im Vordergrund sind spektakulär.

Am Ende des Bergfriedhofes ist auch ein Ausgang und die Straße führt direkt nach unten zur Kazrat-Khizr-Moschee, wo kürzlich Präsident Karimov begraben wurde. Viele einfache Menschen strömen dorthin, und für jeweils etwa 40 Menschen werden Andachtsgebete abgehalten. Die Polizei ordnet die Menschenströme, und da wir von oben kamen, lotste man uns auch ohne Anstehen freundlich hinein. Wir erlebten eine muslimische Andacht, fotografieren wäre aber ein Sakrileg gewesen.Weiter unten kamen wir dann zu den Elektrobussen am Markt, die dieses Mal aber ziemlich umkämpft waren. Aber meine Löwin Natascha schaffte den Zutritt und kämpfte, damit der Platz neben ihr für mich frei blieb.

Vom Registan fuhren wir mit einem netten Taxifahrer zum Zentralpark. Hier besuchten wir die verschiedenen religiösen Einrichtungen. Auch hier stehen Gebäude der Religionen friedlich nebeneinander. Das mächtigste Gebäude ist die russisch-orthodoxe Alexej-Kathedrale mit ihrem usbekisch angehauchten Innenraum.Die katholische Kirche um die Ecke ist auch ein Prachtbau und gleich gegenüber befindet sich eine kleine Moschee. Die Synagoge steht 100 m weiter und im Zentralpark sah ich sogar einen buddhistischen Tempel.

Aus der katholischen Kirche kommend, kann man gleich zur Moschee rüber gehen!

Angesichts der fehlenden Restaurants im Stadtzentrum, erwarb ich eine halbes Grillhähnchen am Straßencafe nahe unserem Hotel. Das war aber ein Fehler, wie sich abends herausstellt.

Den letzten Abend besuchten noch einmal unsere schöne Umgebung mit Timurdenkmal und Operntheater – wo aber kaum Opern gespielt werden.Zum Abendessen fuhr uns ein Privatfahrer, der wohl schon länger nahe der Oper auf Kunden wartete. Zunächst besuchten wir das große Kaufhaus, das aber auch wie ein Basar funktioniert. Natascha bekam ihr erstes usbekisches Baumwollkleid und dann ging es zum Essen im zweiten berühmten Restaurant Platan.Das Platan ist in einem Gebäude aus zaristischer Zeit untergebracht und wie alle usbekischen Restaurants sehr gemütlich mit weichen Sitzmöbeln ausgestattet.Wir waren vorerst die einzigen Gäste, denn die Reisegruppen pflegen später und mit Musik zu speisen. War es das Rindersteak oder das Hähnchen vom Mittag, das mir eine Stunde später Durchfall verursachte? Gott sei Dank war das nur eine vorübergehende Erscheinung.

Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen von unserem schönen Rundblick.

Atabir fuhr uns zum Bahnhof und als wir ihm 10 $ Trinkgeld gaben wurde er ganz verlegen: “Das ist zu viel!”

Im orientalisch gestalteten Bahnhof von Samarkand warteten wir auf den Zug nach Buchara und als er endlich da war, vergaß ich im Stress der Kofferbewegung durch die tiefe Unterführung auch noch meinen Stock. Aber ich hatte ja eine Reservestütze dabei, so dass auch die weiten Wege durch Bucharas Sehenswürdigkeiten mit Wanderstab erschlossen werden konnten.

Kaum im Zug rief unser Freund Fazlitdin Ataev an und teilte mit, dass er die nächsten zwei Tage unabkömmlich sei, denn der Besuch des Präsidenten am Folgetag musste erst vorbereitet und dann absolviert werden. Aber er schickte uns zwei Mitarbeiter zum Abholen und zur exzellenten Betreuung.

Buchara

Der Name Buchara war mir seit Kindheit vertraut, denn die lustigen Geschichten vom „Eulenspiegel“ aus Buchara gehörten in der DDR zur Kinderliteratur. Nasreddin ist der Name des prominentesten Protagonisten humoristischer Geschichten im gesamten islamisch beeinflussten Raum vom Balkan bis zu den Turkvölkern Zentralasiens.

Ähnlich klingt der Name unseres Freundes Fazlitdin, der uns 2006 und 2008 in Pyrbaum gemeinsam mit Shavkat und seiner Frau Valentina besuchte. Aus der Geschäftsbeziehung mit dem damaligen Chef der kommunalen Versorgung wurde eine Freundschaft. Heute ist Fazlitdin Ataev Vizegouverneur des Bucharaer Landes – vergleichbar mit einem stellvertretenden Ministerpräsidenten bei uns. Er hat das wichtigste Ressort: Wirtschaft, Infrastruktur, kommunale Versorgung und Transportwesen. Seine Erfolge sind auf Schritt und Tritt zu sehen!Wertvolle Erinnerungsstücke an seine Besuche in Pyrbaum sind die goldbestickten usbekischen Prunkmäntel für mich und Natascha, ein Ehrendolch der Stadt Buchara sowie eine wertvolle Keramik, die unsere Wohnzimmerwand ziert.

Und so kam es, dass für uns ein Programm für Buxoro (neue usbekische lateinische Schreibweise, x aber wie das kyrillische x als „ch“ gesprochen) vorbereitet wurde, das einem ausländischen Staatsoberhaupt zur Ehre gereicht hätte.

Die Stadt Buxoro hat 235 000 Einwohner und ist eines der bedeutendsten Handels- und Industriezentren Zentralasiens. Der größte Teil der Einwohner der Stadt sind Tadschiken. Die Altstadt Buxoros wurde 1993 zur Liste des UNESCO-Weltkulturerbes hinzugefügt, da sie das vollständigste und unberührteste Beispiel einer mittelalterlichen zentralasiatischen Stadt darstelle, die ihr Stadtgefüge bis heute bewahren konnte. Buxoro habe im Hinblick auf die urbane Struktur und Bauwerke einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung und Planung von Städten in einem weiten Bereich Zentralasiens gehabt.

An diesem Plan erkennt man wie dicht gedrängt hier die historischen Bauten stehen!

Die Oase, in der sich Buxoro befindet, liegt in der historischen Landschaft Sogdiens, die einmal Teil des persischen Achämenidenreiches war. Die älteste gefundene Töpferei im Stadtgebiet stammt aus griechisch-baktrischer Zeit, die den Feldzügen Alexanders des Großen folgte. Buxoro war zur Zeit der Sassaniden einer der prosperierenden sogdischen „Stadtstaaten“, die vor allem an Fernhandel interessiert waren. 673/674 begann eine Serie von Raubzügen der muslimischen Araber gegen das von Truppen türkischer Völker unterstützte Buxoro. Obwohl jeweils siegreich, waren die Araber zunächst nicht in der Lage, eine dauerhafte Herrschaft über die Region zu sichern. Dies änderte sich erst unter Qutaiba ibn Muslim, der zwischen 706 und 709 unter Schwierigkeiten die Bewohner Buxoros zu islamisieren versuchte. Im 8. Jahrhundert fanden mehrere Aufstände statt. Diese Phase der Unruhen fand erst ihr Ende, als die persischen Samaniden im Jahr 865 an die Macht kamen und Buxoro Hauptstadt eines mächtigen Reiches wurde, ein blühendes Zentrum von Handel und Handwerk sowie ein geistiger Pol des Islams im Osten. In der Folgezeit wechselten häufig die Herrscher. Im Jahr 1220 wurde die Stadt dann von Dschingis Khans Truppen erobert und größtenteils zerstört. Unter seinem Nachfolger konnte sich die wiederaufgebaute und von den geflohenen Bewohnern wiederbesiedelte Stadt wirtschaftlich erholen.

Aus den Nachfolgekämpfen am Ende der Timuridenzeit entstand mit dem Usbeken-Chanat eine neue Macht in Zentralasien.

Das Emirat Buxoro verlor seine Unabhängigkeit nach der russischen Eroberung großer Teile Mittelasiens. Zwar wurden Buxoro und sein Umland im Gegensatz zu den östlichen Teilen des Emirats (einschließlich Samarkand) nicht annektiert und in das neue Generalgouvernement Turkestan eingegliedert, der russisch-bucharische Handelsvertrag von 1868 besiegelte jedoch die faktische Kontrolle Russlands über Buxoro, insbesondere über dessen Außenbeziehungen und Wirtschaft. Das Emirat bestand innerhalb des Russischen Reiches fort bis zur Besetzung durch die Rote Armee am 2. September 1920. Der Emir von Buxoro organisierte jedoch noch jahrelang Kampfhandlungen und Überfälle auf die Sowjetmacht aus seinem Exil im nahen Afghanistan. Soweit die Historie!

Nach der etwas beschwerlichen Gleisüberquerung am Bahnhof Buxoro erwarteten uns schon Anvar, der heutige Chef der kommunalen Wärmeversorgung und Shachrizot, der Buchhalter. Entgegen meiner räumlichen Vorstellung fuhren wir aber nicht direkt vor das Minfiza-Boutiqe-Hotel, sondern parkten am zentralen Platz der Altstadt um das Wasserbecken Labi Hauz.Hier liegen neben dem Becken jede Menge Souvenirläden, kleine und große Restaurants sowie Teestuben. Der Platz wird aber auch von prachtvollen Medressen umsäumt sowie modernen Hotels. Die älteren Männer verbringen in den Teestuben gern ihre Zeit auf dem Tabtschan mit verschiedenen Spielen. Im Vergleich zu Taschkent und Samarkand herrscht hier tagsüber bis in die Nacht ein pulsierendes Leben.

Von hier aus hatten wir ca. 100 m durch die Altstadt zu unserem im Reiseführer als „fabelhaft“ bewerteten Hotel durch die Altstadt zu wandern. Man konnte übrigens doch mit dem Auto bis zum Hotel vorfahren, was wir später auch nutzten! Der Weg nach Süden durch die Gassen erschreckte uns auf den ersten Blick.Aber innerhalb der schmucklosen Mauern entlang der Gassen befinden sich überall wunderschöne Innenhöfe. Durch eine geschnitzte Tür kamen wir so in unser landestypisches Hotel und konnten nach Betreten des Zimmers die Bewertung im Internet voll und ganz verstehen!Wau, das war aber ein Palast! Unsere Freunde hatten natürlich dafür gesorgt, dass wir das schönste Zimmer bekamen, den Kühlschrank voller Getränke bestückt und uns eine Schale voller Früchte und usbekischer Süßigkeiten auf den kleinen Tisch gestellt.

Während Natascha auspackte unternahm ich einen kleinen Rundgang um Labi Hauz.

Mit dem Namen Labi-Hauz (Farsi. „Ufer“, wörtlich „Lippen des Bassins“ oder „Küste des Teichs“) bezeichnet man die Gegend rund um ein bestimmtes Hauz, die einen bis heute erhaltenen Teich umfasst. Das Labi-Hauz ist ein Teil des wunderschönen Ensembles, das im Laufe des 16./17. Jh. erbaut wurde. Seit Fertigstellung wurde das Ensemble in keiner Weise mehr verändert. Das Ensemble besteht aus drei großen Gebäuden. Die größte Medresse der Stadt Kukledash steht im Norden, weitere religiöse Gebäude wie die Medresse Nadir-Devon-Begi im Osten und Devon-Begi-Chanaka im Westen.  All diese Gebäude hat der gleiche Emir bauen lassen.

Die Nadir Devon Begi Medresse ist ein außergewöhnliches Bauwerk. Sie wurde nämlich ursprünglich als Karawanserei gebaut, mit einem Durchgang zum Hinterhof, wo das Vieh untergestellt werden sollte. Doch als kurz vor Abschluss der Bauarbeiten der Khan durch die Straßen ritt und die schöne „Medresse“ bewunderte, musste das Gebäude kurzerhand umgewandelt werden, ohne jedoch die Gebäudekonstruktion zu verändern. Innenhof der Medresse sind nicht nur Shops  und Handwerker sondern auch ansprechende Gastronomie zu Hause.

Eine Chanaka war übrigens eine Herberge für Sufis. Die Nadir Devon Begi-Chanaka stammt aus dem Jahre 1620. Sie besteht aus mehreren kleineren Zellen und einer zentralen Kuppelhalle mit flachen Nischen an den Seiten. In den Ecken befinden sich Wohnzellen, die so genannten Hudjras.Die Kukeldash Medresse (1568-1569) ist mit 80 x 60 Metern die größte in Buchara und ist nach dem Truppenführer Kukeldash benannt (wie auch in Taschkent und Smarkand). Als Besonderheit verfügt diese Medresse über Loggien in der ersten Etage, die entlang den Seitenfassaden verlaufen. Da die Medresse bis zu 160 Studenten Platz bot, sind andere Einrichtungen wie etwa die Unterrichtsäume etwas kleiner ausgefallen.Im Süden stehen mehrere moderne Hotels, und als wir mitbekamen, welch lautes Nachtleben davor stattfindet, waren wir mit unserem Boutique-Hotel doppelt glücklich.

Pünktlich 18:00 Uhr holten uns Anvar und Shachrisot zum Dinner im ersten Haus am Labi Hauz ab. Zuvor hatten wir aber noch den Beginn eines Polterabends neben dem Hotel erleben können (Abschnitt 6). Rund um Labi Hauz pulsierte das fröhliche Leben.Unser Tisch war direkt am Wasser, am Ende des Restaurants entfernt von der Musik.So war die Musik angenehm gedämpft zu hören und störte nicht die Gespräche. Na und hinter mir stand ein Maulbeerbaum aus dem Jahre 1477. Der trug sogar noch Blätter!

Unser erster Tag in Buxoro war schon toll, aber es sollte noch toller kommen!

Am Morgen des 24. September holten uns Anvar und Bakhidir zum Sightseeing ab. Bakhadir ist professioneller Touristenführen und kennt die wechselvolle Geschichte Buxoros in allen Details.

Der erste Weg führte uns folgerichtig zum ältesten Mausoleum Bucharas, das der Samaniden. Es wurde um 905 errichtet als Begräbnisstätte der Herrscherfamilie.

Es liegt mitten in einem grünen Vergnügungspark, in dem sich auch die Gedenkstätte für die Gefallenen des Weltkrieges befindet.Für die Zeit der Entstehung ist dieses Mausoleum einzigartig. Als Baustoff diente Backstein, der bis heute über elfhundert Jahre ausgezeichnet erhalten ist. Selbst diese einfachen Backsteine sind genutzt, um dekorative Elemente als Kreise und Quadrate zu gestalten.

Nicht weit entfernt findet man die Bolo-Hauz-Moschee. Hauz bedeutet ja, dass auch hier ein Wasserbecken errichtet wurde. Zum Betreten der Mosche zieht man natürlich die Schuhe aus. Aber im Innern werden nicht nur religiöse Handlungen ausgeführt. Es gibt auch im Vorraum Verkaufsstände und ein großes Bild mit vorgelegten Teppichen.Das zeigt die Tradition, denn wenn der Emir zur Andacht kam, wurden über dem ganzen Platz Teppiche ausgelegt und die Menschen warfen sich ihm zu Füßen.

Die prunkvoll gestaltete Moschee bildet mit dem Teich und dem kleine Minarett ein geschlossenes Ensemble, das aber in Etappen entstand.

1772 entstand der überkuppelte Hauptsaal, und erst im 19. Jahrhundert wurden an die nördlichen und südlichen Fassaden Medressen angebaut, deren Zellen zum Innenhof gingen. Der imposante Vorbau mit den 20 12,5 m hohen und mit Schnitzkunst verzierten Holzsäulen entstand aber erst zwischen 1914 und 1917. Da musste der Emir wohl nicht mit in den Krieg ziehen.

Wir erlebten hier auch eine Totenandacht, als eine große Menschengruppe mit dem Sarg vor das Portal zog. Bakhadir verwies darauf, dass die Gestaltung der weißen Umhüllung des Sarges zeigte, dass es sich um eine Frau handelte.Gleich gegenüber dem Teich erhebt sich die gewaltige Festung Ark. Die im 18. Jahrhundert auf einer künstlichen Anhöhe – der Stelle des mittelalterlichen Vorgängerbaus – erbaute Zitadelle Ark beherbergt in ihrem Inneren den ehemaligen Palast des Emirs sowie eine Moschee von 1712.Die Festung war mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Ihre Ursprünge reichen in das 1. Jahrtausend. Alle heute dort befindlichen Gebäude entstanden im 17.-20. Jh.

Um zum Eingang zu kommen muss man über eine Brücke laufen. Früher waren da Holzbohlen gelegt und darunter waren Verließe. Da bekamen die Gefangenen immer schön den Pferdemist und Gülle von den Pferden auf den Kopf geschüttet. Auch die Einbuchtungen in der engen Auffahrt nach dem Tor waren Gefängniszellen. Naja, der Emir war eben auch ganz schön diktatorisch und Sklavenhandel gab es offiziell bis zur russischen Eroberung.

So muss man natürlich erst mal ganz hochsteigen, um bis zur Moschee zu kommen, vor der natürlich wieder viel Kunsthandwerk angeboten wird. Die Moschee hat auch einen Vorbau mit fünf Holzsäulen. Neben der Moschee ist der frühere Speiseraum für die Dienerschaft – heute kann man hier Getränke und einen kleinen Imbiss bekommen.

Dahinter liegt der Münzhof, wo auch Papiergeld gedruckt wurde. Die heutigen Sum werden allerdings in Deutschland gedruckt!Weiter oben ist dann die Thronsaal, wo Regierungsgeschäfte, Krönungen, Empfänge von Diplomaten abgewickelt wurden. Heute ist da nur ein Hof übriggeblieben mit einem Teil der Überdachung auf Holzsäulen. Am Ende steht der Marmorthron. Der Eingang zum Thronsaal ist übrigens viel kleiner als das großartige Portal vermuten lässt. Zusätzlich steht gleich nach dem Eingang noch eine weiße Mauer, damit keiner direkt vom Eingang auf den Emir schießen konnte.Gegenüber befinden sich der Sitz des ersten Ministers und der Pferdehof, bis zu dem nur der Emir reiten durfte. Alle anderen mussten wie wir eben auch ihre Autos oder Pferde unten stehen lassen und zu Fuß die Burg heraufsteigen. Die Warentransportmittel wurden übrigens wegen der schlechten Wege mit ganz großen Rädern versehen.

Noch weiter oben waren die Gemächer des Emirs und seiner Angehörigen, Da sind heute Museen zur Geschichte Buxoros eingerichtet.

Neben all den historischen Gegenständen hat mir das Gemälde mit der sogdischen Königin Tomyris besonders gefallen,Sie war es, die den persischen König aller Könige Kyros 559 B.C. besiegte und seinen Kopf in einen Lederbeutel voller Blut steckte, damit er endlich genug Blut saufen kann.

Nachdem diese tolle Frau nicht mehr lebte, konnte Dareios I. dann um 500 B.C. Sogdien doch noch seinem riesigen Achämenidenreich einverleiben.Zum Mittagessen hatten sich unsere Begleiter ein besonderes Gartenlokal ausgedacht, das Ismoil. Hier kommen die Kellner mit riesigen Tabletts voller Vorspeisen und Früchte, die man sich dann wählen kann. Und wenn man dann satt ist, kommt noch das obligatorische Hauptgericht. So etwa muss es im Schlaraffenland gewesen sein.

Nach einer Siesta holten uns unsere Begleiter bald wieder ab, denn es gab noch so viel in der inneren Altstadt zu sehen. Vom uralten Baum bei Labi Hauz ging es westwärts zu den Handelsgewölben. Das erste Handelsgewölbe ist der Basar der Geldwechsler im Hof einer alten Kawanserei. Heute gibt es dort die üblichen Kunstgegenstände, aber wir wurden auch angesprochen, Geld zu tauschen, zum Basarkurs.Bald kamen wir zur altehrwürdigen Moschee Magoki Attori. Die Moschee ist auf dem Platz eines vorislamischen Moh-Tempels errichtet. Ausgrabungen belegen, dass es hier bereits unter den Samaniden eine Moschee gab, die anscheinend auch mit einem Kuppelgewölbe ausgestattet war. Sie wurde jedoch im 12. Jahrhundert grundlegend umgebaut: Das Erdgeschoß wurde verschönert und die Hauptfassade erhielt ein neues Design, das bis heute fast vollständig erhalten ist. Bis zum 16. Jahrhundert haben sich die kulturellen Ablagerungen um die Moschee derart erhöht, dass die Moschee in der Erde zu versinken schien, und so wurde ihre Fassade im Zuge von Ausgrabungen erst in den 1930er Jahren zutage befördert.

Gleich dahinter beginnen die Handelsgewölbe verschiedener anderer Gewerke.Die Kuppelbasare sind für das Stadtbild Bucharas charakteristisch. Das an der Seidenstraße gelegene Buchara war ein bedeutendes Handelszentrum. Der Handel wurde unter den Chaibaniden im 16. Jh. durch den Bau von 5 Kuppelbasaren unterstützt. Zunächst passieren wir den Basar der Mützen- und Kappenmacher, in dem Pelzmützen, Turbane und goldgestickte Tjubetejkas verkauft wurden und werden.Auf dem folgenden Basar für Seide und Wolle kann man noch etwas von der Atmosphäre Bucharas als Handelsstadt an der Seidenstraße nachempfinden. Im 19.Jh. verkehrten zwischen Buchara und Russland Karawanen mit mehr als 3.000 Kamelen. Jede Karawane führte eine Kanone und Bewaffnete mit sich. Die Handelsgüter wurden in Karawansereien aufbewahrt. Wahrscheinlich auch das traditionelle Seidenkleid mit Hose und Tuch, das Natascha hier erwarb.

Am Ende der Handelsstraße kommen westlich der Basar der Juweliere und östlich ein großer Platz mit zwei bedeutenden gegenüberliegenden Medressen.

Die Medrese Abdulasiz Chan entstand 1652 und die Medresse Ulug’Bek im Jahr 1417. Sie ist die älteste erhaltene Koranschule der Stadt. Die beiden Medresen entsprechen ganz unterschiedlichen Kunstrichtungen: die Medresse des Ulug Beg weist klassisch-ruhige Formen mit sparsamen Verzierungen auf, für der Medrese des Khans Abd-ul Aziz sind unruhige Formen, eine Schwerfälligkeit der Architektur und Überbetonung der Schmuckelemente charakteristisch. Auffallend ist der Vogel Simurg, der mit ausgebreiteten Flügeln zum Himmel emporfliegt. Simurg ist das Wappentier Usbekistans.

Die Medresse Ulug‘Bek ist ein rechteckiges Gebäude mit einem Innenhof und einer Größe von 50 x 40 Metern. Besonders bemerkenswert ist die Hauptfassade. Das Sternenmotiv gilt als Hinweis auf den Bauherrn Ulug’Bek. Die Inschrift über dem Portal bedeutet: “Streben nach Wissen ist die Pflicht jedes Muslims”. Ein weiser Mann!

Vom Platz der Medressen kommt man westwärts durch den Toqi Saragon – Basar der Juweliere. Heute gibt es alles hier, neben Gemälden und Wandschmuck sieht man gleich einen Stand mit den Gewürzen des Orients.

Natascha hat da auch ein neues Bild aus Stroh gekauft. So haben wir zu Hause nun zwei zueinander Passende.Und schon wieder öffnet sich ein neuer großer Platz mit der Miri Arab Medresse ostseitig und der Moschee mit Minarett Kolon westseitig.Das Minarett aus vormongolischer Zeit ist das Wahrzeichen Buxoros. 46.5 m hoch ragt es in den meist wolkenlosen Himmel über Buxoro, einst schon wie ein Leuchtturm weithin in der Wüste sichtbar und den Karawanen den Weg in die Handelsmetropole weisend. Es ist übrig geblieben von einer Freitagsmoschee, die am Anfang des 12. Jh. errichtet wurde. Durch eine kleine Verbindungs-Brücke in Höhe der Mauerkrone ist das Minarett mit der heutigen Moschee verbunden, die aus timuridischer und chaibanidischer Zeit stammt und erst über 380 Jahre später vollendet wurde.Das Minarett war das einzige Bauwerk Bucharas, das von Dschingis Khan verschont wurde, er konnte es eben als Wachturm gebrauchen. Die Kolon-Moschee („große Moschee”) als zweitgrößte Moschee Mittelasiens und das Kolon Minarett bilden zusammen das so genannte „Poi Kalon”, was so viel wie „Sockel des Großen” bedeutet.

Über sieben Eingänge gelangt man in den rechteckigen, säulenumrahmten Innenhof, der von 288 Kuppeln überdacht ist und bis zu 10.000 Gläubigen Platz bietet. Der Osteingang ist sehr breit, und in den Nischen haben Händler Platz.Hier konnte Natascha auch seltene exotische Düfte erwerben. Die Tafel mit den Gebetszeiten zeigt an, ab wann man sich vorbereiten soll und wann das Gebet losgeht. Am frühen Morgen hat man für die Vorbereitung Zeit von 5:00 bis 5:45 Uhr. Später am Tag muss man deutlich schneller sein!

Die Miri-Arab-Medresse ist ein Schmuckstück der Architektur des 16. Jahrhunderts in Buchara. Sie entstand in den Jahren 1530 bis 1536 und ist immer noch eine islamische Hochschule. Aus diesem Grunde ist es dem Besucher nicht gestattet, den Innenhof zu betreten. Aber durch ein Gitter kann man schon die Schönheit des Hofes bewundern.Die Medresse steht leicht erhöht auf einer Backsteinplattform, da der Vorplatz nach Osten leicht abfällt und ansonsten die Harmonie zur gegenüber liegenden Kolon-Moschee gestört wäre. Besonders ins Auge fallen das hohe Portal und die türkisblauen Kuppeln links und rechts der Eingangshalle.

Überwältigt von Vielfalt und Schönheit der Bauwerke kommen wir nun zum Höhepunkt des Abends – zur Folklore-/ Modenschau in der Medresse Nadi Devon Begi.In diesem schönen Innenhof ist schon unser Tisch mit den köstlichen Vorspeisen gedeckt, und schon bald erklingt usbekische Musik. Der Tanz beginnt!Der Plow hier war wirklich phantastisch – wie auch die tanzenden Mädels. Na und aus der Modenschau heraus kauft Natascha ihr drittes usbekisches Kleid!

Ein stimmiger Ausklang dieses ereignisreichen Tages! Gute Nacht.

An unserem letzten Tag in Buxoro, am 25. September, besuchen wir zuerst den netten Puppenmacher in der Nachbarschaft. Er sitzt da wie im Puppenmuseum und handwerkt fleißig. Gern zeigt er uns, wie die farbenfrohen Puppen entstehen und nach Anschalten von Musik lässt er sie sogar tanzen.Nun fahren wir durch die Altstadt durch abenteuerliche Gassen zur Moschee Chor Minor. Meine Sorge, dass das Auto doch Schaden nehmen könnte entkräftet Shachrisot lachend: „Das Auto ist in Usbekistan gebaut!“ Tatsächlich gibt es eine usbekische Autoproduktion in Lizenz der koreanischen General-Motors-Tochter!Unser Vorteil: Busse kommen nicht bis zur Moschee, alle anderen Besucher müssen laufen! Die Chor Minor Moschee ist ein ungewöhnliches Monument.

Chor Minor bedeutet vier Minarette. Inmitten eines traditionellen Wohngebietes ragen die vier himmelblauen Minarette empor und vermitteln eher den Eindruck des indischen Taj Mahals als den einer Moschee. Ursprünglich als Teil einer ganzen Medressen-Anlage gebaut, ist heute lediglich dieses Herzstuck erhalten. Die Moschee wurde im Jahre 1807 von einem reichen Turkmenen erbaut und ist durch seinen ungewöhnlichen Stil zu einem Wahrzeichen Bucharas geworden. Neben der Moschee warten auch wieder Händler auf ihre Kunden. Neuestes Angebot: sowjetische Militärjacken mit jeder Menge Orden!Nun ist es Zeit, zum Sommerpalast des Emirs aufzubrechen.

Der Landpalast des letzten Emirs von Buchara Said Alimchan befindet sich im Dorf Mohi Khosa, ca. 4 km nördlich der Stadt Er wurde 1911-1920 in einer 7 ha großen Parkanlage errichtet. Der Name Sitorai Mohi Hosa kommt aus dem Persischen und bedeutet “der Ort, wo sich Mond und Sterne begegnen”.Hier erleben wir erstmals, dass die Händler von schön bestickten Tischdecken auch etwas aufdringlich sein können.Der neben dem alten errichtete neue Palast besteht aus mehreren Baukomplexen wie z.B. einem Triumphbogen mit klobigem Mosaikschmuck, einer den Hof umgebenden Galerie, einem europäischen Baukomplex mit Orangerie vor einem großen Bassin (1917-1918) um. Das Hauptgebäude hat mehrere Empfangszimmer und Zimmer für Khan, darunter auch den berühmten Weißsaal, der im Laufe von 2 Jahren (1912-1914) durch 25-30 Petersburger Handwerker erbaut worden ist. Auch heute erstrahlt die Schönheit des Weißsaals mit seinen aufwendig verzierten Wänden und Decken.

Im Garten befinden sich sogar speziell angefertigte Räume für den Harem des Khan. Da haben wir auch eine schöne Seidenmalerei erworben – ebenfalls zu Komplettierung einer schon vorhandenen zu Hause.Jaja, der Emir von Buxoro wusste auch, wie man gut lebt! Unser heutiger Begleiter Shachrisot wohnte ganz in der Nähe und da war auch ein kurzer Besuch mit Teetrinken, Obst und Süßigkeiten angesagt. Er bewohnt einen traditionellen usbekischen Hofkomplex, wo das Gebäude an der Vorderfront von allen Mitgliedern der Familie genutzt wird, die Seitengebäude jeweils von seiner Familie und von der Schwesterfamilie, während im hinteren Haus die Eltern wohnen. Auch hier erfahren wir wieder die traditionell herzliche usbekische Gastfreundschaft!

Nach dieser Auffrischung der Kräfte geht es ans andere Ende der Stadt, nach Chor Bakr.Die Chor-Bakr-Nekropole(16-18 Jh.) ist ursprünglich Bestattungskomplex der Dzhuibar Seiiden. Sie liegt in Sumitan, 5 Kilometer westlich von Buchara entfernt. Dzhuibar Seiiden hatten wichtige staatliche Stellungen in Buxoro seit der Samanidenzeit bekleidet. Dieser Komplex entstand an der Gruft vom Gründer der Dynastie-Abubakr Saad, die den ältesten Teil der Nekropole bildet.

Der wichtigste Architekturkomplex wurde in zweiter Hälfte des 16. Jahrhundertsvon errichtet, und war mit der Bestattung zwei Scheichs verbunden. Der Hauptteil vom Komplex Chor Bakr besteht aus Moschee, Chanaka und Medresse. Hauptfassaden von Moschee und Chanaka sind durch Portale betont, und Seitenfassaden sind mit zwei Etagen Loggien ausgestaltet. Die Säle von Moschee und Chanaka sind durch Kuppeln ausgeschmückt. Im 20. Jahrhundert wurde vor dem Hauptkomplex ein kleines Minarett errichtet, das dem Kolon-Minarett ähnelt. Das Minarett zeugte von einer großen Bedeutsamkeit des Komplexes.Ein Fußweg führt zu dem Komplex der Familienfriedhöfe – Hasira. Die Ziegelwände der Höfe haben Portale (Darwasa) und Aiwanen (Bestandteile einer Gedenkmoschee).

Nach dieser ausgiebigen Wanderung durch das Gelände war es Zeit, ein kleines Mittagessen zu nehmen und das fanden wir gleich nebenan in einem Gartenrestaurant.

Nach unserer Erholung im Hotel machten wir am späten Nachmittag noch einen Ausflug zur Naqshbandi-Pilgerstätte. Der Memorialkomplex ist eine der bedeutendsten Pilgerstätten des Islam. Der große Theologe und Gründer eines bedeutenden Sufi-Ordens Bahauddin Naqshgbandi (1318-1389) wurde im östlich von Buxoro gelegenen Geburtsort Kasri Orifon auch begraben. Sufismus ist eine Sammelbezeichnung für Strömungen im islamischen Kulturkreis, die asketische Tendenzen und eine spirituelle Orientierung aufweisen, die oft mit dem Wort Mystik bezeichnet wird. Der Theologe war auch geistiger Lehrer des Herrschers Timur.Das Hauptgebäude nennt sich hier Khanqah und ist ein Sufi-Konvent, das Zentrum einer Sufi-Bruderschaft. Es wird von den Mitgliedern aufgesucht zum gemeinsamen Dhikr (Gedenken) oder für religiöse Studien. Das Mausoleum des Heiligen Naqshgbandi gilt als Mekka von Zentralasien mit vielen Pilgern aus aller Welt.

Dieses Gelände ist recht weitläufig und man könnte es für einen Park halten, wären da nicht die vielen Pilger, die auch in einer Chanaka übernachten können. Wir haben ihre inbrünstige Andacht erlebt.Ein gefühlvoller Abschluss unseres Sightseeingprogramms mit Shachrisot.

Unsere Freunde Valentina und Fazlitdin erwarteten uns inzwischen in der ältesten als Restaurant betriebenen Karawanserei Buxoros. Fazlitdin Ataev konnte nach dem Besuch des Präsidenten  endlich ein wenig Freizeit nehmen, und die teilte er mit uns.Es war wieder ein sehr netter Abend nicht nur wegen der vielen Köstlichkeiten.

Wir hatten uns nun seit 8 Jahren nicht gesehen, und da gab es Unmengen zu erzählen. Fazlitdin erzählte auch von seinen Bemühungen ausreichend Arbeitsplätze und für junge Leute Wohnraumperspektiven zu schaffen. Wären doch alle Politiker so ehrlich, strategisch ausgerichtet und fleißig wie unser erfolgreicher Freund! Hoffen wir auf ein Wiedersehen in Deutschland, damit wir etwas von der großen Herzlichkeit und Freundschaft während unserer Tage in Buxoro wieder geben können. Selbst Natascha als Kennerin des Landes hatte nicht mit dieser überwältigenden Betreuung rundum gerechnet.

Bei der Fahrt zum Hotel nahmen wir Abschied von der phantastischen Skyline dieser wunderbaren Stadt!Ein kurzer Rückblick auf die erlebte Gastfreundschaft soll unsere Erlebnisse in Buxoro mit unseren Begleitern zusammenfassen:

  • Land und Leute

Wir haben die Menschen Usbekistans als sehr herzlich und gastfreundlich kennen gelernt. Unser Vorteil war, wir konnten uns mit ihnen unterhalten, denn die russische Sprache ist weit verbreitet und wird gepflegt.

Eine nette Begegnung fand mit einer Gruppe von Omas am Registan in Samarkand statt, wo sie gern ein Foto mit uns haben wollten. Sie trugen alle die traditionelle bunte Baumwollkleidung, und wenn sie lächelten konnten wir ihre goldenen Zähne bewundern. Usbekische Kleidung ist sehr schön, farbenfroh und angenehm zu tragen. Die Kleidung ist Teil der reichen Usbekischen Kultur und dessen Livestyle. In den Städten tragen die Menschen die traditionelle Kleidung nur noch zu festlichen Anlässen. In ländlichen Gebieten gehört sie jedoch immer noch zum Alltag, auch das Kopftuch nur bei den älteren Damen. Gesichtsverschleierung gibt es gar nicht. So machen eben die älteren Frauen vom Lande mal Ausflüge in die großen Städte, trinken auch mal Wodka und vergnügen sich.

Die älteren Herren treffen sich am liebsten zu Teetrinken und Brettspielen in den vielen Teestuben. Sie tragen heute Hemd und Hose sowie zumeist den traditionellen Hut der usbekischen Männer Tubeteika. Die Basis für das traditionelle Outfit ist ein Mantel, Chapan genannt und eine gesteppte Robe die mit einem Schal zugeschnürt wird. Das haben wir aber nur noch an ehrwürdigen älteren Herren in Heiligtümern beobachtet.

Und was gibt es über die Kinder zu berichten? Zunächst einmal lernen sie in modernen Schulen, die den Schulen in Deutschland weit voraus sind. Wir sind nur solchen Schulen begegnet. Deutschland kann da unbedingt lernen – kein Wunder bei dem Investitionsstau bei uns.Die Kinder tragen einheitliche Schulkleidung, und die fanden wir ganz nett!

Lehrer sind in Usbekistan hoch geachtet, und es soll eine gute Disziplin im Unterricht herrschen. Das kommt wohl auch aus der Familientradition und Erziehung von Kindesbeinen an, wo die Achtung vor den Älteren beigebracht wird. So vielen Kindern wir auch begegnet sind – wir sahen nie Kinder bocken oder schreien. Helikoptereltern begegneten wir aber auch nicht. Aber auch diese Kinder spielen gern wild und laut!

Usbeken leben traditionell in Mehrgenerationen-Großfamilien. Die quadratische Hofarchitektur mit den vier Gebäuden herum bietet dafür beste Voraussetzung. Diese Struktur gibt jedem Familienmitglied Halt und bei Bedarf Schutz bzw. Unterstützung. Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen.

Die verheirateten Söhne leben mit Frau und Kindern bei ihren Eltern.

Viele Ehen werden zwischen den Familien arrangiert. Das haben uns auch unsere Begleiter für sich selbst bestätigt und unterstrichen, dass deren Ehen sehr gut gehen. Wir haben zig Hochzeiten in Buxoro und Taschkent beobachtet – stets mit Bräuten in weiten weißen Hochzeitskleidern. Toll sehen die aus!In Buxoro waren wir Zeuge einer besonderen Tradition: Der Bräutigam macht sich am Polterabend unter Trommel- und Trompetenlärm auf den Weg zum Haus der Braut, wobei er sich kräftig gegen seine ihn umringenden Freunde durchsetzen muss. Sie wollen ihn nicht an die Braut verlieren, versuchen ihn zurückzuhalten.. Erst wenn er umringt von ihnen es dreimal geschafft hat, das Feuer vorm Haus der Braut zu umrunden, müssen sie ihn freigeben. Als die Leute mich mit meinem Gehstock sahen, wurde mir sofort ein Sitzplatz freigemacht, und ich unterhielt mich nett mit dem Brautvater. Ja, wir wurden sogar aufgefordert am Schmaus und der Feier teilzunehmen. Aber unsere Freunde hatten ja am Labi Hauz reserviert!In dieser gelebten Tradition ist die Familie für den Einzelnen keine lästige Pflicht – jeder bemüht sich der Familie nah zu sein und seinen Beitrag zu leisten.

Diese Familienverbände sind sicher der Grund, dass wir keiner offensichtlichen Armut oder Bettelei begegnet sind. Ausnahmen waren nur eine alte, offensichtlich allein lebende Oma am Taschkenter Markt und gelegentlich bettelnde Zigeunerfrauen mit viel Gold im Mund.

Ein zweiter Grund für vermiedene Armut ist sicher die Landespolitik. Man hat hier die Marktöffnung nur sehr zögerlich betrieben und sich nicht dem Diktat des IWF gebeugt, wie wir es zum Beispiel in Bulgarien erlebt haben. Lebensmittelpreise sind staatlich gelenkt und Lebensmittel werden vorzugsweise im Lande produziert. Ausländische Produkte sind hohen Einfuhrzöllen ausgesetzt und daher in den Läden kaum vertreten. Europäische Schokoladenprodukte oder auch Kosmetika sind somit zwar da aber sehr teuer. Ein Wilkinson-Rasierschaum kostet beispielsweise 24 000 UZS, 3 US$ zum Basarkurs und 6 US$ zum Bankkurs (bei uns etwa ein 1,20 €).

So wird die heimische Produktion nicht kaputt gemacht wie in Bulgarien, die modernen Supermärkte sind bestens bestückt und auf den Basaren biegen sich die Verkaufstische unter der Last mit Allem was das Herz begehrt!Hier wurde den profitgierigen Hyänen aus Europa und USA der Zugang erfolgreich versperrt, und dem Volk geht es vergleichsweise gut! Vergleichsweise daher, weil das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf nur ein Zehntel des deutschen ausmacht.

Egal mit wem wir sprachen – alle trauerten um den Träger dieser Politik, den gerade erst verstorbenen Präsidenten Karimov, einem Politiker der Gorbatschow-Ära. Wir sind überzeugt, dass die hohe Zustimmungsrate für seine Politik echt ist und nicht gefälscht, wie in unseren Medien ab und zu gern kolportiert wird. Da ist ja stets von Demokratiedefiziten die Rede, wenn sich ein Staatenlenker nicht dem Diktat der USA unterwirft.

Nach unserem Besuch in Shohizinda von Samarkand kamen wir ja zufällig von oben an die Kazrat-Khizr-Moschee, wo Karimov kürzlich beerdigt wurde.Viele einfache Menschen standen dort von unten kommend an, um am Grab eine Andacht abzuhalten. Die Polizisten teilten die Menge in Gruppen so ein, dass die Sitzplätze um das Grab (je 20 für Frauen und Männer getrennt gegenüberliegend) besetzt wurden. Uns winkte ein Polizist auch durch, und wir nahmen etwas abseits stehend an der bewegenden Zeremonie teil. Nach 5 Minuten Trauer mit den Gebeten des Imam war die nächste Gruppe dran. Alle hatten Tränen in den Augen, ganz echt, nicht gestellt. Ein permanenter Zug von Menschen zog den Berg hinauf, und unten die Blumenverkäufer machten sicher ein gutes Geschäft.

Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass die Menschen sehr bescheiden sind. Die Taxifahrer forderten nie übertriebene Summen nur zwischen vier und fünf kSum (weniger als ein Dollar). Manchmal sagten sie: „Gib was Du denkst“, und dann waren sie mit einem Fünfer zufrieden. Unser Hotelfahrer Atabir bekam von uns gern die doppelte Summe. Als wir ihm bei der letzten Fahrt zum Bahnhof fünf Dollar zusteckten, da wurde er ganz rot und lehnte erst mal ab „Das ist zu viel!“ Aber das haben wir auch geklärt. Er wohnt mit Frau und Kindern gleich neben dem Hotel und wird vom Hotel ein wenig für die Fahrten bezahlt. Normalerweise arbeitet er als Busfahrer in St. Petersburg, nur ab und zu möchte er ja auch bei der Familie sein.

Das beliebte Fladenbrot wird in kleinen Bäckereien gebacken und entweder gleich am Ort oder auf den Basaren angeboten. Wenn es frisch ist, schmeckt es phantastisch.Die Kunsthandwerker halten sich den ganzen Tag an ihren Verkaufsständen auf und handwerken fleißig. Dem Besucher erklären sie gern ihre Kunst. Auch wenn nichts gekauft wird, sind sie nicht verärgert.Usbekistan ist auch reich an Bodenschätzen mit Vorkommen an Erdöl und Erdgas, Uran, Kupfer und Gold. Die 70 Tonnen Gold, die jährlich in den Adern der Wüstengebiete gewonnen werden sind sehr wichtig für die Wirtschaft. Seltene Erden werden inzwischen sogar in Nataschas Geburtsort Koitas abgebaut.

Die Landwirtschaft spielt eine besondere Rolle im Land. Sie wurde stetig gesteigert aufgrund ausgeklügelter Bewässerungssysteme und Entsalzung von Wüstengebieten, die auch fruchtbare Böden haben. Schon Lenin hatte 1921 mit dem Dekret über die Bewässerung die Gewinnung fruchtbaren Landes in Usbekistan eingeleitet. Dominierend ist aber nach wie vor die Baumwolle, die etwa ein Drittel des Exportvolumens ausmacht. Die kleine Natascha musste ja in ihrer Schulzeit immer mit zur Baumwollernte. Da wollte ich doch auch mal probieren, wie das so ist! Die Kapsel ist ganz schön stachlig, und so kann man verstehen, dass die Hände der Kinder oft verletzt waren! Und dafür gab es dann nach zwei Wochen Einsatz ganze fünf Rubel!Aus der Baumwolle wird ja nicht allein die Wolle gewonnen, nein die Pflanze ist Basis für über 200 weitere Produkte wie Baumwollsamenöl, Hefe, Zitronensäure, Papier…

Eine wichtige Rolle spielt auch die Seidenraupensucht. So kann man auch schöne Seidenkleider in Usbekistan erwerben.

Wir lernten Usbekistan als ein Land kennen, wo gute Traditionen gepflegt werden, die Menschen aber auch für die Moderne aufgeschlossen sind.

 

 


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