Und noch einmal Arena von Verona – 18.-21. August 2022

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Nachdem wir zu siebent am 29.7. in der Arena von Verona wegen des aufziehenden Regen nur 20 Minuten von Nabucco erleben konnten, gab es doch das Angebot, Karten für andere Vorstellungen für 2,50 € unter Angabe der Kartennummer von Nabucco zu erwerben. Na das wollten wir doch nutzen.

Wir buchten somit für den 18.8. wieder Nabucco und für den Folgetag Turandot! In der Woche vor dem Opernereignis zeigte der Wetterbericht noch strahlende Sonne an, aber das änderte sich drei Tage vorher in ganztägig Gewitter und Regen. Was tun?

Mit Optimismus starteten wir zu Hause im strahlenden Sonnenschein los und hatten gegen den Wetterbericht auch Sonne bis zum Brenner-Rastplatz Nößlach, der etwa auf der Hälfte der Strecke liegt. Dann begann das Unwetter.Die wunderschöne Alpenlandschaft mit ihren romantischen Burgen konnten wir nur noch grau in grau sehen und natürlich gab es ab Bozen wieder ständig Stau. Aber dann führen wir doch im Sonnenschein nach Verona ein!

Wir hatten ja dieses Mal keinen Hund dabei und konnten so ein  Hotel nahe der Arena buchen, allerdings war da kaum noch was frei, besonders wegen Parkmöglichkeit.Es wurde dann ein „Albergo“, das zwar nur zwei Sterne hatte, aber eigentlich alles was wir brauchten mit sehr guten Bewertungen, von der Klimaanlage, dem Frühstück, Bad, WC und Parken. Die Albergo lag in einer kleinen Gasse direkt gegenüber dem Castelvecchio und nur 200 m von der Arena entfernt.Ein Glücksgriff war das! Katia und Roberto erwarteten uns schon, halfen beim Ausladen und schon war auch das Auto in der Garage. Sogar einen Balkon hatten wir da mit Aussicht auf die Festung.

Relaxt konnten wir gegenüber der Arena ein spätes Mittagessen einnehmen, wobei die frechen Vögel am Nebentisch die Reste von den vorherigen Gästen genüsslich verspeisten. Es war strahlender Sonnenschein, und wir hofften, dass der Wetterbericht sich eben mal geirrt hatte.Bald saßen wir wieder in der Arena und die Vorstellung begann.Im ersten Akt waren die Freiheitskämpfer nicht Juden, sondern euphorische Italiener. Priester mit Kreuz statt Judenstern.

Nach 30 Minuten Ouvertüre und erstem Akt waren 2o Minuten Pause angesagt, die aber 35 Minuten dauerte. Dann kamen im 2. Akt von den obersten Stufen die bösen Eroberer in österreichischen Uniformen und mit den Flaggen des Kaiserreichs Österreich. Kaiser Franz Joseph trat auf und zeigte sich eben wie damals Nabucco auch als größenwahnsinniger Herrscher. Bumms wurde er verrückt, und der zweite Akt war nach 30 Minuten auch zu Ende!

Die zweite Pause dauerte nun 40 Minuten (statt 20) bis 23 Uhr, genau so lang bis  der Regen wirklich kam und die Oper wieder nicht zu Ende gebracht wurde.

Bei nur 10 Minuten oder gar keiner Pause (Bühnenbild war ja nicht mal umzustellen), hätten wir die Oper fast bis zum Ende erleben können. Aber der Kommerz hat wohl gesiegt – der Umsatz an den Getränkeständen mit völlig überteuerten Preisen war wohl wichtiger.

Larissa meinte, ob das wohl an der Oper läge, dass sie nicht zu Ende gespielt werden kann. Nun die Antwort ist vielleicht einfacher:

Es lag aber nicht an der Oper (wir haben sie ja in Bregenz  auch in Freiluft erlebt), bestimmt jedoch an der Inszenierung, wo anstelle der Babylonier die Österreicher die Bösewichte waren und ihr Kaiser auch noch verrückt wurde. Klar, dass die Österreicher dann Blitz und Donner über die Alpen nach Verona senden!

Es regnete dann die ganze Nacht und auch noch am Vormittag. Eine gute Gelegenheit das Castelvecchio zu besuchen – mit den Regenumhängen natürlich! Wir waren rechtzeitig da ohne Schlange an der Kasse, beim Hinausgehen standen aber etwa 40 Menschen im Regen in der Schlange zur Museumskasse an.Castelvecchio war die Kastellburg der Scaliger. Francesco della Scala. ließ das Castelvecchio zwischen 1354 und 1356 errichten. Damals wurde eben noch schnell gebaut! Direkt am Etschufer sollte die Burg nicht nur Schutz vor äußeren Feinden bieten, sondern auch als Zufluchtsort vor Übergriffen aus der Bevölkerung oder der eigenen Verwandtschaft dienen. Als Fluchtweg wurde 1355 die  Scaligerbrücke über die Etsch erbaut, die ursprünglich nur von der Burg aus erreichbar war und deren Begehung allein den Burginsassen vorbehalten war.Seit 1923 beherbergt das Gebäude ein Museum. Gezeigt werden Werke der Veroneser Malerei von der Gotik bis ins 17. Jahrhundert, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Kunst der Renaissance. Das Museum beherbergt außerdem einige hervorragende lebensgroße Standbilder. Das berühmteste ist der sogenannte „Lächelnde Ritter zu Pferde“ aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, Francesco mit dem Kriegsnamen Cangrande II.

Das Museum zeigt auch viele wunderschöne Heiligenskulpturen und Gemälde.Ein sehr eindrucksvolles Museum. Es lohnt sich immer wieder, mehr Zeit in Verona zu verbringen, um außer der Arena mit ihren Opernaufführungen auch die Museen und Kathedralen zu besuchen.

Inzwischen bekamen wir die Nachricht, dass wir wegen des abgebrochenen Nabucco als Ersatz Karten für die nächsten drei Vorstellungen bekommen können. Na dann bleiben wir doch für die Traviata gleich bis Sonntag.

Leider war Katias Hotel fürs Wochenende ausgebucht, aber den Parkplatz konnten wir behalten und das Hotel Europa um die Ecke buchen.

Mittags hörte endlich der Regen auf, und wir konnten uns auf die Turandot bei gutem Wetter freuen. Auf der Rückseite der Arena konnten wir schon die Kulissen für Turandot und Aida bewundern.

Unser Mittagessen nahmen wir auf Katias Empfehlung  im Nobelrestaurant Casa Vino ein.Und bald pilgerten wir wieder zur Arena. Natalie heute im farbenfrohen Kleid.Zum letzten Mal hatten wir die Turandot mit Anna Netrebko und ihrem Mann Yusif Eyvazov in München, Februar 2020 erlebt. Nun heute konnte man die Qualität der Beiden nicht erwarten, aber immerhin war das Ensemble im Vergleich zu gestern sehr gut drauf, und natürlich machte das wechselnde opulente Bühnenbild ganz besonderen Eindruck. Es wurde auch frenetisch mit Applaus bedacht!

Da waren wir ja richtig beim Kaiser von China gelandet. Phantastisch!

Etwas störend empfanden wir die jungen Aufpasserinnen in schwarz. Die rannten mitten in der Vorstellung los, wenn jemand fotografierte. Mich haben sie aber nicht erwischt. Nur als ich in der Pause eine Nusstüte öffnete, rannte eine gleich auf mich zu: „Jedes Essen ist strikt verboten!“ Na und die Leute, die sich wegen besserer Sicht auf freie Plätze umgesetzt hatten wurden alle vehement zurückbeordert. Dazu hatten die beflissenen Mädels zuvor die Belegung jeder Reihe notiert. Wozu das alles?Insgesamt aber wieder ein tolles Erlebnis an diesem Abend.

Freuen wir uns auf den letzten Akt mit Traviata!

Zuvor mussten wir aber kurz umziehen, und das Hotel Europa ließ uns auch gleich um 10 Uhr ins fertige Zimmer. Das Hotel liegt noch näher –nur 100 m zum Arenaplatz und ist von mehreren Cafes sowie Restaurants mit Außenbereichen umgeben.Heute waren Spaziergänge durch das sonnige Verona angesagt – für das Mittagessen natürlich bis zu Piazza Erbe. Immer wieder begeistert dieser lebhafte Platz mit Marktständen und Restaurants in langer Reihe.

Und wieder entdeckten wir Neues –durch einen Torbogen geht es zumHof des Palazzo della Ragione. Der beeindruckende Palast aus dem 12. Jh. war einmal Rathaus und ist nun ein Kunstmuseum mit der
Möglichkeit zur Besteigung des hohen Turmes. Also ein Grund, mal wiederzukommen zum Palastbesuch!

Zurück geht es durch die belebte Geschäftsstraße zur Mittagsruhe ins Hotel.Am Nachmittag entdecken wir nach dem Kaffeetrinken dass ausnahmsweise am Rundfahrtzug kein Gedränge herrscht. Also fahren wir doch mal mit!Schön noch mal an all den Plätzen vorbeizufahren, die wir bei früheren Besuchen alle besichtigt hatten.

Auf geht es zum letzten Opernerlebnis. Die Restaurants an der Piazza Bra gegenüber dem Reiterdenkmal von Victor Emanuel II. waren wie stets gut gefüllt. Wir haben ja erlebt, dass man schnell bedient wird und dass auch das Preis-Leistungsverhältnis okay ist.

Die Security-Leute kannten mich ja inzwischen und ließen mich ohne Check durch.La Traviata hatten wir vor etwa 15 Jahren schon mal in Verona gesehen, aber das war keine sehr schöne Inszenierung. Beim Sterbeakt bestand das Bühnenbild aus einem riesengroßen verschnörkelten Bett – völlig verloren auf der breiten Bühne.

Heute zeigte die Arena modernste Bühnentechnik mit automatisch aufbauenden wechselnden Bühnenbildern –  Violettas Salon, im Landhaus, im Palais und am Sterbebett.Im prachtvollen Palais tritt sogar Ballett auf, und das Sterbebett hat die Umgebung von Violettas Salon. Riesenbeifall gibt es für die Bühnentechnik und für die doch exzellenten Sänger!Ein würdiger Abschluss unseres persönlichen Opernfestivals war diese tolle Inszenierung! Vor dem Schlafengehen spendiert Natalie noch ein Schokoeis, was hier ausgezeichnet mundet.

Am Sonntag hatten wir weniger Verkehr erwartet, aber das war ein Trugschluss. Wir sind zunächst Landstraße bis Affi gefahren, da der Navi nach der Auffahrt auf die A22 in Verona Stillstand anzeigte. Aber dann ging es bis Bozen wieder nur im Stopp and Go. Doch die Landschaft entschädigt für die langen Wartezeiten!Wieder zu Hause können wir uns auf das nächste Jahr im Juni in Abano Terme und Verona mit Aida sowie Rigoletto freuen.

Es bleibt das Erleben eines unvergesslichen persönlichen Opernfestivals.

 

 


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