Siem Reap und die Tempel von Angkor
AllgemeinSchon als Student hatte ich viel vom Land der Khmer gehört – hatten wir doch auch Studenten aus diesem Land im Moskauer Studentenwohnheim. Was mag wohl aus meinem Freund Hai Kem Seang geworden sein, nach all den Umstürzen und dem blutigen Regime der Khmer Rouge?
1863 kam Kambodscha unter französische Vorherrschaft und wurde später Teil Französisch-Indochinas. Nach der Unabhängigkeit im Jahr 1953 blieb Kambodscha zunächst dank der klugen Politik des Premiers Prinz Sihanouk von den militärischen Konflikten in Indochina verschont, wurde aber nach dem von den USA gesteuerten Militärputsch des Generals Lon Nol 1970 in den Zweiten Indochinakrieg auf Seiten der amerikanischen Aggressoren hineingezogen. Nach Jahren des Bürgerkriegs errichteten 1975 die Roten Khmer eine Schreckensherrschaft, die nach unterschiedlichen Schätzungen bis weit über 2 Millionen Menschenleben forderte, bis die Roten Khmer 1979 von vietnamesischen Truppen entmachtet wurden. Kambodscha blieb zehn Jahre von Vietnam besetzt, die entmachteten Roten Khmer leisteten mit Guerillataktik Widerstand und verminten das ganze Land. Nach 1989 folgten unter der Mitwirkung der UNO ein Friedensabkommen und der Neuaufbau staatlicher Strukturen, die 1993 mit einer neuen Verfassung und der Wiederherstellung der Monarchie endeten. Kambodscha, zu diesem Zeitpunkt nach zwei Jahrzehnten Krieg, Schreckensherrschaft und Besatzung eines der ärmsten Länder der Welt, konnte seitdem erhebliche Fortschritte im Kampf gegen Armut und Unterentwicklung erzielen und ist heute eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt.
Der Unterlauf des Mekong war bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. von Khmer, Chamund und Funanesen besiedelt. Im 1. Jahrhundert n. Chr. entstanden in Indochina die Reiche Funan und Chenla. Im 6. Jahrhundert übernahm Chenla das hinduistisch geprägte Funan, und es entstand ein Großreich, das 250 Jahre lang die wichtigste Macht in der Region war und nach Unruhen wieder in zwei Teile zerfiel. Im 9. Jahrhundert entstand ein neues Khmer-Reich, dessen Hauptstadt seit 889 Angkor war und das seinen Machthöhepunkt im 12. Jahrhundert erreichte: Es beherrschte Südostasien von Malakka bis zum Isthmus sowie Laos und Teile Vietnams. In diese Zeit fällt auch die kulturelle Blüte. Der damals errichtete Tempelkomplex von Angkor steht noch heute, ist die ausgedehnteste Tempelanlage der Welt und gehört zum Weltkulturerbe. Um 1200 hatte Angkor etwa eine Million Einwohner und war die damals größte Stadt der Welt.
Schon seit Jahren wuchs der Wunsch, dieses phantastisch-erhabene Weltkulturerbe unmittelbar von Angesicht zu Angesicht zu erleben.
Dieses Jahr wollten wir den Ausflug zu den berühmten Tempelanlagen von Angkor von Singapur aus schaffen. Gedacht getan: zu den Vorbereitungen gehörten die Reservierung der Flüge mit Singapore Airlines, die Hotelbestellung und die Visabeschaffung. Die Visa konnte man online für 36 US$ bestellen, und wir bekamen sie schon nach 8 Stunden als pdf.
In Vorbereitung unserer Reise hatte ich bereits die fünf wichtigsten Stationen für unsere Besichtigungstour innerhalb des riesigen Angkor-Tempelkomplexes mit der Ausdehnung von 200 km2 im Detail ausgesucht.
Mit solcher Vorbereitung steigt natürlich die Spannung auf den Besuch!
Unser Flug mit Singapore Airlines nach Siem Reap in der vorreservierten ersten Reihe war wieder sehr angenehmem und der Singapurer Flughafen Changi begeistert sowieso stets aus Neue.
Der Flughafen von Siem Reap ist inzwischen ausgebaut und sehr hübsch im Landesstil modernisiert worden. Ungefähr 15 Flieger aus aller Herren Länder standen aufgereiht vor den Abfertigungsgebäuden, und wir konnten direkt busfrei zur Einreise wandern.
Siem Reap bedeutet sinngemäß Ort der Niederlage der Siamesen und bezieht sich auf einen Sieg der Khmer über das Heer des Thai-Königreiches Ayutthaya im 17. Jahrhundert. Bekannt ist sie vor allem als die der weltgrößten Tempelanlage Angkor Wat nächstgelegene Stadt, in der die meisten Besucher während ihres Aufenthaltes nächtigen.
Im bestbewerteten *****Hotel Koulen gab es über booking.com die Suite zum Schnäppchenpreis von 300 US$ für 4 Nächte mit Halbpension. Es befindet sich unmittelbar am Königspalast, am Royalpark, am Nationalmuseum, an mehreren buddhistischen Schreinen und Pagoden sowie am Touristeninformationsbüro. Der alte Markt und das Touristen-Ballermannzentrum „Pub Street“ liegen etwa 1 km südlich. Man kann an alle Ecken der Stadt mit den vor dem Hotel jederzeit bereiten Tuk-Tuks fahren für 2 US$. Bei 35 oC Hitze sicher eine gute Idee.
Im Web sah das ausgewählte Hotel ganz toll aus, und genauso war es auch.
Kaum angekommen wartete schon die nette Frau Cew am Flughafen auf uns, und nach 15 Minuten waren wir im Hotel angekommen. Ein Early-Check-In (11:00 Uhr) war überhaupt kein Problem und sogar kostenfrei. Gleich zur Begrüßung gab es ein kaltes duftendes Handtuch und ein kühles Getränk. Das Handtuch gab es übrigens immer wieder, wenn wir verschwitzt aus der Stadt zurück ins Hotel kamen. Einfach nett.
Wir bekamen gleich eine Liste über Ausflugsmöglichkeiten und die Preise, die das Hotel anbot, lagen deutlich unter denen im Internet! Unsere Ziele: Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der weitläufigen Tempelanlagen, das Nationalmuseum, die klassische kambodschanische Tanzkunst, die Pagoden und Märkte der Innenstadt sowie die schwimmenden Dörfer am Tonle-Sap-See.
Frau Cew informierte, dass die Tanzkunst im Koulen-Hotel selbst dargeboten wird, und das haben wir gleich für den Abend reserviert!
Bei der Inbesitznahme unserer riesengroßen Suite stellten wir aber fest, dass wir Natalies Medizin vergessen hatten. Also auf in die Apotheke am alten Markt –wie? Natürlich per Tuk-tuk! Der Einheitspreis für alle Stadtfahrten beträgt 2 US$. Die Fahrer sind stets freundlich und hilfsbereit.
In den Apotheken kann man alles Gewünschte bekommen und zu deutlich geringeren Preisen. Die Überraschung 1: Alles wird in US$ ausgewiesen und bezahlt. Nur das Wechselgeld < 1 $ wird zum Kurs 1:4000 in Riel ausgegeben. Es gibt gar keine Münzen. Bei einem Preis von 5,50 $ kann man also 10 $ geben und bekommt 4 $ und 2000 Riel zurück.
Überraschung 2: Man kann sämtliche Währungen der Welt eintauschen – aber nur in US$! Euro inRiel geht nicht direkt und wie auch in Usbekistan oder Vietnam: Der Euro hat wenig Ansehen. Zum Glück hatten wir wieder ausreichend US$ eingepackt. Nur wird nicht jede Dollarnote akzeptiert: Beispielsweise unsere ältere 50-$-Note ohne den roten Aufdruck wird wie schon in Vietnam nirgendwo angenommen, obwohl diese laut Aussage unserer Bank voll gültig ist. Auch wenn die Banknote nur einen kleinen Riss am Rand hat – keine Chance. Na wir haben ja Larissa, die solche Noten in den USA losbekommt.
Ein erstes Schnuppern am alten Markt erbrachte eine Bluse, ein Mittagessen mit Papaya- und Mangosalat im Restaurant gegenüber sowie einen Blick in die Pub-Street. Hier kostet das Glas Fassbier zur Happy Hour – also bis 19 Uhr gerade mal 50 Cent!
Am Abend ist hier natürlich der Ballermann los, aber nicht für uns. Es werden übrigens sehr günstig Massagen angeboten – 12 $ für 90 Minuten zum Beispiel.
Wir dinieren lieber ausgesprochen fein im Hotel – Überraschung 3: es gibt ein exzellentes 4-Gänge-Menü, was ich nicht erwartet hatte (für offiziell 15 US$).Der Aufpreis für das Dinner lag bei Booking.com für vier Abende bei 20 € – also 2,50 € je Abendessen. „Wird wohl nur ein mieses Buffet sein“, hatte ich gedacht, aber auf alle Fälle nehmen, wenn man abends noch einen Imbiss möchte!
An drei Abenden waren wir einzige Gäste und wurden umsorgt wie der liebe Gott in Frankreich – sogar vom Chefkoch persönlich! An einem Abend aber saßen neben uns zwei australische Frauen mit 5 Kindern. Die Männer hatten sich in der Pub-Street die Mägen verdorben. Hygiene ist in den billigen Kneipen eben ein großes Problem.
In der großen Halle des Koulen-Hotels, wohin auch Touristen mit Bussen angekarrt werden, beschließen wir den ersten Abend nach dem Dinner mit den kambodschanischen Tänzen! DieTänzerinnen tragen dabei traditionelle Gewänder, die jenen der Apsaras (göttliche Frauen aus der buddhistischen Mythologie) gleichen, die an den Tempelwänden in Angkor zu sehen sind.
Neben schönen Frauen und jungen Männern treten natürlich auch böse Geister auf! Eine tolle Eröffnung unserer Kulturreise nach Kambodscha!
Das Frühstücksangebot ist natürlich auch ganz große Klasse, und wir sehen zwei Einkaufszentren unmittelbar am Hotel. Das neue Einkaufszentrum – sichtbar vom Pool gleich hinter der Poolbar ist wenig frequentiert, und sein Supermarkt nennt sich „Nobel Premium“. Seine Preise sind etwa doppelt so hoch wie in der Lucky Mall hinter dem Hotel.
In der Lucky Mall können wir auch viele Souvenirs und Geschenke erwerben. Guten Wein kann man hier ab 6 US$, kambodschanisches Büchsenbier für 60 Cent bekommen.
Wir haben am Vormittag noch etwas Zeit bis zur Mittagsfahrt zum Tempelpark und schauen weiter die unmittelbare Umgebung an. Da ist einmal der Königspalast – wenn der King eben mal zu den alten Tempeln will. Sonst leer! Der freundliche Wächter vor dem Tor macht unser Foto.
Gegenüber dem Palast steht der stark frequentierte Preah-Ang-Chom-Tempel. Interessant wie hier Buddha verehrt wird. Die Schuhe muss man vor dem Heiligtum ausziehen, ein alter Mann bewacht sie aber und bekommt in der Regel von den Touristen ein kleines Trinkgeld.
Nördlich in Front zum Palast und östlich vom Tempel erstreckt sich weitläufig der Royal-Park. An der Rückseite des Tempels aber befindet sich ein kleiner lokaler Markt. Hier haben uns die Lotusblüten besonders begeistert.
Von hier ist das “Angkor-Einkaufszentrum” zu sehen. Nach dem netten Eingang mit den goldenen Elefanten müssen wir aber erst mal verwirrend lange Gänge – immer an der Wand lang – durchwandern, ehe wir in eine riesige Halle mit Juwelen gelangen. Natürlich nichts für Normalsterbliche.
Bald kann es losgehen zu den berühmten Tempelanlagen. Unser Fahrer Raju führt uns zuerst zur weitabgelegenen Ticketverkaufshalle. Das Ticket mit Foto wird im weitläufigen Tempelgelände überall angefordert.
Und dann stehen wir am See mit dem eigentlichen Angkor Wat im Hintergrund. Dieser wurde um 1140 zunächst als Hindu-Tempelanlage mit ca. 2 x 2 km Fläche ausgebaut und mit einem quadratisch angelegten See umgeben. Da sind aber recht weite Wege über die Seebrücke bis zum inneren Tempel – und das bei 39o C! Doch schon kommen die Tuk-Tuk-Fahrer und bieten für 20 US$ das Heranfahren ins Innere an. Nach kurzem Handel einigen wir uns mit dem sympathischsten der Fahrer Wani auf 8 US$. Für seine aufmerksame Hilfsbereitschaft bekam er dann aber mehr.
Los geht’s am See entlang über Schleichwege, vorbei an Affen und alten Tempelruinen bis wir seitlich umittelbar am inneren Zentraltempel aussteigen können.
Über hunderte Meter rings um die Türme erstrecken sich die galerieartigen Gänge mit den in die Wand gemeißelten abertausenden Reliefs. Wahnsinn, diese Leistung!
Auf den ersten Blick mag es scheinen, dass hier nur Kriegshandlungen dargestellt sind, aber es gibt auch Wände mit Szenen aus der bäuerlichen Arbeit oder vom Marktgeschehen.
Wani hilft uns, die schwierigen Treppen und alle Barrieren zu überwinden bis zum Innenhof des Tempels! Hier sehen wir auch die Skulpturen der schönen Apsaras, die uns schon am ersten Abend live mit Tänzen erfreuten.
Über das weite Feld sehen wir die Besucher im Schweiße ihres Angesichts vom offiziellen Eingang her wandern. An unserem Seiteneingang befindet sich sogar ein kleines Dorf mit Pagode und einen Friedhof. Die Geisterhäuser sind hier besonders imposant. Die Geister / Götter sollen eben besser leben als die Menschen.
Weiter geht es zum Bayon-Tempel. Der Bayon-Tempel ist neben dem Angkor Wat die bekannteste und eindrucksvollste Anlage berühmt vor allem wegen seiner Türme mit meterhohen, aus Stein gemeißelten Gesichtern. Er liegt mitten im riesengroßen Angkor-Thom-Komplex. Jede dieser Großanlagen mit mehreren Tempeln und Palästen ist mit einer Mauer umgeben, oft auch mit speziell angelegten Kanälen. Beim Angkor Thom sind es 4 x 4 km.
Entlang der Zufahrt über den umfassenden See bis zum imposanten Eingangstor von Angkor Thom, das wir durchfahren können, stehen sie die steinernen Wächter mit den bitterbösen Gesichtern. Wir können direkt am Bayon parken, aber die Wege hinein sind doch beschwerlich.
Hier sehen wir auch mal in den Reliefs und Skulpturen friedliche Elemente wie die Elefantenkarawane oder der Fischmarkt am Tonle-Sap-See oder die Tänzerinnen.
Im Komplex stehen noch weitere kleinere Tempelruinen und Ruinen der Wachtürme, aber besonders wichtig ist die Elefantenterrasse. Die etwa 300 Meter lange und 14 Meter breite Elefanten-Terrasse liegt an der Ostseite der Mauern, die den Phimeanakas-Palast einschließen. Sie wurde unter König Jayavarman VII. (reg. 1181-1219) erbaut und diente als Tribüne für Triumphzüge und Paraden zu Ehren des Königs. Aber auch Spiele für die Massen wie Pferderennen, Elefantenkämpfe oder Wasserbüffelreiten wurden hier veranstaltet.
Der Phimeanakas ist ein pyramidenförmiger Bau im Palastbereich von Angkor Thom Er wurde vermutlich im 11. Jahrhundert errichtet. Der Phimeanakas ist zwölf Meter hoch und hat eine Basis von 36 mal 28 Meter. Chinesische Reisende berichteten, er sei aus Gold. Wahrscheinlich waren die Kuppeln einst mit Blattgold beschichtet.
Nach wenigen Kilometern kommen wir zur vierten Station. Am Tra Prohm-Tempel umfasst die Mauer nur etwa 1×1 km aber hier dürfen wir nicht durchs Tor fahren und müssen ca. 500 m durch den Wald pilgern. Mit meiner Fußwunde ist das schwer, aber da steht ein Parkwächter mit Moped herum, und der fährt mich netterweise hin und zurück. Natalie folgt mit dem Rollator nach. Nun sind wir am beeindruckenden „Baumtempel.“
Errichtet wurde Ta Prohm bis hinein ins 13. Jahrhundert. Der ursprüngliche Name lautete „Rajavihara“ (Sanskrit), was auch die Verwendung bezeichnete: das königliche Kloster. Obwohl der König und auch seine Mutter, der er die Anlage widmete, Buddhisten waren, findet sich in Ta Prohm eine Vielzahl von Reliefs mit Darstellungen aus der hinduistischen Mythologie (Krishna, Vishnu). Nach der Fertigstellung wurden in den Heiligtümern 260 Götter und Göttinnen verehrt. Die Weihung des Tempels erfolgte 1186 zu Ehren des buddhistischen Konzepts der „Perfektion der Weisheit“. Wie viele der Tempelanlagen in Angkor ist Ta Prohm damit ein Beispiel für den Synkretismus der damaligen Khmer-Bevölkerung. Es unterstreicht ihre Synthese von Ideen oder Philosophien zu einem neuen System oder Weltbild. Hier bedeutet es den Übergang vom Hinduismus zum Buddhismus ohne Zerstörung der alten Werte!
Wie die riesigen Bäume die alten Gemäuer überwuchern ist sicher einmalig in der Welt. Man kann eigentlich nicht genug Bilder aufnehmen, so mystisch ist der Anblick!
Zurück am Eingang der Tempelanlage bestürmen uns die hiesigen Händler erstmals ziemlich aufdringlich. Wir können aber auch staunen, was die Mopeds so alles leisten! Zum Beispiel ganze „Supermärkte“ oder 5 junge Damen auf einem Moped. Naja, sie sind ja schlank.
Für uns geht es aber weiter zum Pre Rup. 961 wurde der dem Hindu-Gott Shiva gewidmete Staats-Tempel eingeweiht. Der Pre Rup wiederum diente als Modell für die späteren weit größeren „Tempelberge“.
Hier versammeln sich auf den Treppenstufen des mittleren Turms hunderte Besucher, um den spektakulären Sonnenuntergang zu erleben.
Und für uns geht diese spektakuläre Tour nun zu Ende. Sie ist genauso verlaufen, wie ich sie vorab auf Basis der Webrecherche gewünscht hatte. Ein unvergessliches, wunderbares Erlebnis, trotz der Hitze und meiner Gehbeeinträchtigung.
Unser Hotelrestaurant erwartet wieder freundlich seine einzigen Gäste. Da gab es bei der Weinbestellung eine nette Episode. Der bestellte australische Shiraz für 18 US$ war nicht verfügbar. Ganz verlegen bot uns der Oberkellner als Ersatz einen Shiraz aus Argentinien –Preis laut Karte 26 $ für gleichen Preis von 18 $ an. Allerdings war der Argentinier nicht trocken, so dass wir dann lieber einen Chilenen wählten. Wir lassen den Abend romantisch mit einem Glas Rotwein im Poolgarten ausklingen! Das geruhsame Ende eines phantastischen, aber anstrengenden Tages.
Tag 3 begann mit dem Besuch des kambodschanischen Nationalmuseums.
Das Angkor National Museum ist ein archäologisches Museum und bietet Sammlungen von Kunstgegenständen aus der Angkor-Welt. Es informiert über die kulturelle und religiöse Entwicklung der Khmer-Zivilisation zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert.
Nach einem Einführungsvideo erleben wir mit dem Saal der 1 000 Buddhas einen tollen Höhepunkt. Im wunderschön gestalteten Saal bewundern wir die sich wandelnden Darstellungen Buddhas vom 5. bis 17. Jahrhundert. Der Buddhismus fasste im Khmer-Reich seit dem 5. Jahrhundert Fuß, obwohl bis ins 12. Jahrhundert der Hinduismus überwiegende Religion war. Angkor Wat ist somit der größte Hindutempel der Welt. Heute sind 97% der Kambodschaner Buddhisten.
Von der Entwicklung vom Hinduismus zum Buddhismus berichten die nächsten Säle. Im Hinduismus gibt es ja zig verschiedene Götter, aber dominierend ist die Dreieinigkeit von Brahma, Vishnu und Shiva. Brahma ist der Gott der Weisheit und man glaubt, dass er den Menschen die vier Veden, also die grundlegenden religiösen Schriften des Hinduismus übergeben hat (der Vater??). In Abbildungen hat er vier Köpfe, vier Arme und in einem davon trägt er die Veden, in einem anderen ein Zepter, in einem dritten einen Wasserkrug, der immer noch in hinduistischen Riten gebraucht wird und im vierten Arm einen Bogen.
Die friedensliebende Gottheit der Dreieinigkeit Vishnu (der heilige Geist?) ist mit seinen standfesten Prinzipien von Ordnung, Rechtschaffenheit und Wahrheit der Bewahrer des Lebens. Wenn diese Werte bedroht sind, tritt Vishnu aus seiner geistigen Welt hervor,um Frieden und Ordnung wiederherzustellen. Vishnu sieht freundlich aus und wird üblicherweise mit vier Insignien dargestellt, die er in seinen vier Händen hält. Shiva ist einer der mächtigsten und faszinierendsten Gottheiten im Hinduismus. Er repräsentiert Tod und Zerfall und ist unter vielen Namen bekannt (vielleicht auch Teufel?). Er sieht eigentlich auch ganz normal aus, hat ebenfalls vier Arme. Einer der vielen weiteren Götter – Ganesha – wird als Elefant dargestellt. Er ist einer der populärsten, zugänglichsten Götter Indiens überhaupt, der fast an jedem Straßenschrein verehrt wird. Er ist der Sohn des Shiva – könnte also ein Vorläufer Jesus sein!. Irgendwie kommt mir das verwandt mit der heiligen Dreifaltigkeit vor: et nomine patris et filii et spiritus sancti!
Von Halle zu Halle wandeln wir durch Jahrzehnte der Khmer-Kultur.
Eine Wand stellt uns die wichtigsten der Khmer-Könige vor und zeigt ihren Einflussauf die Entwicklung des riesigen Tempelgebietes.
In der großzügig gestalteten Treppenhalle können wir noch moderne Kunst mit kambodschanischen Motiven bewundern. Wunderschön!
Schon wieder ein unvergessliches Erlebnis im Nationalmuseum.
Der Nachmittag war der Besorgung einiger Souvenirs und Geschenke sowie der Erholung am Pool gewidmet.
Der dritte Tag war vormittags der Besichigung der bedeutendsten Pagode Wat Preah Prom Rath und des alten Marktes gewidmet. Der Nachmittag war für einen Ausflug zu den schwimmenden Dörfern auf dem Tonle-Sap-See vorgesehen.
An der Stelle der heutigen Pagode stand schon im 14. Jh. ein buddhistisches Kloster. Von 1915 bis 1945 wurde auf dem Gelände die Pagode errichtet und schrittweise erweitert. Im Gelände befinden sich heute eine Lehranstalt sowie eine Bibliothek. Wie schön die Erweiterung gelungen ist, zeigen die folgenden Bilder.
Vor der Klosterschule gab es eine Überraschung: ein Elektroauto aus chinesischer Produktion. In Singapur sowieso, aber auch inKambodscha gibt es viele E-Mobile mit Reichweiten bis 300 km. Wo wir in unserem rückständigen Entwicklungsland nur reden und nichts mehr fertig bekommen, machen es die Chinesen eben!
Auf dem kurzen Weg zum alten Markt fallen die historischen Fußgängerbrücken auf. Hier baden sogar Kinder in dem trüben Wasser.
Dann tauchen wir in das Gewühl des Marktes ein, und auch hier gibt es noch Gelegenheit, ein paar Mitbringsel zu erwerben.
Anschließend belohnen wir uns in der Pub Street mit einem Bier für nur 50 Cent. Hat sogar geschmeckt!!!
Am Nachmittag startet unser letztes Abenteuer in Kambodscha wieder mit Raju: Den Ufern des Tonle-Sap-Sees entlang gibt es eine Reihe von Dörfern, die teils aus Pfahlbauten und teils aus Hausbooten bestehen und oft als schwimmende Dörfer bezeichnet werden. Der See kann nämlich in der Regenzeit bis zu 20 m ansteigen. Doch als wir an der Bootsanlegestelle für die Rundfahrt ankommen, sind wir erstmal geschockt.
Da werden hunderte Touristen (99% Chinesen) mit Bussen angekarrt. In einer schmutzigen Halle gibt es an einem unansehnlichen Desk die Bootstickets für 20 US$. An der Bootsanlegestelle tummeln sich unzählige große auch mehrstöckige und kleine Boote wartend auf ihre Ladung.
Das Wasser des Sees sieht richtig schmuddelig-braun aus, und die Touristen bewegen sich über eine schräge Rampe auf die Bootsanlegestelle zu. Kaum ist der letzte Passagier an Bord, geht es auch schon los.
Raju kommt mit uns, besorgt ein kleineres Boot und los geht es mit spritzendem Wasser zu beiden Seiten. Wenn dann ein Boot entgegen kommt, kriegt man auch mal was von dem trüben Wasser ab. Eine interessante Vielfalt an Booten schwimmt da chaotisch neben, hinter und vor uns herum.
Am Ufer stehen die Häuser auf Pfählen und auch eine Wasserbüffelherde grast ganz friedlich auf der Böschung.
Bald schon nähern wir uns den Hausbootdörfern, aber zuerst wollen die Bootsfahrer an einem Bootsrestaurant mit Aussichtsplattform anlegen. Aber das brauchen wir nicht. Da kommen doch zwei kleine Mädchen geschickt in kleinen Gummitöpfen nah an unser Boot gerudert und betteln „Dollar, Dollar“! Kriegen sie auch.
Und dann fahren wir an den schwimmenden Dörfern entlang. Hier leben vor Allem Fischer ohne Kanalisation, Stromversorgung, Frischwasser… – aber mit Kirche!
Zurück an der Anlegestelle für Rückkehrer fällt uns auf, dass diese Anlagestelle noch unordentlicher und kaputter ist als die Einstiegsstelle. Für die stolzen Einnahmen, die hier täglich geerntet werden, könnte man die Anlagen wirklich freundlicher gestalten. Es klappt eben noch nicht alles in Kambodscha.
Auf der Rückfahrt nach Siem Reap machten wir noch Halt bei einer Lotus-Farm und kauften einige Blüten sowie Samen für Singapur.
In den Überschwemmungsgebieten stehen die Hochspannungsmasten übrigens auch auf Pfählen – aus Beton. So steht die Stahlkonstruktion niemals im Wasser.
In den Außenbezirken von Siem Reap aber ist die Mittel- und Niederspannungsversorgung recht chaotisch gestaltet. Aber das kennen wir ja von Italien, Bulgarien oder der Türkei auch. Immerhin ist das Zentrum von Siem Reap gut verkabelt.
So geht der letzte von 4 Tagen Kambodscha zu Ende. Es waren eindrucksvolle Erlebnisse, und wir sind glücklich, diese gestaltet zu haben.
Auch der Rückflug verlief wieder reibungslos und bequem in der ersten Reihe. In Singapur wartet Christians Geburtstagsparty!