Hochzeitstagsreise nach Südböhmen

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Zum 44. Hochzeitstag hieß es vom 30.8. – 2.9.2016: Auf nach Südböhmen, wo die alten historischen Städte wunderbar erhalten wurden, viele Museen, Parkanlagen, Burgen und Schlösser zu bewundern sind, und wo Gebirge, Wälder, Seen und Flüsse eine wechselvolle Landschaft bilden!So habe ich bei der Hotelbuchung im Internet dreimal das Hotel gewechselt, da bei näherer Untersuchung der Gegebenheiten die Angaben des Hotels im Buchungsportal nicht ganz den Tatsachen entsprachen. Mit dem ****Hotel Dvorak landeten wir aber einen Volltreffer!

Aber die Anreise zum Hotel war erst einmal ein Abenteuer für sich! Die gesamte Innenstadt ist Fußgängerzone und hat nur eine befahrbare Zufahrt im Norden bzw. die Ausfahrt im Süden.

Rings um die Altstadt sind Parkplätze angelegt, und ein freundlicher Parkplatz-wächter freute sich, dass er mit mir russisch sprechen konnte und erklärte gut, wie man mit Auto zum Hotel kommen kann. Die Karte, die er mir gab, war dabei mit Erläuterungen in Englisch, Koreanisch, Japanisch und Chinesisch versehen, aber nicht in Deutsch. So kann man gleich erkennen, welche Nationen in der Altstadt dominieren! Alle kleinen Gassen sind dicht bevölkert von zumeist asiatisch aussehenden und sekündlich fotografierenden Touristen. Nur selten sieht man Besucher mit den längeren europäischen Nasen und den runden Augen. Durch diese Menge mussten wir also mit dem Auto und den Fahrrädern hinten drauf durch bis zum Hotel. Am Hotel konnten wir aber in Ruhe abladen, wonach ein Taxi unser Auto durch das Menschengewühl herausführte zum reservierten Parkplatz im Hof der Brauerei Eggenberg und mich dann auch noch ins Hotel zurück brachte.Im direkt an der Moldaubrücke zur Burganlage von Krumau gelegenen Hotel bekamen wir genau das einzige Deluxe- Zimmer mit der großen Terrasse und der phantastischen 270o– Aussicht auf Altstadt, Schloss, Moldau und Umgebung!Nach kurzer Verschnaufpause war nun ein Rundgang durch Cesky Krumlov angesagt! Die Stadt wird als Kulturdenkmal auf der Liste des UNESCO-Welterbes geführt. Der Namenszusatz Český wurde erstmals 1439 benutzt, als das Königreich Böhmen noch ein starker Staat innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war und sogar dreimal den Kaiser stellte.

Český Krumlov liegt an beiden Ufern der Moldau, die hier eine Flussschleife bildet, von der sich die Ortsbezeichnung „krumme Au“ ableitet. Die Innenstadt mit dem Markt, der Hauptkirche und jeder Menge kleiner Museen, Geschäfte, Hotels und Kneipen befindet sich rechtsseitig des Flusses in der Flussschleife; nördlich davon liegen linksseitig der Moldau auf dem Sporn zwischen der Moldau und ihrem Zufluss Polečnice das Schloss, die alten Klöster der Minoriten und Klarissen, die Bierbrauerei Eggenberg sowie ebenfalls jede Menge kleine Geschäfte, Hotels und Gaststätten.In der Altstadt könnte man tausende Bilder knipsen, denn jedes Haus ist etwas Besonderes und jeder Laden, jede Kneipe hat ganz unterschiedliche Angebote.Auf dem Fluss verkehren vor Allem Kanus und Schlauchboote, die man für die Strecke durch die Stadt mieten kann, und die dann am Ende der Route wieder abgegeben werden. Aber es gibt auch größere floßartige Schiffe sogar mit Bewirtung.

Naja, das tschechische Bier schmeckt ja sowieso überall, aber wir wollten es direkt von der Brauerei. Da war das Bier schon okay, aber vom Essen waren wir enttäuscht. Die Svickova – den Rinderbraten in Sahnesoße – hatten wir an anderen Orten schon viel besser bekommen. In die Brauereikneipe gehen wir bestimmt nicht mehr hin!Aber der Abend auf unserer Terrasse mit einem Glas Rotwein hat uns dann einen wunderschönen Tagesabschluss geboten!Am nächsten Morgen hatten wir eigentlich die Radtour nach Hluboka über Budweis geplant. Nur die im Internet so toll gepriesenen Radwege konnten wir einfach nicht finden, und auch in der Stadtinformation war keine Radwanderkarte verfügbar.

So haben wir nach 10 km die Radtour in eine Autotour gewandelt und mit den Besuchen des Schlosses Frauenberg, dem Mittagessen beim Schwejk von Hluboka und dem Kaffeetrinken am Marktplatz von Budweis einen wunderschönen Tag erlebt.Das Schloss Frauenberg wurde in der Mitte des 13. Jahrhunderts von den böhmischen Königen ursprünglich als eine Wachburg gegründet und als Königsbesitz oft verpfändet. Im Laufe der Zeit befand er sich im Besitz einiger Adelsgeschlechter. Johann Adolf I. Schwarzenberg kaufte seinem Neffen Hluboká im Jahr 1661. Die Schwarzenberger lebten in Hluboká bis Ende 1939, als der letzte Eigentümer emigrieren musste.

Beim Schlossrundgang erfuhren wir auch von der besonderen militärischen Rolle der Schwarzenberger, die zu den wenigen erfolgreichen Militärführern der Habsburger gehörten – als Sieger in einer wichtigen Türkenschlacht 1598 und als Oberkommandierender der Alliierten in der Völkerschlacht 1813 von Leipzig.Schloss Frauenberg gehört zweifellos zu den schönsten in der Tschechischen Republik. Sein heutiges, romantisches Aussehen im Stil der englischen Windsor-Gotik erhielt es im Lauf des 19. Jahrhunderts. Früher stand hier eine gotische Burg aus dem 13. Jahrhundert, die während der Renaissance zum Schloss umgebaut und später auch vom Barock beeinflusst wurde. Das Schloss steht inmitten eines ausgedehnten englischen Parks. Wände und Decken sind mit edlen Hölzern und reichen Schnitzereien verkleidet. Der größte Saal ist die Bibliothek mit einer Kassettendecke, die von der Stammburg in Schwarzenberg nach Hluboká gebracht wurde.Auch im Schloss und Umgebung könnte man leicht 1000 schöne Motive fotografieren, aber einen kleinen Überblick gibt diese schöne Karte. Die attraktive Paulina von Schwarzenberg (oben, Mutter von 9 Kindern) starb übrigens 1810 in Paris bei einem Ball zu Ehren Napoleons, als ein Feuer ausbrach und sie ihre Tochter retten wollte.

Vom Burgberg hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und die umgebende Seenlandschaft. Ein zünftiges Mittagessen bekamen wir beim Schwejk von Hluboka!Auch das nahegelegene Budweis hat eine wunderschöne Altstadt. Weltweit bekannt ist die Stadt wegen des Budweiser Bieres, sie ist auch Universitätsstadt und Sitz des Bistums Budweis.Das historische Stadtzentrum wurde 1980 in die Liste der städtischen Denkmalreservate in Tschechien aufgenommen. Besonders beeindrucken der große Marktplatz mit seinen vielen Galerien-Cafes, das Rathaus aus dem 18. Jahrhundert, der Dom, in dem gerade eine Messe stattfand sowie der alte Wehrturm gleich daneben. Die Altstadt ist von einem schönen Park umgeben, und was wir auch toll fanden: es gab keine Parkplatzprobleme! Leider konnte ich kein Budweiser in der Brauerei kosten, denn wir waren ja mit dem Auto unterwegs.

Aber das haben wir am Abend nachgeholt, wo wir nach einem ausgiebigen Spaziergang in einer kleinen Gasse eine urige Kneipe fanden, wo die Japaner sogar warten mussten, um einen großen Tisch für ihre Gruppe zu bekommen!Hier gab es neben der berühmten Knoblauchsuppe im Brotlaib auch sehr viel Deftiges vom offenen Feuer! Durch das nächtlich illuminierte Krumau gelangten wir bald wieder auf unsere Terrasse. Viele Musiker sorgten für eine tolle Stimmung. Sogar ein Australier war da, der auf dem Didgeridoo und mit Trommeln die Musik der Aborigines darbot. Das nennt man dann einen tollen Tag!

Am Weltfriedenstag stand dann auf unserem Frühstückstisch ein schöner Rosenstrauß, und zum Hochzeitstag gab es Geschenke: zwei böhmische Schnapsgläser für Opa, ein Klappsessel für Oma. Heute wollten wir gleich zwei Schlösser besichtigen, das Krumauer und das der Rosenberger.

Schloss Krumau entwickelte sich aus einer Burg, die um 1240 vom Krumauer Familienzweig der Witigonen errichtet wurde.Das Schloss liegt über einer Furt auf einem langgestreckten, hohen Felsvorsprung, der im Süden von der Moldau und im Norden von der Polečnice umflossen wird. Wegen seiner Architektur und der historischen Bedeutung gehört es zu den wichtigsten Baudenkmälern Mitteleuropas. Es ist nach der Prager Burg der zweitgrößte historische Bau in Tschechien. Auf dem sieben Hektar großen Schlossareal befinden sich vierzig Gebäude und Paläste, sowie fünf Schlosshöfe und der Schlossgarten. Im gesamten Komplex blieben wertvolle Renaissance- und Barockräume und Säle mit Kunstgegenständen der letzten fünf Jahrhunderte erhalten. Wertvoll sind die Sammlung der flämischen Tapisserien sowie die große Bilderausstellung. Sehenswert sind die Rokokokapelle und der große Maskensaal mit illusionistischen Malereien aus dem Jahre 1748. Zu den Kuriositäten gehört eine goldene Kutsche aus dem Jahre 1638, welche Johann Anton I. von Eggenberg anlässlich einer Audienz bei Papst mit sich führte. Sie wurde nur einmal benutzt, um Geschenke des Kaisers an den Papst Urban zu transportieren – mitten im 30jährigen Krieg! Auf dem fünften Hof steht das große Barocktheater. Im Schlossgarten befinden sich ein Lustschloss und eine Kaskaden-fontäne. Seit Ende des 16. Jahrhunderts werden im Burggraben Bären gehalten.

Die Witigonen führten eine Rose im Wappen und als das Erbe an 5 Söhne ging, übernahmen die 5 Familien jeweils eine andere Rosenfarbe. Das war 1194 und die Teilung des riesigen Besitzes wurde in einem Gemälde gewürdigt.Die Familie mit der grünen Rose starb 1302 schon aus und da haben dann die mit der roten Rose neben Rosenberg auch noch Krumau übernommen. Die verschuldeten sich 300 Jahre später aber so, dass sie Ende des 16. Jahrhunderts das Schloss an den Habsburger Kaiser Rudolf II. verkaufen mussten. Sein Nachfolger Ferdinand II. verschenkte dann Krumau an die steirische Adelsfamilie Eggenberg aus Dankbarkeit für deren Beitrag am Sieg gegen den böhmischen Gegenkönig Friedrich 1622 in der Schlacht am Weißen Berg. Die Eggenbergs starben aber auch aus, und so übernahmen die Schwarzenbergs 1719 den Besitz.Alle Familien haben tüchtig zum Ausbau des Schlosses beigetragen mit Bauten im Stile der Romanik, Gotik, Renaissance, Barock und Rokoko. 1760 erfolgte der Bau des neuen Schlosstheaters. Mit dem Ausbau der Mantelbrücke 1767 wurde ein dreigeschossiger Verbindungsgang zwischen Residenz, Garten und Theater geschaffen.

Hat man so viele Stilrichtungen jemals auf einem einzigen Schloss erlebt? Im Schlossgelände hat man natürlich tolle Ausblicke auf Krumau und seine Umgebung.

Wir hatten dazu genügend Gelegenheit, denn auf die Führung in deutscher Sprache mussten wir noch 40 Minuten warten. Das Warten hat sich in zweierlei Hinsicht gelohnt: Tolle Aussicht und dann eine recht lockere Führung durch die heiligen Hallen!

Hier finden ja auch im Juli jeden Jahres viele Konzerte statt. Ein Anreiz, einmal wieder zu kommen!

Aber zusätzlich gibt es auch noch das Burgmuseum in der „Kleinen Burg“ aus dem 13. Jahrhundert, deren tolle Freskenmalereien aber aus dem Jahre 1590 stammen.Am Eingang zum Burg sieht man den Felsen, der sozusagen das Fundament zum Turm bildet. Pünktlich um 9 Uhr zur Öffnung der Museen bläst der Turmbläser sein Ständchen.

Neben der in jedem Schloss vorhandenen Waffensammlung haben besonders die Vitrinen mit böhmischer Glas-, Kristall- sowie Porzellankunst beeindruckt. Interessant auch die Toilettentechnik der Schlossherren, der Orden vom „Goldenen Vlies“ sowie die mittelalterlichen Öfen.

Nach diesen beeindruckenden Besichtigungen nun ging es auf nach Rozmberg, 25 km entlang der Moldau. Hier mussten wir uns vor dem steilen Aufstieg aber erst einmal unterhalb der Burg am Moldauufer stärken – aber etwas leichtere Mahlzeiten mit gebackenen Pilzen bzw. Salat. Hier konnten wir auch zwei von den hübschen Biergläsern mit Henkel erwerben. Noch ein Hochzeitstaggeschenk für Opa!Der steile Weg nach oben hat sich dann aber sehr gelohnt – wegen der Burg, der Aussicht und der schönen Rosen!Die Anlage der Burg Rosenberg besteht aus einer Unteren Burg und einer Oberen Burg. Die Obere Burg wurde nach 1225 durch den Witigonen Wok von Rosenberg errichtet, der erstmals 1250 in einer Urkunde des Königs Wenzel I. erwähnt wurde. Trotz Verlegung des Familiensitzes 1302 nach Krumau wurde die Burg Rosenberg von den Rosenbergern weiterhin genutzt.

Die erstmals 1262 urkundlich erwähnte Untere Burg wurde 1330–1340 erweitert. Nach dem Tod Peter Woks von Rosenberg 1611, der die Burg zum Renaissanceschloss ausbaute, waren ab 1612 die Herren von Schwanberg die neuen Besitzer. Da Peter von Schwanberg am böhmischen Ständeaufstand beteiligt war, wurde die Burg Rosenberg 1619 vom kaiserlichen Heer unter Feldmarschall Karl Bonaventura Bucquoy eingenommen. Aus Dankbarkeit schenkte ihm Kaiser Ferdinand 1620 die Burg.

Sie blieb im Besitz der Grafen Buquoy bis zu deren Enteignung und Vertreibung im Jahre 1945.Unter den Grafen Buquoy wurde die Untere Burg 1840–1857 im Stil der Neugotik umgebaut. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Burg für die Öffentlichkeit als eines der ersten Museen in Böhmen zugänglich gemacht.

Hier kommt man über einen Treppenaufgang mit viel Holz zunächst in die Galerie der Kreuzzüge. An den Wänden sind die berühmtesten Kreuzfahrer dargestellt von Gottfried von Bouillon über Richard Löwenherz bis zum alten Kaiser Barbarossa!Der Rittersaal hat eine wunderschön gemalte Kassettendecke und malerische Ausschmückungen im Stil des Manierismus.

Beindruckend sind auch die vielen schönen Sitzecken mit Panoramablick auf Ort, Moldau und Wälder.Wie auf anderen Burgen und Schlössern, die den Rosenbergern gehörten, erscheint auch auf der Burg Rožmberk die „Weiße Frau“, die in den Nächten durch die Burg spaziert und nach der Farbe ihres Kleides gibt sie die sich nähernden Ereignisse bekannt. Das schwarze Kleid bedeutet tragische Ereignisse, im Gegenteil die weiße Farbe bringt gute Neuigkeiten. Zuletzt wurde die Weiße Frau in der Zeit des II. Weltkriegs bemerkt, wo sie durch ihre Anwesenheit die Verachtung der Hakenkreuzflagge auf dem Turm äußerte. Das Vorbild der Weißen Frau ist Perchta von Rosenberg (1429-1476), die Tochter des Ulrichs II. von Rosenberg, die sich in der unglücklichen Ehe zu Tode gegrämt hat. Ihr Mann war wirklich sehr böse zu ihr, und nur weil er die Mitgift als zu gering empfand.Abschließend war noch ein Blick in die Waffenkammer und das Fürstenkaminzimmer mit der Lampe in Form der Meeresjungfrau und Rentiergeweih:Mit diesen Highlights waren die 44. Hochzeitsreise und der 44. Hochzeitstag wirklich sehr abwechslungsreich gestaltet. Am Abend konnte mit Spaziergang, Abendessen an der Moldau, einem Becherovka in der Hotelbar (immerhin war es ein Schnapszahlhochzeitstag) sowie einer Flasche Wein auf der Terrasse wieder Ruhe einkehren – vor der Heimreise.

 

Bei dieser Reise haben wir auch erfahren, dass es in Tschechien 120 prachtvolle Burgen und Schlösser gibt, die ähnlich gut erhalten sind und von interessanter Geschichte berichten. Davon kennen wir nun gerade mal sechs mit der Prager Burg, dem Lobkowitz-Palast, Burg Karlstejn, und den nun in Südböhmen besichtigten Sehenswürdigkeiten. Wer hätte gedacht, dass es in Böhmen so viele reiche Adlige gab, die sich ähnliche Prachtbauten wie die Franzosen an der Loire errichteten?

Wir wollten ja noch einmal an die Loire, um auch von Blois bis nach Angers weitere Schlösser zu besuchen.

Aber warum denn in die Ferne reisen, wenn das Gute doch so nah liegt?

Den Überblick haben wir ja nun bekommen!


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